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Die bestellte Braut

Die bestellte Braut

Titel: Die bestellte Braut
Autoren: Anna Staub
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kommen, war eine Sache, aber hier, mitten in der Wildnis zwischen Indianern und Cowboys... Unwillkürlich zog sie ihre Hand aus der Umklammerung der Kleinen und wischte sich die schweißnassen Finger an ihrem Kleid ab. Doch unversehens erscholl über die Straße ein Ruf nach Harriet. Ihre kleine Wegweiserin zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Ich muss gehen, aber es war nett Sie kennengelernt zu haben.“ Plötzlich machte das Mädchen einen vollendeten Knicks und reichte Miss O'Brian die Hand.
    „Ich bin Harriet Plockton. Kommen Sie mich doch einmal besuchen, wenn Sie wieder in der Stadt sind.“ Und damit stürmte sie davon.
    Über so viel unvermutete Wohlerzogenheit musste Steffiney ungewollt lächeln. Doch gleich darauf kehrten die Sorgen zurück. Was sollte sie nur tun? Sie musste irgendwie zur Black Creek Ranch kommen, aber sie hatte keine Ahnung, wie sie das bewerkstelligen sollte. Nun, heute wohl gar nicht mehr. Die Sonne war inzwischen bereits am Sinken und mit ihrer Reisekiste kam sie sowieso nirgendwo hin. Zumindest nicht allein. Seufzend wandte sich Miss O'Brian dem Green Hotel zu und befürchtete, nicht genug Geld für ein Zimmer zu haben. Doch ihre Sorgen erwiesen sich als unbegründet. Das Green Hotel war ein sehr gepflegtes Haus mit vernünftigen Preisen für ein einfaches Zimmer. Steffiney beschloss die Nacht dort zu verbringen und am nächsten Morgen mit dem Besitzer des Hotels zu sprechen. Er würde ihr sicher sagen können, wie sie zur Black Creek Ranch kam oder wie man Charles Sullivan benachrichtigen könnte.
     

Zumindest einen Mr. Sullivan...
     
    Es war bereits nach Mittag, als Steffiney O'Brian sich endlich der Black Creek Ranch näherte. Ganz wider Erwarten hatte sie eine äußerst geruhsame Nacht verbracht und tatsächlich bis nach neun Uhr geschlafen. Zur Feier des Tages, dass sie heute endlich ihren Verlobten kennenlernen würde, hatte sie sich von ihren letzten Ersparnissen ein opulentes Frühstück geleistet. Sie wollte ja nicht mit knurrendem Magen vor ihrem zukünftigen Mann und den Kindern stehen.
    Mit Hilfe des Hotelangestellten hatte sie dann einen Mietstall ausfindig gemacht, der ihr eine zweisitzige Kutsche samt Kutscher zur Verfügung stellte. Zwar war ihr etwas mulmig zu Mute, als sie zu dem ungepflegt wirkenden jungen Mann hinauf gestiegen war, aber Miss O'Brian ließ nicht zu, dass ihre gute Laune und Vorfreude darunter litt.
    Innerhalb weniger Minuten hatte das Gespann die Stadt verlassen und befand sich auf einem staubigen Weg, der in einiger Entfernung in einen Kiefern- und Pinienwald zu münden schien.
    Steffiney hatte zwei Mal versucht eine höfliche Konversation über das Wetter und den Weg zu beginnen, doch ihrem jungen, düsteren Kutscher war nicht mehr als ein „Is schon recht, Ma'am“ zu entlocken. So gab sie es schließlich auf, richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Landschaft und stellte schon nach kurzer Zeit fest, dass diese durchaus ihren Reiz hatte. Die weiten Ebenen wechselten sich mit dunklen Nadelwäldern ab und dahinter falteten sich die Rocky Mountains auf wie in einem Gemälde.
    Doch es dauerte nicht lange und ihre Gedanken wanderten von den Ebenen zu deren Bewohnern. Vielleicht hatte Charles Sullivan ein falsches Datum erhalten. Vielleicht hatte Mr. Smith irgendetwas verwechselt in seinem Brief. Was würde ihr zukünftiger Mann dann für Augen machen, wenn sie heute schon auf seiner Ranch stand! Ob er sich wohl freuen würde? Und die Kinder? Die Jungen? Würden sie sie mögen? Ob einer von ihnen noch ein Kleinkind war?
    „Sind fast da, Ma'am.“ Erst die genuschelte Bemerkung ihres Begleiters brachte Steffiney O'Brian in die Realität zurück. In einiger Entfernung sah sie ein imposantes Holzhaus, um das sich Scheunen und ein paar zwei kleinere Holzhäuser gruppierten. Das musste die Black Creek Ranch sein.
    Erstaunt sog sie die Luft ein.
    „Ooohhh...“ Für einen Moment wich sogar das selige Lächeln aus ihrem Gesicht. Es war größer, als sie gedacht hatte. Sehr viel größer. Nachdem sie heftig geschluckt hatte, ließ sie ein weiteres „Ooohhh...“ hören, das diesmal etwas resignierter klang. Irgendwie hatte Steffiney O'Brian etwas in der Größenordnung von einer kleinen Herde Rindern und einer einfachen Hütte erwartet. Da hatte sie weit gefehlt. Sie sollte Herrin von diesem... diesem Unternehmen werden?
    Für einen Moment fragte sie sich, ob die Tochter eines kleinen Farmers aus Pennsylvania dem gewachsen war. Doch genauso
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