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Die Bibel Verstehen

Die Bibel Verstehen

Titel: Die Bibel Verstehen
Autoren: Anselm Gruen
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dieser Krankheit und Schwäche lernt Paulus, dass Gottes Gnade ihre Kraft gerade in seiner Schwachheit erweist. Es sind befreiende Worte, die uns den Druck nehmen, dass wir durch unsere spirituellen Erfahrungen perfekte Menschen sein müssen. Es wird immer eine Distanz zwischen der Erfahrung Gottes und dem Leiden an unserer menschlichen Begrenztheit bleiben.
    In beiden Korintherbriefen erkennen wir neben den Auseinandersetzungen mit konkreten Problemen immer auch die mystischen Erfahrungen, die Paulus hatte und in die er auch uns einweisen möchte. Die Korintherbriefe zu meditieren heißt daher, den eigenen Gotteserfahrungen zu trauen und uns zugleich vom Geist Gottes in die vollkommene Weisheit und in die Tiefen Gottes führen zu lassen(1 Kor 2,10). Wenn wir mit Paulus auf Christus schauen, werden auch wir in sein Bild verwandelt und spiegeln die Herrlichkeit Gottes wider (2 Kor 3,18).
     
     

W
     
enn ich mit Menschen-, ja mit Engelszungen redete, hätte aber die Liebe nicht, so wäre ich tönendes Erz oder eine gellende Schelle.
    Und wenn ich die Prophetengabe hätte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis und wenn ich allen Glauben hätte, so dass ich Berge versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, so wäre ich nichts.
    Und wenn ich alle meine Habe verschenkte und wenn ich meinen Leib zum Verbrennen hingäbe, hätte aber die Liebe nicht, so nützte es mir nichts.
    Die Liebe ist langmütig, gütig ist die Liebe, sie ist nicht eifersüchtig, die Liebe prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht taktlos, sie sucht nicht den eigenen Vorteil, sie lässt sich nicht erbittern, sie trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, freut sich vielmehr mit an der Wahrheit. Alles erträgt sie, alles glaubt sie, alles hofft sie, alles duldet sie.
    Die Liebe hört niemals auf.
    1 KORINTHER 13,1–8 A

32
PAULUS SCHREIBT NACH GALATIEN
     
    Die Galater sind Kelten, die die griechische Kultur angenommen haben. Sie bewohnen die Landschaft im Innern Kleinasiens. Paulus hat sie auf seinen Missionsreisen zweimal besucht.
    Im Brief an die Galater geht es um die Frage, wie das Evangelium den Heiden verkündet werden und welche Geltung dabei das jüdische Gesetz haben soll. In die galatischen Gemeinden sind Irrlehrer eingedrungen, die darauf drängen, dass sich alle Christen beschneiden lassen und das jüdische Gesetz sowie zahlreiche Kalendervorschriften befolgen sollen. In diese Situation schreibt Paulus auf seiner dritten Missionsreise zwischen 52 und 57. Er kämpft für die Freiheit, die Christus uns gebracht hat. Die Galater sollen diese Freiheit nicht wieder verkaufen, indem sie sich unter kleinliche Vorschriften stellen.
    Paulus gibt den ersten Bericht, den wir über das Apostelkonzil haben. Paulus wurde von den Aposteln zu den Heiden gesandt, um ihnen die Botschaft von Jesus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, zu verkünden. Er handelt also im Auftrag der Apostel (Gal 2,1–10). Auch im Galaterbrief begründet Paulus die Rechtfertigung aus dem Glauben. Daher war dieser Brief für Martin Luther genauso wichtig wie der Römerbrief. Im dritten Kapitel zeigtuns Paulus, dass die Herkunft aus dem Judentum oder Heidentum relativ ist. «Da gibt es nicht mehr Juden und Griechen, Sklaven und Freie, da gibt es nicht Mann und Frau. Denn ihr alle seid einer in Christus Jesus» (Gal 3,28).
    In Christus werden wir neue Menschen. Unsere Vergangenheit ist nicht mehr wichtig. In Christus werden wir zu einer neuen Gemeinschaft zusammengeformt. Doch die Gemeinschaft wird nur gelingen, wenn einer des andern Last trägt: «So werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen» (Gal 6,2).
    Paulus beschreibt im Galaterbrief das Geheimnis christlicher Existenz. Wir sind Söhne und Töchter Gottes. Wir sind durch Christus aus der Knechtschaft befreit. Nichts soll Macht über uns gewinnen. Und Paulus zeigt uns den spirituellen Weg, den wir Christen gehen sollen. Er erinnert uns daran, dass wir aus dem Heiligen Geist leben, dass der Geist Gottes die eigentliche Grundlage unserer christlichen Existenz ist. So sollen wir aus dem Geist Gottes leben. Wer aus dem Geist Gottes lebt, bei dem werden auch die Früchte des Geistes sichtbar. «Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung» (Gal 5,22f). Damit gibt uns Paulus wichtige Kriterien in die Hand, was wahrhaft christlich ist. Immer wenn unsere Spiritualität Enge und Angst ausstrahlt, wenn
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