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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast
Autoren: Sam Millar
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diese schändliche und feige Tat begangen haben, dann sollen sie wissen, dass sie nicht davonkommen werden; ich werde nicht ruhen, bis sie ihre gerechte Strafe bekommen. Das verspreche ich. Und Ian Finnegan bricht niemals ein Versprechen.«
    Wo habe ich dich nur schon mal gesehen?
    »Karl? Karl?«, fragte Naomi. »Was ist denn mit dir los? Wer ist dieses hohe Tier?«
    »Ich bin nicht sicher …« Karl versuchte, sein Gehirn anzukurbeln.
    »Ist das da nicht Wilson, der neben ihm sitzt?«
    Wilson legte los, als wäre sein Stichwort gefallen. »Ich kann nur wiederholen, was der Chief Constable gesagt hat. Wir werden nicht ruhen, bis der Gerechtigkeit Genüge getan wurde.« Man sah trotz des dicken Make-ups, dass Wilson schrecklich schwitzte. »Jetzt beantworte ich einige Fragen, bevor wir diese kurze Pressekonferenz beenden müssen.« Wilson zeigte mit dem Finger auf die Journalisten, wie der amerikanische Präsident. »Caroline? Ihre Frage?«
    »Stimmt es, dass Sie bereits eine Liste von drei oder vier Tatverdächtigen haben?«
    »Eine genaue Zahl kann ich nicht bestätigen. Aber, ja, wir haben einige Namen. Nächste Frage …«
    Er blufft. Das sagen sie bei jeder Pressekonferenz. Er hat nichts als vage Vermutungen. Bestenfalls Verdachtsmomente.
    Karl wünschte sich, er könnte die verdammte Glotze abschalten.
    Das Telefon läutete. Karl ließ die Fernbedienung wie eine heiße Kartoffel fallen.
    »Ich geh ran«, sagte Naomi.
    »Nein! Nein … schon gut. Ich mach schon.«
    »Okay, okay. Du musst mir nicht gleich den Kopf abreißen.«
    »Entschuldige …«, murmelte Karl, aber Naomi war schon aus dem Zimmer gerauscht.
    Das schrille Läuten kreischte in Karls Kopf wie Fingernägel auf einer Schiefertafel. Er nahm ab und konnte nur flüstern. »Hallo …?«
    »Kane?«, ertönte eine Stimme am anderen Ende.
    »Wer ist da?«
    »Das weißt du genau.«
    »Wilson? Warum rufst du hier an? Willst du noch eine aufs Maul?« Karl spürte ein Bajonett im Magen.
    »Ich glaube, du weißt, warum ich anrufe.«
    »Tatsächlich?«, antwortete Karl und gähnte gespielt. »Warum klärst du mich nicht auf?«
    »Wo warst du letzte Nacht und in den frühen Morgenstunden?«
    Karl spürte, wie es in seinem Darm rumorte. Er musste dringend auf die Toilette. »Ich? Das ist doch egal. Wo warst du?«
    Karl sah Wilsons Gesicht am anderen Ende der Leitung deutlich vor sich, dunkelrot angelaufen, kurz vor der Detonation.
    »Du hältst dich für so schlau, aber ich will dir eines sagen. Wir haben Fingerabdrücke in dem Haus gefunden. Bis jetzt hat die landesweite Datenbank noch keinen Verdächtigen ausgespuckt. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass der Mörder, der drei Polizisten auf dem Gewissen hat, eines Tages das Gesetz übertritt, und sei es nur wegen Alkohol am Steuer. Und dann haben wir einen Treffer. Und noch eins: Der Chief Constable hat diese Morde zur Chefsache erklärt. Ich übernehme höchstpersönlich die Leitung dieses Falles. Mir ist egal, wie lange es dauert und was erforderlich ist, aber ich bringe diese Killer – oder den Killer – hinter Gitter.«
    »So, wie du die Mörder von Chris Brown hinter Gitter gebracht hast.«
    »Wir ermitteln noch in diesem …«
    »… speziellen Fall, ich weiß. Ich könnte dein Drehbuch schreiben, Wilson. Aber lass dir einen Rat geben: Wenn du die Mörder von Chris Brown findest, dann hast du auch die Mörder von Jenny Lewis.«
    »Was redest du da?«
    »Jetzt bin ich dran, und das weißt du genau. Du hast geschwiegen und weggesehen, und darum ist sie jetzt tot. Hättest du die Mörder von Chris Brown überführt, dann würde Jenny Lewis jetzt aller Wahrscheinlichkeit nach noch leben.«
    »Dein Stundenglas ist fast leer, Kane. Meins hat der Chief Constable gerade nachgefüllt. Die Zeit arbeitet für mich.«
    »Aber du hast nicht mehr als Sand in der Hand. Und wenn du gestattest, dann könnt ihr – du und der Chief Constable – euch jetzt verpissen. Schönen Tag noch.«
    Karl drückte Wilsons Stimme weg und ließ sich in einen Sessel am Fenster fallen. Er brauchte Luft – in rauen Mengen. Als er das Fenster öffnete, spürte er einen angenehm kühlen Lufthauch im Gesicht. Er zitterte, aber nicht wegen der Kälte.
Du spielst jetzt in der Oberliga, Junge. Und du bist selbst schuld daran. Einfache Fälle und einfach verdientes Geld haben dir nicht gereicht. Du musstest es kompliziert machen. Und jetzt wirf einen Blick in deine Zukunft. Gefängnis, wenn du Glück hast; ein nächtlicher Besuch,
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