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Die bestellte Braut

Die bestellte Braut

Titel: Die bestellte Braut
Autoren: Anna Staub
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dem Leumunds-Zeugnis seiner Nachbarn glauben will ein sehr angenehmer Mann, der sich für die Gemeinde engagiert und über den jeder nur Gutes zu sagen hat. Er hatte das Unglück seine Frau schon recht früh zu verlieren und ihm sind nur seine vier Söhne geblieben“, fuhr er dann mit einem ernsten Blick fort.
    Miss O'Brians Hände krampften sich augenblicklich in die Falten ihrer Schwesternschürze, die sie ganz vergessen hatte abzulegen.
    Vier Kinder! Das würde sicherlich eine Herausforderung werden. Vor allem wenn man so gar keine Erfahrung als Mutter vorweisen konnte.
    „Ist das ein Problem?“, fragte der Heiratsvermittler plötzlich misstrauisch, da er ihr Zögern wohl bemerkt hatte.
    „Nein, nein gar nicht“, beeilte sie sich zu antworten. Etwas nervös fuhr sie sich durch die kastanienbraunen Haare, nur um zu ihrem Ärger zu bemerken, dass sie in ihrer Aufregung und der Eile zu Mr. Smith zu kommen, sogar vergessen hatte, das weiße Häubchen abzunehmen.
    „Es ist natürlich... Nein, es ist kein Problem“, sagte sie schließlich fest. Sie war zwar bei Weitem noch nicht zu alt, um eigene Kinder zu bekommen, aber eben nach den Maßstäben der Gesellschaft auch nicht mehr die Jüngste. Und von daher konnte es nur von Vorteil sein, wenn Mr. Sullivan bereits Nachwuchs hatte. Nur für alle Fälle.
    „Sehr gut. Dann kann ich davon ausgehen, dass Sie das Angebot des Herren annehmen?“, fragte er dann etwas hastig und Miss O'Brian nickte verwirrt.
    Irgendwie hatte sie gedacht, dass noch mehr Formalitäten zu klären wären, aber jetzt ging alles ganz schnell. Fast zu schnell.
    Mr. Smith überreichte ihr ein Schreiben, das bestätigte, dass sie die für Mr. Sullivan von 'Smiths Eheanbahnungsinstitut für Heiraten in den Westlichen Territorien' ausgewählte Braut war. Es folgte ein unordentlich beschriebenes Blatt, auf dem stand, welchen Zug sie nach Westen nehmen musste, wo sie die Richtung wechseln sollte und dass sie in einem Ort namens Cheyenne in eine Postkutsche in den Süden umsteigen musste. Mr. Smith versäumte es nicht zu erwähnen, welches Glück sie hätte, nachdem er ihre unsichere Miene bei der Betrachtung dieses Reiseplans bemerkte. Dass sie so weit mit der bequemen Eisenbahn kam, war keine Selbstverständlichkeit. Noch vor einem Jahr hätte sie von Omaha im Nebraska-Territorium mit der Postkutsche reisen müssen. Was weitaus unbequemer gewesen wäre und sie sehr viel länger auf der Straße gehalten hätte. So wäre es von Cheyenne aus lediglich noch eine Tagesreise bis Green Hollow. Eine lange Fahrt, aber immerhin nur eine.
    Und Steffiney schwirrte nur so der Kopf von den ganzen fremden Namen und Orten. Sie würde sich in der Bibliothek eine Karte von Amerika ausleihen müssen, um sich etwas mit ihrer Reiseroute vertraut zu machen.
    Nachdem der eifrige Heiratsvermittler seine Gebühr kassiert hatte, schien er Miss O`Brian mit einem Mal sehr schnell loswerden zu wollen. Bevor die junge Frau so recht wusste, wie ihr geschah, stand sie schon wieder auf der überfüllten kleinen Straße, die zum Hafen hinunterführte und sah sich nach einer Droschke um. Ihr Geld, das sie dabei hatte, würde gerade noch reichen, um bis zu Mrs. Rulys kleiner Pension zu kommen.
    Als sie nach diesem langen Tag endlich wieder in ihrem kleinen Dachzimmer stand und die Nadeln löste, die ihr Schwesternhäubchen an Ort und Stelle hielten, war sie doch etwas ärgerlich. Sie hatte nicht einmal die Gelegenheit gehabt Mr. Smith noch irgendwelche Fragen zu stellen. Und sie musste zugeben, dass sie jetzt, wo sie so ganz allein in der abgeschiedenen Stille ihres kleinen Zimmers war, etwas Angst vor ihrem eigenen Mut bekam.
    Sie würde den langen Weg in den Westen ganz allein hinter sich bringen müssen. Sie hatte niemanden, der ihr helfen konnte und für einen kurzen Augenblick fragte sie sich, ob sie jemals dort ankommen würde, in Green Hollow. Alles war so schnell gegangen, dass sie gar nicht wirklich darüber nachgedacht hatte.
    Mr. Smith hatte sie noch gefragt, wann sie gedachte aufzubrechen und für eine schnelle Abreise plädiert. Er selbst würde Mr. Sullivan ein Schreiben zukommen lassen, das ihre Ankunft ankündigte. Sie müsste sich nur noch um die Fahrkarten für die Eisenbahn kümmern und ihre Habseligkeiten zusammenpacken.
    Mit einem entmutigten Blick ließ Steffiney sich auf ihr Bett sinken und sah sich in ihrem Zimmer um, das nun schon so lange ihr zu Hause war. Es war nichts Besonderes und bis auf ein paar
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