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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition)
Autoren: Mo Hayder
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Gott, Josh. Wo ist Josh?
    Im Wohnzimmer erklang eine schauderhaft heulende Stimme. Sie riss die Augen auf. War das nicht Hal? Er wimmerte mit schluchzender Stimme etwas, was sie nicht richtig verstand: »IchkannnichtIchkanneseinfachnichtNeinichkannesnicht. Bitte-Gottlassmichsterben …«
    Dann holte er schluchzend Luft, und diesmal konnte sie deutlich verstehen, was er sagte: »Bringen Sie mich um. Bitte, bringen Sie mich lieber um.«
    »Los, runter da. Los, weg da.« Der Troll stieg von dem Sessel und stieß mit dem Fuß einen schweren Gegenstand aus Bens Blickfeld. Dann zog er den Gürtel aus seiner Jeans. »Los, runter da.« Er wickelte sich den Gürtel um die Faust und straffte mit der anderen Hand das verbliebene Ende. Die Jeans rutschte ihm bis auf die Knöchel herunter. Dann ließ er sich wie ein Tier auf alle viere nieder.
    Mein Gott, was hat er nur vor? Sieht aus, als ob er …
    Sie konnte nur seinen Unterleib sehen, die heruntergelassene Jeans, den schmutzigen grauen Slip. Dann setzte sich sein Hinterteil in Bewegung – wie bei einem fressenden Tier. Wie bei einer Katze, die etwas …
    Ja, genau – die etwas kaut …
    Ein spitzer Schrei. Die Hinterbacken des Trolls zuckten. Jetzt endlich begriff Benedicte, was los war. Josh. »Nein!« Sie ließ sich in das Loch gleiten. » Nein! Lass ihn in Ruhe – du Schweeeiiin .«
    Der Mann unter ihr erstarrte.
    »Du verdammtes Schwein, lass ihn in Ruhe – sonst bring ich dich um!«
    Nichts. Das Einzige, was sie hörte, war ihr wild pochendes Herz. Dann plötzlich erschien sein Gesicht direkt unter dem Loch – sie konnte seinen Atem riechen, sah das Blut an seinen Zähnen. O mein Gott . Sie fuhr zurück, stieß mit dem Kopf gegen ein Brett, prallte zurück in das Loch. Nein! Sie versuchte sich aufzurappeln, ruderte wie wild mit dem Fuß ihres freien Beines, suchte nach einem Halt auf dem Boden, erwartete jeden Augenblick den stinkenden Atem über sich. Sie hörte, wie er ängstlich anfing zu keuchen – Wovor sollte der sich denn fürchten? -, erhaschte einen Blick auf seine weit aufgerissenen, nervös flackernden Augen, sah, wie er sich mit den Händen an den Mund fasste, als ob er Angst vor ihr hätte. Dann fing er an zu schnüffeln und mit wild zuckenden Lippen zu wimmern, und diesmal gelang es ihr, sich mit letzter Kraft aus dem Loch herauszustemmen. Kaum hatte sie den Kopf aus dem dunklen Loch gezogen, als es unten an der Tür klingelte.
     
    Caffery stand im strömenden Regen draußen vor der Tür. Er atmete schwer. Er war um die ganze Clock-Tower-Grove-Baustelle gelaufen – vorbei an schweren Maschinen und Kabelrollen. Champ, ja – in Zukunft werd ich wohl immer an diesen Champ denken, wenn ich irgendwo ein verdammtes Kabel sehe . Dann rannte er über den Weg, der zu den Häusern führte. Bis auf die Nummer fünf war noch keines der Häuser bewohnt. Im Haus Nummer fünf waren die Vorhänge zugezogen. Als er das sah, beschleunigte er abermals das Tempo und fing an zu rennen, bis er vor der Tür stand und mit dem Daumen auf die Klingel drückte.
    »Mrs. Church?« Er läutete abermals und presste den Handrücken gegen den Klingelknopf. Im Haus war alles still. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte in die Garage und sah dort im Dämmerlicht einen gelben Daewoo. Möglich, dass er sich täuschte. Er konnte sich noch an die Frau erinnern, die ihm vor über einer Woche die Tür aufgemacht hatte. Er wusste noch, dass sie etwas über den Geruch in dem Haus gesagt hatte – genau wie Gummers Frau vor mehr als zehn Jahren und wie Souness, als er mit ihr im Haus der Familie Peach gewesen war. Und auch an den Hund konnte er sich noch erinnern. Er öffnete den Briefschlitz.
    »Mrs. Church?«
    Und dann roch er den Uringestank, der ihm durch den schmalen Schlitz entgegenströmte. Mein Gott, der Dreckskerl hat ja wie ein Tier gewütet . Auf dem Boden lagen überall Fast-food-Verpackungen. Irgendwo weiter hinten im Haus lief ein Fernseher. Und oben auf dem Treppenabsatz war etwas an die Wand gesprüht.
    Er ließ die Klappe wieder zufallen und zog mit wild pochendem Herzen das Telefon aus der Tasche.
    »Jack, hören Sie mir gut zu«, sagte Souness. »Betreten Sie das Haus auf gar keinen Fall, bevor wir da sind. Warten Sie auf uns. Haben Sie mich verstanden?«
    »Ja, natürlich.«
    Das war ehrlich gemeint. Er schob das Telefon wieder in die Tasche und stand mit dem Jackett über dem Kopf im strömenden Regen vor der Tür, trat von einem Fuß auf den anderen, blickte
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