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Die Besteigung Des Rum Doodle

Die Besteigung Des Rum Doodle

Titel: Die Besteigung Des Rum Doodle
Autoren: W. E. Bowman
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gerade die Scherzblüte und Persiflage in Flor standen, herrschte die schönste Farbenpracht,und beständig drang der betörende Duft der Nageblume in unsere Nasen. Die Nostalgia, die überall blüht, nur nicht zu Hause, war zahlreich vertreten, wie auch das Wunschgewächs. Weiter oben wurden die dunklen Bänder des Zweifelskrauts und der Melancholia von letzten Grasmatten unterhalb der Schneegrenze verdrängt, wo nichts mehr zu sehen war als hier und da eine einsame Excentricular, altmodisch Männerstolz genannt.
    Auch die Fauna war uns eine ständige Freude. Natürlich war der Sündenbock allgegenwärtig, gleichermaßen die Platitüde und der Gemeine Langweiler. Das dickfellige Faultier war häufig anzutreffen, und nach Einbruch der Dunkelheit habe ich gelegentlich schleichende Schatten gesehen, die Burley als den Elenden Galgenstrick identifizierte. Shute zeigte mir an einem Nachmittag in großer Erregung ein höchst suspekt aussehendes Wesen, von dem er meinte, es sei ein räudiger Hund. Burley beteuerte, das sei auf keinen Fall ein räudiger Hund, sondern ein haariger Schandfleck, aber das kann auch einer seiner seltsamen Witze gewesen sein. Burleys Humor ist recht dürftig entwickelt. Eines Tages erzählte er mir, er werde von einem lauernden Verdacht verfolgt, was offensichtlich absurd war. Aber er ist ein guter Kerl.
    Wir waren natürlich alle ganz wild darauf, einen Blick auf den abscheulichen Schneemenschen zu erhaschen, über den so viel geschrieben worden ist. Diese Kreatur war zum ersten Mal 1928 von Thudd nahe dem Gipfel des Raw Deedle gesichtet worden. Er beschrieb sie als ein menschenähnliches, etwa sieben Fuß großes Wesen mit blauem Pelz und drei Ohren. Bei der Gelegenheit stieß es ein dünnes Pfeifen aus und rannte mit unvorstellbarer Geschwindigkeit davon. Die nächste bekannte Begegnung ereignete sich 1931 während einer bayerischen Erkundungsexpedition am Hi Hurdle. Bei dieser Gelegenheit ist es in 25 000 Fuß Höhe von drei Expeditionsmitgliederngesehen worden. Ihre Eindrücke widersprechen sich zum größten Teil, aber alle sind sich einig, dass das Ding Hosen trug. Orgrind und Stretcher fanden 1933 Fußabdrücke auf einem Schneehang oberhalb des Trundling La, und im folgenden Jahr hörte Moodles in 30 000 Fuß Höhe Grunzlaute. Danach wurde lange Zeit nichts Neues gemeldet, bis Brewbody 1946 das Glück hatte, die Kreatur aus der Nähe zu sehen. Von Pelz oder Haaren, so sagte er, gab es keine Spur, und das Ding ähnelte einem menschlichen Wesen mit normaler Statur. Es trug einen Lendenschurz und sprach mit sich selbst Rudistanisch mit starkem Birminghamer Akzent. Als es Brewbodys ansichtig wurde, sprang es über eine Klippe und verschwand.
    So weit die bisher zusammengetragenen spärlichen Informationen. Alle waren ganz wild darauf, neue beizutragen. Am wildesten war Wish, der vielleicht im Stillen den Traum hegte, dem Stammbaum des Menschengeschlechts den
Eoanthropus Wishi
hinzufügen zu können. Wish verbrachte viel Zeit oberhalb der Schneegrenze, wo er alle Markierungen untersuchte, die sich als Fußspuren hätten erweisen können; aber wenn er auch Grunzen, Pfeifen, Seufzer und Gurgeln und einmal sogar ein Murmeln hörte, so fand er doch keine konkreten Beweise. Sein Enthusiasmus legte sich merklich, nachdem er einen ganzen Ruhetag darauf verwandt hatte, über viele Meilen auf einem gefährlichen Bergkamm Fußspuren zu verfolgen, um schließlich zu erkennen, dass er einer Spur folgte, die von einem Träger gelegt worden war, den Burley dazu angestiftet hatte.
    *
    Die Träger waren von wenig einnehmendem Wesen. Das Bergsteigen galt ihnen als reines Geschäft. Ein Achtstundentag war vereinbart worden, für den jeder fünf Bohees(3¾ Pence) erhielt. Nichts auf der Welt konnte sie veranlassen, länger zu arbeiten, ausgenommen Geld. Wenn sie nicht marschierten, hockten sie in Gruppen zusammen und rauchten einen abscheulichen Tabak, der Stunk genannt wurde. Ihre Haltung war außerordentlich mürrisch; eine desolatere Truppe lässt sich kaum vorstellen. Sie standen in einem solchen Kontrast zu der Beschreibung, die Constant uns gegeben hatte, dass ich mich veranlasst sah, die Angelegenheit ihm gegenüber taktvoll zur Sprache zu bringen. Er erklärte, dass sie es gewohnt seien, oberhalb von 20 000 Fuß zu leben; ihre guten Eigenschaften würden erst in Erscheinung treten, wenn wir auf diese Höhe gelangten. Sie würden sich in dem Maße bessern, wie wir höher hinaufkämen, und den Gipfel in
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