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Die bestellte Braut

Die bestellte Braut

Titel: Die bestellte Braut
Autoren: Anna Staub
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vollkommenem Wohlwollen gegenüberstand, war Reverend Brinkley. Luke Sullivan hatte ihm ziemlich nachdrücklich klar gemacht, dass Finneys Nein auch Nein hieß und er kein zweites Mal versuchen sollte sie zu Sonntagsschulunterricht zu überreden. Jetzt würden die Kinder wohl doch zumindest einige der Sonntage in den Gottesdienst kommen müssen, wenn Bess Aldridge keine Zeit hatte den Unterricht zu übernehmen. Wieso konnte dieser Mr. Charles van Halen seinen Dienst als neuer Schulmeister von Green Hollow auch erst nach den Sommerferien antreten?
     

Leseprobe Green Hollow II
     
    „Davy Slane! Wenn Mr. van Halen erst mal hier ist, dann wird er Dir Deine Streiche schon austreiben! Mach sofort Deine Schwester los!“
    Bess Aldridge wusste sich so langsam keinen anderen Rat mehr, als dem renitenten Neunjährigen zu drohen. Davy hatte ganze Arbeit geleistet, indem er die langen, blonden Zöpfe seiner kleinen Schwester mit Stecknadeln an der Rückenlehne ihres Stuhls befestigt hatte. Mit dem Ergebnis, dass die Versuche der kleinen Elizabeth sich zu erheben ins Leere liefen. Immer wieder fiel sie auf ihren Stuhl zurück, was sie schließlich in ein mehr wut- als schmerzerfülltes Heulen ausbrechen ließ.
    Normalerweise konnte sie den hoffnungsvollen Nachwuchs von Green Hollow während der Sonntagsschulstunden, die sie vertretungsweise übernahm, ganz gut zur Räson bringen. Doch nach acht Wochen als Aushilfslehrerin waren selbst ihre Nerven zum Zerreißen gespannt.
    „Wer is denn Mr. van Halen?“, fragte Davy grinsend ohne die geringsten Anstalten zu machen, seine kleine Schwester aus ihrer misslichen Lage zu befreien.
    „Mr. van Halen ist der neue Schulmeister, der nächste Woche hier ankommt und er wird Mittel und Wege haben, sogar Dir Benehmen beizubringen!“ Und damit versuchte Mrs. Aldridge sich selbst daran, die Stecknadeln aus dem Stuhl zu ziehen. Was sie einige Mühe kostete, denn Davy hatte sie mit aller Kraft, die seinen robusten Fingern innewohnte, in das Holz getrieben, um seine Schwester dingfest zu machen.
    Gleich darauf begann glücklicherweise die Kirchenglocke zu läuten, was das Ende des Gottesdienstes und damit auch der Sonntagsschulstunde anzeigte. Mit einem überaus erleichterten Gesichtsausdruck scheuchte Bess ihre Schützlinge aus dem Schulhaus.
     
     
    „... und er soll furchtbar streng sein! Hat Mrs. Aldridge letzten Sonntag selbst gesagt“, berichtete Harriet Plockton zwei Tage später ihrer besten Freundin Finney, während ihre Mutter Liz ein Stück Stoff in braunes Papier verpackte. Die Neunjährige thronte weit über dem Boden auf einem Stapel Mehlsäcke im elterlichen Laden.
    Miss Finney, wie Mrs. Lukas Sullivan ungeachtet der Tatsache, dass sie inzwischen verheiratet und längst keine Miss mehr war, immer noch genannt wurde, zwinkerte Liz Plockton zu. „Ich frage mich nur, woher Mrs. Aldridge das wissen will? Hat sie Mr. van Halen denn schon kennengelernt? Vielleicht ist euer neuer Lehrer am Ende doch ganz nett. Man sollte sich nie auf seine Vorurteile verlassen. Vor allem nicht auf die Vorurteile von anderen Leuten. Bilde Dir lieber Deine eigene Meinung, wenn Mr. Van Halen da ist.“
    „Pffff!“, machte die kleine blonde Besserwisserin. „Miss Frocker war ein alter Drachen und bestimmt hat der Bürgermeister wieder so jemanden ausgesucht, der uns Ordnung beibringen soll.“
    Doch ihre Mutter ließ sie gar nicht weiter reden. „Harriet! So etwas sagt man nicht! Miss Frocker hat sich sehr viel Mühe gegeben, euch etwas beizubringen!“, fiel Liz Plockton ihrer kleinen Tochter scharf ins Wort, als sie Finney das verschnürte Paket über den Tresen reichte.
     
    „Ja, sie hat sich Mühe gegeben, aber geschafft hat sie es nicht“, antwortete Harriet ungerührt vom Tadel ihrer Mutter. Mrs. Sullivan musste sich auf die Lippen beißen, um nicht in lautes Lachen auszubrechen.
    „Auf Dein Zimmer, junge Dame! Sofort!“, rief Liz jetzt reichlich ungehalten. Die kleine Unruhestifterin kletterte auch ganz folgsam von ihrem Thron herunter und verschwand durch die Tür, die das Haus der Plocktons mit dem Laden verband. Allerdings nicht ohne hören zu lassen: „Was denn? Hat Pa doch selbst gesagt!“
    Luke Sullivan hatte Plockton's Warehouse gerade rechtzeitig betreten, um den letzten Teil des kleinen Disputs mitzubekommen und gesellte sich jetzt zu Liz Plockton und seiner Frau.
    „Na, was hat Pa denn genau gesagt?“, fragte er grinsend, während er den Arm um Finneys Taille legte und
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