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Die blauen Tyrannen

Die blauen Tyrannen

Titel: Die blauen Tyrannen
Autoren: Charles Spencer
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suchte er nach Worten. „Bringe mich und meine Kameraden zum Berg des Gottes!“
    Eila riß weit ihre Augen auf.
    „Mike! Das kann doch nicht dein Ernst sein. Der Gott ist heilig. Wir können nicht zu ihm; er würde uns vernichten. Diesen Wunsch kann ich dir nicht erfüllen.“
    Mike sah sie bewußt verächtlich an.
    „Na, sagte ich nicht, was das Wort einer Blauen wert ist?“
    Das Mädchen schien mit ihrer Furcht und der Erfüllung ihres Wortes einen schweren Kampf auszufechten.
    „Weißt du, daß du soeben etwas von mir verlangt hast, das einer Frau meines Volkes mehr bedeutet als ihr Leben? Du hast die Aufgabe meiner Seele gefordert, die meinem Volk gehört. Der Gott kann mich vernichten für meine Kühnheit, dir den Weg zu weisen. Diese Gefahr träfe nur mich. Aber du erwartest auch, daß ich mein Volk verrate, dessen König mein Vater ist, und dessen Gesetz sagt, daß sich niemand dem Berge des Gottes nähern darf. Ich frevle wider alles, was mir heilig ist, wenn ich deinen Wunsch erfüllte. Verlangst du das wirklich?
    Oh, Mike!“ schluchzte sie und sah schmerzerfüllt zu ihm auf, so daß der Mann das Schicksal verfluchte, das ihn zwang, das Mädchen zu quälen, dem seine Sehnsucht gehörte. Aber wieso sprach Eila selbst immer von dem Gott im Berg? War es etwa doch kein Geheimnis der Blauen? Wußte sie nichts davon, oder wollte sie ihn täuschen? Gab es etwa doch diesen Gott? Er riß sich zusammen und sagte entschlossen: „Stehe zu deinem Wort! Ich will in den Berg des Gottes!“
    Doch das Mädchen gab noch nicht auf. Mit einem flehentlichen Blick sah es ihn an.
    „Ach, Eila!“ flüsterte Mike in ihr Ohr. „Ich liebe dich mehr als mein Leben. Und ich habe dich einmal mit aller Kraft gehaßt. Es wird der Tag kommen, wo du mich verstehen wirst. Ich weiß, was ich von dir verlange. Führe mich in den Berg!“
    „Ich werde dich zu dem Berg führen. Aber es gibt nur einen Weg dorthin, und der führt über meinen Vater.“
    „Wieso denn das?“ meinte Mike verblüfft.
    „Das ist ganz einfach zu verstehen. Die Einzelheiten weiß ich allerdings nicht. Sie sind auch nicht so wichtig. Es gibt einen Schlüssel für den Berg des Gottes. Nur der Herrscher besitzt ihn. Er wurde seit der Eroberung der Erde durch meine Vorfahren von dem jeweiligen König auf seine Nachkommen vererbt. Ich weiß, wo dieser Schlüssel sich befindet. Und ich werde ihn dir bringen. Aber niemand darf etwas vermuten. Deshalb muß ich allein gehen. Ich habe dir mein Wort gegeben. Ich werde es halten, selbst wenn ich mein Volk verraten muß.“
    Stumm stand Mike bei ihr. Ja, er achtete sie. Jetzt wußte er auch, warum er sie liebte; denn sie war wie er selbst. Sie wußte, was sie wollte. Sie würde es durchführen.
    „Ich vertraue dir, Eila“, sagte er schlicht. „Nimm mein Pferd. Meine Freunde und ich werden im Hause des königlichen Stallmeisters auf dich warten. Kennst du es?“
    Sie nickte kurz.
    „Wann wirst du zurück sein, Eila? Ich gebe drei Leben in deine Hand, ohne Sicherheit; nur weil ich weiß, daß du dein Wort niemals brechen wirst.“
    „Nein, ich werde es nicht brechen“, entgegnete sie ohne Zittern. „Ich werde den Schlüssel bringen und dich zum Berg des Gottes führen. Aber ich weiß nicht, wann das sein wird. Es kann einige Tage dauern. Doch ich werde nicht vergessen, was du mir angetan hast.“
    Mike wandte sich ab und ging zu seinen Freunden.
    „Macht euch fertig! Wir reiten zu meinem Onkel.*
    Das Mädchen sprach kein Wort, als Mike ihr sein Pferd übergab. Stumm bestieg sie das Tier. Kurz noch hielt der Mann sie zurück.
    „Etwas ist heute geschehen, Eila, für das es kaum Worte gibt, weil wir es wahrscheinlich auch nie begreifen werden. Ich fühle, daß wir zusammengehören. Hole uns nun den Schlüssel!
    Du mußt dich entscheiden zwischen dem, was du Liebe zu mir genannt hast, und deiner Erziehung. Ich vertraue dir mehr an als mein Leben. Beeile dich jetzt.“
    „Ich habe geschworen, also werde ich danach handeln!“
    Dann gab sie ihrem Pferd die Sporen.
     
3. Kapitel
     
    Vorsichtig spähte Jim Hines durch eine Ritze des schweren, stählernen Rollgitters, welches das Fenster verschloß. Im Inneren des Hauses war es fast dunkel. Nur das flackernde Kaminfeuer warf einen düsteren Schein durch den Raum.
    „Noch immer nichts zu sehen“, schimpfte der Schwarze unterdrückt. „Ich sage dir, Mike, die Blaue hat uns hereingelegt. Im günstigsten Falle hält sie den Mund. Aber davon bekommen wir den Schlüssel
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