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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast
Autoren: Sam Millar
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Kleinigkeit zu essen, damit du etwas in den Magen bekommst.«
    Karl schüttelte den Kopf. »Mach dir keine Mühe. Außerdem habe ich keinen Hunger. Einfach nur K-a-f-f-e-e.«
    »Okay«, antwortete Naomi lächelnd. »Aber ich will, dass du dich ausruhst und wieder zu Kräften kommst. Vergiss nicht, wir gehen morgen Abend ins Grand Opera House.«
    »In die Oper? In was für ein Stück?«
    »
Tod eines Handlungsreisenden.
Weißt du nicht mehr? Ich hatte dir doch von diesem jungen aufstrebenden Schauspieler namens Connor O’Neill erzählt. Die Kritiker sagen, er sei der nächste Liam Neeson.«
    »Können wir das nicht um eine Woche oder so verschieben?«
    Naomi sah ihn ein paar Sekunden an, dann fuhr sie mit eisiger Stimme fort. »Weißt du, wie lange ich angestanden habe, um an die Karten zu kommen?«
    »Eben warst du noch voller Mitgefühl!«
    »Ich habe herzlich wenig Mitgefühl dafür geerntet, dass ich mir stundenlang in einer Schlange den Arsch abgefroren habe«, antwortete Naomi. »Morgen Abend um Punkt halb acht essen wir im Red Panda und gehen danach in die Oper. Basta.«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, rauschte sie ab in die winzige Küche.
    Karl fügte sich in sein Schicksal, betrat das Wohnzimmer und drückte reflexhaft die Fernbedienung des Fernsehers. Vor dem Fenster reparierten ein paar Männer Telefonleitungen, die der Sturm in der vergangenen Nacht beschädigt hatte. Überall lagen Kabel herum, die dicken Lakritzschlangen glichen. Die Männer schienen trotz der strahlenden Nachmittagssonne zu frieren.
    Was jetzt? Es aussitzen? Darauf warten, dass Wilson zu dir kommt? In was zum Teufel hast du dich da nur reingeritten?
    Plötzlich erwachte der Fernsehbildschirm zum Leben und riss Karl aus seinen Gedanken. Eine Pressekonferenz. Journalisten und Reporter standen um einen Tisch herum, die Mikrofone gezückt wie mittelalterliche Waffen.
    »Was können Sie uns über die Opfer sagen, Chief Constable?«, fragte ein bärtiger Reporter, der den sitzenden Polizisten wie ein Turm überragte.
    »Drei der Opfer waren Polizeibeamte. Detective Duncan McKenzie, Detective Jenny Lewis und Detective Peter Cairns«, antwortete der Chief Constable und trank einen Schluck Wasser aus einem Glas, bevor er fortfuhr. »Wie Sie alle wissen, konnte Detective McKenzie auf eine lange Laufbahn zurückblicken und wurde unlängst im Buckingham Palace von der Queen für seine Integrität und Tapferkeit ausgezeichnet. Peter Cairns war der jüngste Detective der Truppe. Er hatte eine große Zukunft vor sich. Jenny Lewis war eine junge Frau mit einem klaren Ziel vor Augen. Sie war erst vor Kurzem einer Eliteeinheit beigetreten. Tragischerweise wurde ihre behinderte Mutter ebenfalls ermordet.«
    Karls Magen verkrampfte sich, dann wurde ihm kalt. Er verspürte Übelkeit. Er wollte gerade abschalten, als Naomis Stimme erklang.
    »Drei Polizisten getötet? Wann ist das passiert?«
    »Keine Ahnung«, sagte Karl, der die Worte kaum über die Lippen brachte. »Einer davon war Duncan McKenzie.«
    »McKenzie? Der Typ, den sie Bulldog nennen? War das nicht der, von dem Ivana gesprochen hat?«
    Karl nickte. Er spürte einen sauren Geschmack im Rachen. Er musste schon wieder kotzen. Etwas an dem Chief Constable ließ ihm keine Ruhe. Wo hatte er ihn schon einmal gesehen?
    Der Chief Constable beantwortete weiter Fragen. Er wollte nicht bestätigen, dass Beamte Hinweise gefunden hätten: Reifenspuren, möglicherweise Fingerabdrücke; leere Patronenhülsen.
    Der bärtige Reporter ließ nicht locker. »Es wird spekuliert, Chief Constable, dass es sich um mehr als einen Täter handeln könnte und die Spuren beseitigt wurden, bevor die Täter flohen. Ist da was dran?«
    Der Chief Constable schien sichtlich verärgert über diese Frage zu sein. »Das klingt ja ganz so, als wären Sie selbst dabei gewesen. Vielleicht könnten Sie uns ja alle erleuchten und schildern, wie es weiterging?«
    Leises Gelächter unter den umstehenden Journalisten. Der bärtige Reporter wirkte einen Moment unsicher, fasste sich aber rasch wieder.
    »Ich glaube, es ist im öffentlichen Interesse, Chief Constable, dass unsere Zuschauer …«
    »Es wäre aber nicht im Interesse der Justiz, sich über Spekulationen seitens der Presse auszulassen. Ich kann nur das Folgende sagen: Ich bin noch keine sechs Monate Chief Constable, und schon ist die Verbrechensrate in dieser Stadt deutlich gesunken.« Der Chief Constable griff wieder nach dem Glas Wasser. »Wenn diejenigen zuhören, die
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