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Die blutende Statue

Die blutende Statue

Titel: Die blutende Statue
Autoren: Pierre Bellemare
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zugekommen war, da er einst nicht ordnungsgemäß registriert worden war. Irgendwo in den Tresoren einer englischen Bank warteten noch die entsprechenden Wertpapiere, Edelsteine und Schmuckstücke seit drei Jahrhunderten darauf, dass seine Erben Anspruch darauf erhoben.
    Es war offensichtlich, dass keiner der modernen Drake-Namensträger für sich allein seine Rechte geltend machen konnte, aber wenn sie einen Verband gründeten, könnten sie die Kosten für Anwälte, Archivare und andere Spezialisten aufbringen, die eingeschaltet werden müssten, um die Rechte an diesem sagenhaften Schatz geltend zu machen.
    Wheelock, der eine Methode anwandte, die einige Jahrzehnte später im Bereich des Handels sogar in Europa Eingang fand, gründete einen Verband, und zwar den der »Erben von Drake«. Um Mitglied zu werden, brauchte man lediglich einen Beitrag zu zahlen. Natürlich war die Zahl der amerikanischen Drakes begrenzt. Um noch mehr Mitglieder aufzunehmen und damit den Einfluss des Verbands zu erhöhen, erweiterte Wheelock den Verband auf alle Personen guten Willens. Um sich als »Person guten Willens« zu qualifizieren, genügte es, den jeweiligen Beitrag zu leisten. Präsident Wheelock versprach bei der Aufteilung des sagenhaften Erbes allen Mitgliedern einen hohen Anteil.
    Um die Beiträge der Erbanwärter einzusammeln, engagierte Wheelock Geldeintreiber, die wie gewöhnliche Handelsvertreter quer durch Amerika reisten und das Geld kassierten. Jeder dieser Geldeintreiber sandte schließlich über mehrere Jahre wöchentlich zweitausendfünfhundert Dollar an Wheelocks Londoner Adresse. Dafür gab Wheelock eine Zeitschrift für die Mitglieder heraus, die alle Beteiligten über Drakes Geschichte auf dem Laufenden hielt.
    Um keine Gesetzesüberschreitung zu begehen, untersagte Wheelock seinen Geldeintreibern, mit ihm auf dem Postweg zu kommunizieren. Der Briefwechsel und die Geldsendungen mussten mittels Telegramm und einer internationalen Postanweisung erfolgen. Doch Pech für ihn: Je weiter er sein Netz ausbaute, desto weniger Kontrolle behielt er über seine Helfershelfer. Einige von ihnen missachteten die Vorschriften und die britische Post erstattete Anzeige. Sieben von Wheelocks Vertretern wurden beschuldigt, die Post betrogen zu haben. Und auch der gewissenlose Präsident Wheelock selbst, der dank der Beiträge seit Jahren auf großem Fuß lebte, wurde wegen Betrugs festgenommen, an die Vereinigten Staaten ausgeliefert und dort zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Er legte Berufung ein, während die Mitglieder des Verbands weiterhin an ihren Traum glaubten.
    Als Wheelock aus dem Gefängnis entlassen wurde, musste er, um glaubwürdig zu bleiben, seinen Verband weiterhin betreiben. Er wurde erneut wegen Betrugs verhaftet und starb sieben Jahre später im Gefängnis. Auch nach seinem Tod glaubten die Drakes und alle sonstigen Mitglieder des Verbands an das Erbe und gaben ihre Hoffnung nicht auf.
    Es wäre jetzt allerdings angebracht, Ihnen einige Dinge vor Augen zu führen: Das Testament von Sir Francis Drake hatte Elizabeth I. zu keiner Zeit Kopfzerbrechen bereitet. Außerdem wurde sein Nachlass damals ganz ordnungsgemäß registriert. Um in den Besitz seiner sagenhaften Schätze zu gelangen, hätten sich die Erben auf jeden Fall bereits vor dem August 1625 als solche zu erkennen geben müssen.
     

Die Erpressung des Opfers
     
    Frank Allen war ein schlimmer Junge, ein übles Subjekt! Wenn er am Ende des Jahres 1953 nicht mehr auf dem Kerbholz hatte, dann nur deshalb, weil er nicht die Gelegenheit oder den Mumm gehabt hatte, weitere Untaten zu begehen. Aber jetzt sollte sich dies ändern! Als er im Dezember 1953 aus dem Gefängnis von Chicago entlassen wurde, dachte er keine Sekunde daran, wie er das Weihnachtsfest verbringen würde.
    Im Gefängnis hatte er Kontakt mit versierten Gaunern und berühmten Gangstern aufgenommen und es war ihm bewusst geworden, dass er noch einen langen Weg vor sich hatte, um so gewieft wie sie zu werden. Bisher war er nur ein jämmerlich kleiner Betrüger, der sich auf ungedeckte Schecks spezialisiert hatte. Aber immerhin war er ja auch erst dreißig. Frank Allen war entschlossen, das Versäumte nachzuholen. Und es gab keine Zeit zu verlieren!
    Sein Äußeres war eher unauffällig. Er war klein und hatte dunkelbraune Haare. Sein Gesicht war außerordentlich beweglich und konnte jeden möglichen Ausdruck annehmen. Dieses Talent war ihm bereits von großem Nutzen gewesen. Er liebte es,
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