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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute
Autoren: Jaye Ford
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Bogen von einer zur anderen Seite, um sich bemerkbar zu machen.
    Der Wagen war fast auf ihrer Höhe, als sie bemerkte, dass es gar kein Taxi war. Das Auto hatte weder ein Schild auf dem Dach, noch machte es Anstalten langsamer zu fahren. Sie blinzelte ins Scheinwerferlicht, erspähte schemenhaft einen einzelnen Fahrer am Steuer, als der Wagen an ihnen vorbeifuhr, und sah ihm nach, bis die roten Rücklichter hinter dem Hügel verschwunden waren.
    »Scheiße«, sagte Corrine. Irgendwas fiel auf den Kies. Jodie vermutete, dass Corrines Tasche auf den Boden gefallen war.
    Jodie tat einen Schritt auf den glatten Asphalt der Straße und richtete die Taschenlampe auf die Kurve. »Scheiße.« Nach dem Aufflammen der Autoscheinwerfer erschien die Dunkelheit jetzt noch bedrückender. Das gefiel ihr gar nicht und auch nicht, dass ihr Herz wie wild hämmerte. »Wie viel Uhr ist es?«
    Das blaue Licht ging an. »Zwanzig vor acht.«
    »Ich rufe an.« Jodie kam zurück, nahm Hannahs Handy, überquerte die Straße und quetschte sich mit einer Schulter ins Unterholz, bevor sie einen Strich Netzempfang bekam. Sie wählte die Nummer, die ihr der Abschleppfahrer gegeben hatte, und sah zu, wie das Licht der Taschenlampe schwächer wurde, während sie auf das Klingelzeichen lauschte, bevor sich die Mailbox einschaltete. Höflich hinterließ sie eine Nachricht – wir stehen hier und warten, wäre toll, wenn Sie bald kämen. Sie rief Louise und dann den Fahrer des Abschleppwagens an. Keiner ging ans Telefon.
    Als sie wieder zu Corrine zurückkehrte, wirkte der Schein der Taschenlampe schwächer. Sie machte sie aus und atmete tief durch, als es dunkel wurde. »Verdammt noch mal, ich kann rein gar nichts sehen.«
    Corrine schwieg einen Augenblick, meinte aber dann: »Ich sehe die Baumwipfel gegen den Himmel.«
    Jodie sah hinauf, gewöhnte ihre Augen an die Dunkelheit und erkannte dann Schatten – die zackigen Umrisse der Baumwipfel unter einem sternlosen Himmel und die massige Form eines Gummibaumes, die weißen Straßenmarkierungen. Wieder spürte sie die Dunkelheit ihren Rücken hinaufkriechen, wollte sich umdrehen und sich vergewissern, dass sie allein waren. Mach dich nicht verrückt, Jodie. Das hast du hinter dir. Sie schob die Hände in die Taschen. »Ich sehe auch die weiße Straßenmarkierung.«
    »Ich sehe dich und dein Haar, aber nicht dein Gesicht.«
    »Dein Haar wirkt wie eine Rauchwolke.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache.«
    »Herrgott, es ist kalt.«
    Corrine scharrte erneut mit den Füßen. Jodie verlagerte ihr Gewicht von einem eisigen Fuß auf den anderen, blies in die Hände und zog den Kragen ihres Mantels enger. Es war so still, dass sie ihr Blut rauschen hörte. Der eisige Wind fuhr ihr ins Gesicht und ließ das Unterholz hinter ihr rascheln – ein zartes, zischendes Geräusch, das in der gespenstisch dunklen Stille noch lauter war und ihr plötzlich das absurde Gefühl vermittelte, allein zu sein.
    »Adam hat erzählt, dass du heute nur wegen seinem Modellflugzeug den ganzen Weg zur Schule zurückgefahren bist«, sagte Jodie laut und ein wenig zu fröhlich. Sie schaltete einen Gang zurück. »Er ist ziemlich vergesslich. Ich hoffe, dass das mit dem Packen noch gut ausgegangen ist.«
    »Kein Problem. Meine Koffer standen schon an der Tür. Außerdem sah Adam aus, als würde sein kleines Herz brechen, wenn er es nicht mitnehmen könnte.«
    Jodie lächelte und war erleichtert, Corrines Stimme zu hören. »Er wollte es unbedingt seinem Vater zeigen«, sagte sie und hätte Corrine gerne zu verstehen gegeben, wie dankbar sie ihr war.
    Doch das hatte Corrine ihr schon vor zweieinhalb Jahren strikt untersagt. Und zwar eine Woche nachdem Jodie wieder angefangen hatte, Vollzeit zu arbeiten, und sie noch immer wütend auf James war, weil er ihre schwierige Ehe beendet hatte. Sie hatte sich noch nicht wieder gefangen. Ständig holte sie Adam und Isabelle zu spät vom Hort ab, weil sie im Berufsverkehr stecken blieb. Die Kinder waren verwirrt, Jodie litt unter Schuldgefühlen und hatte eine ganze Menge Geld für die ständigen Verspätungen zahlen müssen. Da war Corrine aufgetaucht und hatte sich erkundigt, wie es im neuen Job lief. Eigentlich sah sie gar nicht wie ein Babysitter aus, so gepflegt und gestylt, wie sie herumlief. Niemand hätte vermutet, dass sie selbst Kinder hatte – doch Corrine hatte ihr angeboten, sich um ihre Kinder zu kümmern. Jodie musste mittwochs und donnerstags länger bleiben, weil sie
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