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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition)
Autoren: Mo Hayder
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abgespielt: Zunächst Schweigen. Offenbar musste diese Tracey ihren ganzen Mut zusammennehmen. Dann: »Also hier spricht Tracey. Hm – also worüber wir gesprochen haben. Ich komm am Montag wieder raus. Wenn Sie mehr wissen wollen – eh …« Sie hielt inne, und Rebecca konnte hören, wie die Frau an ihrer Zigarette zog. »Ich bin dann gegen eins wieder bei mir zu Hause – Sie wissen ja, wo das ist.«
    Rebecca verspürte plötzlich eine diffuse Angst, und das, obwohl sie sich gerade erst vorgenommen hatte, sich nicht mehr so leicht aus der Bahn werfen zu lassen. Sie hörte nochmals beide Nachrichten ab und schrieb dann mit einem Filzstift auf ihren Handrücken: Tracey/Montag/13 Uhr . Dann ließ sie das Band zurücklaufen. Sollte vor Jacks Rückkehr ein weiterer Anruf eingehen, dann würden Traceys Nachrichten eben gelöscht. Außerdem war das Blinklicht jetzt deaktiviert, sodass Caffery eigentlich keinen Grund hatte, das Gerät abzuhören, sofern sie ihm nichts von den Anrufen sagte. Vielleicht ist es am besten, du verheimlichst ihm einfach, dass diese Tracey angerufen hat – sagst ihm einfach nichts davon … Möglich, dass er dann den ganzen Schwachsinn allmählich vergisst … Wenigstens ist dieser Penderecki endlich krepiert … »O verdammt, was redest du denn da?!«
    Sie blickte Richtung Küche. Vielleicht solltest du zur Beruhigung doch lieber ein Glas trinken . Nein – sie wollte nicht rückfällig werden. Also packte sie weiter ihre Einkäufe aus, machte die Küche sauber, steckte eine Ladung Wäsche in die Maschine, aß zum Mittagessen ein Sandwich und ging dann nach oben. Im Schlafzimmer zog sie ihre Jeans und das T-Shirt aus, legte sich auf Jacks Bett und schlief ein.
    So lag sie noch immer im Halbschlaf da, als später am Nachmittag unten sein Wagen vorfuhr. Er war heute viel früher dran, als sie erwartet hatte. Sie sprang auf, eilte zum Fenster und blinzelte verschlafen nach draußen, wo er gerade aus dem Jaguar stieg. Am Gartentor blieb er einen Augenblick unschlüssig stehen und starrte mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck auf die Eingangstür – als ob er sich über etwas klar zu werden versuchte oder über eine Telefonnummer oder etwas anderes nachdachte, was ihm gerade entfallen war. Dann ließ eine Windböe den Regen fast waagerecht niederprasseln, und die Bäume vorne im Garten bogen sich, und Jack erwachte aus seiner Erstarrung und kam ins Haus. Sie hörte, wie er seine Schlüssel unten in der Diele auf das Tischchen warf und dann die Treppe hinaufeilte. Sie warf sich rasch eines seiner Hemden um und ging ihm entgegen. Die Badtür stand offen, und er hatte sich über die Toilette gebeugt und hielt sich mit den Händen am Spülkasten fest, als ob er sich erbrechen müsste.
    »Jack?« Er verharrte in seiner Stellung. »Jack – ist alles in Ordnung?«
    Er schüttelte den Kopf. Sie legte ihm die Hand auf den Rücken und sah, dass das Regenwasser, das aus seinen Hosenbeinen floss, rot verfärbt war. Auf den Fliesen bildete sich eine Lache aus verdünntem Blut.
    »Jack?«
    Er spuckte in die Toilette. »Ja?«
    »Du blutest ja.«
    Er blickte auf den Fußboden. »Ja, das ist Blut.«
    »Bist du verletzt?«
    »Nein.«
    »Nein?« Sie war wie vom Donner gerührt. »Dann … o Gott …« Sie presste sich die Hand auf den Mund. Unten klingelte jemand an der Tür. »Jack? O Gott, Jack, was ist denn passiert? Was hast du getan?«
    »Alles in Ordnung. Ich hab noch rechtzeitig aufgehört …«
    »Was soll das heißen …?«
    »Bevor ich …«
    »Bevor du was ?«
    »Bevor ich … ach, Scheiße …« Er ließ den Kopf sinken. Wieder klingelte es an der Tür – diesmal länger. »Würdest du bitte aufmachen?«
    »Ich hab dich gewarnt .«
    »Becky …«
    »Was?«
    »Die Tür.«
    »Die Tür?«
    »Ja, die Haustür.«
    »Ach so, ja – natürlich.« Sie rannte die Treppe hinunter: Ich brauch unbedingt einen Drink – und Jack, von dieser Tracey erzähl ich dir kein Wort, ja, ich lüg dich einfach an … Unten öffnete sie die Tür, und vor ihr stand Souness mit rotem Gesicht und trat sich die Füße warm.
    »Danni …«
    »Becky …« Souness kam unaufgefordert herein und hinterließ auf dem Boden eine Wasserpfütze. »Wo ist er?«
    »Was? Oh … ach so.« Rebecca fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Er ist oben im Bad. Danni, was ist denn los?«
     
    Oben spuckte Caffery in die Toilette und wischte sich dann den Mund ab. Ja, er hätte diesen Klare tatsächlich am liebsten umgebracht. Die Tritte, die er
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