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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast
Autoren: Sam Millar
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Wunde gleich unterhalb der linken Brust manövrierte. Plötzlich biss das Insekt zu, und ein glühend heißer Schmerz verzerrte ihr Gesicht zu einer Grimasse.
    Mit abgebrochenen Fingernägeln köpfte sie gekonnt die Ameise, die augenblicklich aufhörte zu zappeln. Sekunden später erlitt ein zweites Insekt dasselbe Schicksal.
    Wir haben eine verdammte Leiche gefickt …
    Mit Blut vermischter Schweiß rann ihr über die Stirn und sammelte sich unter ihrem Kehlkopf. Vierzig Minuten später war die anstrengende Arbeit getan, und ein Rosenkranz abgetrennter Ameisenköpfe lag, makabren Nähten gleich, auf ihrer Haut.
    Fast hätte sie über diese Ironie gelacht.
Ein Rosenkranz.
Warf Gott ihr sadistisch eine Rettungsleine zu, nachdem er zugesehen hatte, wie sie gefoltert und vergewaltigt und als tot geglaubt liegen gelassen wurde?
    Tot … tot … tot …
    Gierig und entschlossen saugte sie mit trockenen Lippen den Kadavern der Ameisen die Flüssigkeit aus. Sie schmeckten göttlich und ekelerregend süß, wie gezuckerter Wein.
    Als sie gerade ihren Schmaus beendet hatte, rieselten klickernd Kieselsteine von oben herab und prasselten ihr auf den Kopf. Ganz in der Nähe erklangen Geräusche: gedämpfte Ich-will-nicht-gehört-werden-Geräusche. In ihrer Verstohlenheit verräterische Geräusche.
    Sie hielt inne und horchte angespannt. Gedanken drängten sich in ihrem Kopf. Eine Ecke ihres Gehirns hörte, was sie nicht hören wollte.
    Sie sind es. Sie sind zurückgekommen, um sich zu vergewissern, dass du tot bist.
    Ihr Herz raste so sehr, dass es ihr körperliche Schmerzen bereitete, während ihr der Atem stockte. Kribbelnde Nervosität stahl sich unter ihre Haut.
    Stell dich tot, um zu überleben.
    Mit der zerschundenen Hand nahm sie behutsam einen Stein und versuchte zu schrumpfen, zwischen dem moosbewachsenen Geröll unsichtbar zu werden.
    Vorher töte ich noch einen von euch Drecksäcken, ich schlag ihm den Schädel ein. Der Tod hat sich gelohnt, wenn ich einen von euch mitnehmen und seine fassungslose Fratze sehen kann.
Sie wünschte sich ein Messer, mit dem sie ihnen die stinkenden Schwänze abschneiden konnte, um sie ihnen in den Mund zu stopfen und sie so zu zwingen, das widerliche warme Fleisch zu schmecken, so, wie sie sie gezwungen hatten.
    Das verstohlene Geräusch kam näher und wurde in seiner Deutlichkeit grauenerregend: Knurren.
    Plötzlich fielen ihr in ihrer Panik die Schlagzeilen von vor zwei Wochen wieder ein:
Wilde Hunde aus dem Zoo Bellevue entkommen.
Eine Person getötet, zwei schwer verletzt.
Drei der Hunde hatte man aufgespürt und getötet. Sechs weitere befanden sich noch in Freiheit. Die Polizei hatte die Öffentlichkeit zur Wachsamkeit ermahnt.
Nähern Sie sich ihnen nicht. Bleiben Sie wenn möglich im Haus. Die Tiere sind extrem gefährlich …
    Wilde Hunde … nein … nicht so … bitte lass mich nicht so sterben …
    Die räudige Meute tauchte hinter der nächsten Anhöhe auf. Anfangs zögerlich, doch dann umso unerschrockener, je geringer die Distanz zwischen ihnen und der Frau wurde, deren Blutgeruch ihre Nasen und leeren Mägen gleichermaßen peinigte. In nahezu perfektem Gleichschritt, mit gefletschten Fangzähnen. Die räudige Meute kam, um zu töten …
     
    Die Reifen des Lieferwagens schleuderten Erdklumpen in die Höhe, als er quietschend in einer großen Staubwolke zum Stillstand kam und fast zeitgleich eine Gruppe Männer ausspie.
    »Bist du ganz sicher, dass sie tot ist?«, fragte der Größte der vier, Billy, der im grellen Sonnenlicht die Augen zusammenkniff.
    Die anderen warfen einander nervöse Blicke zu. Die Antwort blieb Joe-Joe, einem weiteren Mitglied der Gruppe, überlassen.
    »Vielleicht ist es die falsche Stelle, Billy? Um diese Jahreszeit sieht es am Cave Hill doch überall gleich aus.«
    Zwei der Bande, Basil und Wesley, nickten.
    »Du gehst mir langsam auf die Nerven, Joe-Joe. Du warst doch schon immer beschränkt.« Billy kickte eine leere Bierdose zur Seite. »Und ihr zwei Schwachköpfe …«
    »Sie muss hier irgendwo sein, Billy«, beharrte Wesley.
    »Sie muss hier irgendwo sein, Billy«
, ahmte Billy ihn mit schriller, weibischer Stimme nach. »Hast du sie auch ganz sicher allegemacht, wie ich es dir gesagt habe?«
    Wesley nickte ein wenig zu schnell. »Ja … ja. Der ihr Hals hat geflattert wie Wäsche an der Leine.«
    Jemand kicherte.
    »Findest du das komisch, Basil?«, fragte Billy. »Glaubst du, dass hier irgendwas komisch ist?«
    Das alberne
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