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Die beste Welt: Roman (German Edition)

Die beste Welt: Roman (German Edition)

Titel: Die beste Welt: Roman (German Edition)
Autoren: Karen Lord
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einzuziehen und alles in Ordnung zu bringen«, sagte sie. »Ich habe es ihm als naheliegend verkauft, weil inzwischen ein neuer Biotechniker vor Ort ist und ich Zeit habe, um mit meinem Buch zu beginnen, aber ich glaube, er kennt mein wahres Motiv.«
    »Und das wäre?«, fragte ich und lehnte mich in die Kissen zurück, während sie den Wein einschenkte.
    »Ich will mich verstecken«, flüsterte sie verschwörerisch. »Vor Zhera.«
    Ich drehte den Namen im Geist ein paarmal hin und her. »Ist das nicht eine von den weiblichen Ältesten, die kürzlich eingetroffen sind?«
    »Sie ist wohl das Oberhaupt, und sie kann einen das Fürchten lehren. Ich dachte, diese Ältesten sollten für die jungen Männer der Kolonie liebevoller Großmutter- und Tantenersatz sein. Sie hält es jedoch für ihre Aufgabe, alle neuen Frauen und Verlobten in Form zu prügeln. Ich habe miterlebt, wie sie sich eine Gruppe von ihnen im Rathaus systematisch zur Brust genommen hat. Einige kamen tränenüberströmt wieder heraus.«
    »Nun ja, Hauptsache, sie greift den Entscheidungen des Ministeriums nicht vor«, sagte ich. »Ich nehme an, sie will der Gemeinschaft von Anfang an ihren Stempel aufdrücken. Ach ja, da wir gerade von Verlobungen sprechen …«
    Freyda nahm die Nachricht hoch erfreut, aber ohne jede Überraschung auf. »Endlich! Hast du unterschrieben?«
    Ich grinste verlegen, war aber doch geschmeichelt von ihrer Reaktion. »Natürlich nicht auf der Stelle, aber ich werde es tun. Nach euch beiden. Ich will euch schließlich nicht die Schau stehlen.«
    Sie winkte ab. »Du und Dllenahkh, das war unvermeidlich. Für Lanuri seid ihr schon seit einer Ewigkeit so gut wie ein Paar.«
    »Hm. Nasiha sieht das auch so«, bemerkte ich ironisch und nahm einen Schluck Wein. »Sind sadirische Verehrer für unsereinen zu subtil und hintergründig, was meinst du?«
    »Ich glaube, es fehlt nur die gewohnte Dramatik. Wenn sie sich erst im Klaren sind, gehen sie schnurstracks und ohne großes Tamtam auf ihr Ziel los.«
    Daraufhin saß ich eine Weile ganz still und merkte gar nicht, wie das Weinglas in meinen Händen warm wurde und das Kondenswasser in meinen Schoß tropfte. Ich rief mir in Erinnerung, wie ich Dllenahkhs Gedanken zum ersten Mal in meinen Träumen gelesen hatte. Vermutlich hatte er damals nach einer Möglichkeit gesucht, mir mitzuteilen, dass er aus unserer Freundschaft gerne mehr werden lassen würde. Ob das wohl der Zeitpunkt war, zu dem er mich gebucht hatte? Ziemlich dreist, einfach vorauszusetzen, dass ich Ja sagen würde – allerdings kannte er mich so gut, dass er sich seiner Sache wahrscheinlich zu Recht sehr sicher gewesen war.
    »Hör mal«, sagte Freyda und schaute mich mit einem boshaften Funkeln in den Augen über das Glas hinweg an, »wir sitzen ja nun im gleichen Boot, und deshalb sollten wir uns darüber unterhalten, wie viel von unserer Privatsphäre wir aufgeben wollen.«
    »Was?«, fragte ich verwirrt.
    Ihr Blick verdüsterte sich. »Hat Dllenahkh denn mit dir nicht über dieses Thema gesprochen? Mein Gott, Delarua, weißt du nicht Bescheid?«
    Endlich ging mir ein Licht auf. »Du meinst die Sache mit der telepathischen Bindung?«
    »Ja, ich meine ›die Sache mit der telepathischen Bindung‹«, bestätigte Freyda. Sie war fassungslos, wie wenig mich das berührte.
    »Ja, natürlich weiß ich davon. Warum siehst du mich so besorgt an?«
    Freyda stellte ihr Glas ab und beugte sich vor. »Bist du sicher, dass er dir alles gesagt hat?«
    »Ja.« Allmählich wurde ich ärgerlich. »Er sagte, sadirischen Männern sei es ein Herzensbedürfnis, eine tiefe telepathische Bindung einzugehen. Auf keinen Fall hat er den Eindruck vermittelt, das würde bedeuten, ich könnte keinen privaten Gedanken mehr haben.« In diesem Moment fiel mir ein, dass er tatsächlich angekündigt hatte, wir würden ausführlicher darüber sprechen, aber es war mir peinlich, das jetzt zuzugeben.
    »Es ist richtig, man kann in gewissem Rahmen mitbestimmen, wie tief die Bindung gehen soll, aber wenn man bedenkt, was Dllenahkhs Frau ihm angetan hat …«
    Ich spuckte den letzten Schluck Wein durch Mund und Nase aus. Sicherlich kein schöner Anblick. »Seine Frau? «, keuchte ich.
    »Oh, verdammt!« Freyda raffte eine Handvoll Servietten zusammen und drückte sie mir in die Hand. Ich sah sie wütend an, während ich mich säuberte, aber sie wich meinem Blick aus und stammelte: »Es tut mir so leid. Aber ich … ich glaube, dass sollte dir Dllenahkh lieber
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