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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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gut ohne ihre Liebe leben. Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, daß sie nie auch nur ein Kätzchen geliebt hat! Aber ich wollte dir erzählen, Vater, was sie zu mir sagte und was ich zu ihr sagte … Es schien sie zu freuen, als ich berichtete, du habest mich bisher noch gar nichts gelehrt und daß ich schon mit neun nach Armida in Pflege gegeben worden sei. Dann gab sie mir eine Matrix und testete mich auf Laran . Und als sie das getan hatte, sagte sie, sie brauche mich für Arilinn, und gleich darauf runzelte sie die Stirn und meinte, von sich aus ausgewählt hätte sie mich nie. Aber es gebe nur wenige andere, die die Ausbildung durchstehen würden, und ihr Wunsch sei es, mich zur Bewahrerin heranzubilden.«
    Der Schrei des Protests, der sich in Damons Kehle bildete, erstarb ungehört, denn Cleindori blickte mit leuchtenden Augen zu ihm auf. »Vater, ich antwortete ihr, wie es ja meine Pflicht war, ohne Einwilligung meines Vaters könne ich nicht in einen Turm eintreten. Und dann ritt ich hierher, um dich um diese Einwilligung zu bitten.«
    »Und du wirst sie nicht bekommen«, erklärte Damon barsch, »solange ich noch nicht unter der Erde bin. Und danach auch nicht, wenn ich es verhindern kann.«
    »Aber Vater – Bewahrerin von Arilinn zu sein! Nicht einmal die Königin …«
    Damon wurde die Kehle eng. Nun streckte Arilinn nach all diesen Jahren wieder die Hand nach einem Menschen aus, den er liebte! »Cleindori, nein.« Er streichelte ihre hellen Locken. »Du siehst nur die Macht. Du weißt nicht, wie grausam die Ausbildung ist. Um Bewahrerin zu werden …«
    »Janine erzählte es mir. Die Ausbildung ist sehr lang und sehr hart und sehr schwer zu ertragen. Sie sagte auch etwas davon, was ich geloben und was ich aufgeben müsse. Aber dann sagte sie, sie glaube, ich sei dazu fähig.«
    »Kind …« Damon schluckte schwer. »Menschliches Fleisch und Blut können das nicht aushalten!«
    »Also, das ist Unsinn«, behauptete Cleindori, »denn du hast es ausgehalten, Vater. Und Callista auch, die früher einmal Leonies Stellvertreterin in Arilinn war.«
    »Hast du eine Ahnung davon, was es Callista gekostet hat, Kind?«
    »Du hast es mir selbst erklärt, noch bevor meine Kinderzeit zu Ende war«, antwortete Cleindori. »Und Callista hat mir ebenfalls erzählt, ehe ich zur Frau wurde, welch ein grausames und unnatürliches Leben es war. Ich war immer ganz aufgeregt über diese alte Geschichte, wie du und Callista gegen Leonie und ganz Arilinn in einem Duell gekämpft habt, das nächtelang dauerte …«
    »Ist die Geschichte so angewachsen?« unterbrach Damon sie lachend. »Es war weniger als eine Viertelstunde, obwohl der Sturm in der Tat viele Tage lang zu wüten schien. Doch wir besiegten Arilinn und gewannen das Recht, Laran zu benutzen, wie wir wollten, und nicht, wie Arilinn es uns vorschrieb.«
    »Aber ich habe längst gemerkt«, argumentierte Cleindori, »du, der in Arilinn geschult worden ist, und ebenso Callista mit ihrer Arilinn-Ausbildung, ihr seid erstklassig. Dagegen sind die anderen, die hier in der Anwendung von Laran ausgebildet wurden, recht unbeholfen. Und ich weiß auch, daß sich alle anderen Türme im Land nach den Regeln von Arilinn richten.«
    »Diese Kräfte und Fähigkeiten …« Damon hielt inne. Er wurde sich bewußt, daß er brüllte, nahm sich zusammen und sprach ruhiger weiter. »Cleindori, seit meiner Jugend vertrete ich die Meinung, daß die Regeln von Arilinn – und die aller anderen Türme, denen die Arilinn-Leute ihren Willen aufzwingen – grausam und unmenschlich sind. Das ist meine Überzeugung, und ich habe unter Einsatz meines Lebens dafür gekämpft, daß die Männer und Frauen in den Türmen nicht hinter Mauern eingekerkert einem lebenden Tod überantwortet werden. Fähigkeiten, wie wir sie haben, kann sich jeder Mann und jede Frau erwerben, ob Comyn oder aus dem Volk, wenn er oder sie das angeborene Talent besitzt. Es ist wie beim Lautenspiel. Man wird mit einem Ohr für Musik geboren und kann lernen, wie die Saiten zu zupfen sind. Aber selbst in diesem schwierigen Beruf wird von niemandem verlangt, Heimat und Familie, Leben und Liebe aufzugeben. Wir haben andere vieles gelehrt, und wir haben uns das Recht erkämpft, zu lehren, ohne dafür bestraft zu werden. Es wird ein Tag kommen, Cleindori, an dem jeder, der die alten Matrix-Wissenschaften unserer Welt benutzen kann, freien Zugang zu ihnen hat und die Türme nicht mehr benötigt werden.«
    »Aber wir sind immer noch
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