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Die Begnadigung

Die Begnadigung

Titel: Die Begnadigung
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wenn es weitgehend bekannt würde, daß eine genau ausgewogene Diät mit nicht denaturalisierten Lebensmitteln die beste Krebsvorbeugung ist? Keinerlei Farbstoffe mehr in Speisen, Getränken und Lebensmitteln, keine Bleichungen von Mehl, keine Konservierungsmittel, keine Pflanzenschutzgifte, keine Kunstdüngungen, keine Schlafmittel, wenig Nikotin, wenig Alkohol, denn alle diese Dinge beeinträchtigen die Zellatmung …
    Karin Hansen kam aus dem Labor in das Sprechzimmer. Als sie ihren Mann versunken am Schreibtisch sitzen sah, zögerte sie, ihn anzusprechen.
    Schließlich fragte sie leise: »Du hast in der Klinik angerufen?«
    Dr. Hansen nickte. Karin legte ihre Hände auf die Schulter und streichelte seinen Nacken. Sie wußte, das beruhigte ihn.
    Dr. Jens Hansen erhob sich schwer. Seine Augen wirkten müde. »Ich werde mit Färber sprechen müssen.«
    »Worüber?«
    »Ich möchte einen Rat haben. Färber ist ein Kollege, der aufgeschlossen ist. Ich habe einen Plan, Karin …«
    »Einen Plan?« Sie sah ihm zu, wie er sich die Hände wusch. Nervös, mit flatternden Fingern. Zweimal entglitt ihm das Handtuch beim Abtrocknen.
    »Ich habe ihn schon lange. Frau Wottke mit ihren sechs Kindern war der letzte Anstoß, den Plan zu verwirklichen. Ich kaufe das Bauernhaus nebenan.«
    »Aber warum denn, Jens?«
    »Ich baue es um. Ich richte vier Krankenzimmer ein, einen Behandlungsraum, ein größeres Labor. Man wird Frau Wottke nach einigen Bestrahlungen aus der Klinik entlassen.« Dr. Hansen drehte sich zu Karin. Er sah in ihren Augen völlige Verblüffung. »Ich will Frau Wottke und vielleicht noch andere zu mir nehmen. Ich will die für die Schulmedizin schon ›Tote‹ behandeln. Nach meinen Ansichten, mit Mitteln der internen Medizin. Ich will versuchen, den ganzen Menschen zu reorganisieren. Die Chirurgen und Strahlentherapeuten haben ihre Grenze erreicht, sie schicken den ›Fall‹ nach Hause – warum soll ich nicht versuchen, die Wurzel des Krebses anzugehen. Versuchen, Karin! Daran glauben! Mein Gott – wo kämen wir hin, wenn wir tatenlos die Hände in den Schoß legten?«
    »Und … und woher willst du das Geld nehmen?«
    »Ich lasse den Bausparvertrag auszahlen. Mit ihm können wir die Zimmer ausbauen.«
    »Keine Krankenkasse wird den Aufenthalt bezahlen!«
    »Natürlich nicht.« Hansen senkte den Kopf. Er würgte an den Worten, und er wandte sich ab, als er sie aussprach. »Du hast einmal gesagt, Karin – als wir heirateten – : ›Du kannst jederzeit über mein väterliches Erbe verfügen!‹ Ich … habe es nie angetastet. Aber jetzt … jetzt, Karin … Es ist nicht für mich … Ich …«
    Karin legte den Arm um seinen Hals und küßte ihn. Es war eine unendlich zärtliche Bewegung.
    »Natürlich, Jens«, sagte sie. »Ich rufe heute noch den Anwalt an …«
    »Karin!« Er ergriff ihre Hände.
    Sie hatten eine neue Tür ihres Lebens aufgestoßen. Die Dunkelheit, in die sie traten, sahen sie in ihrer Anfangsfreude nicht.
    Franz Wottke saß im gläsernen Wintergarten der Chirurgischen Universitätsklinik.
    Er rauchte eine Zigarette nach der anderen. In seiner Aktentasche hatte er eine Thermosflasche mit starkem Kaffee mitgebracht. Man wußte nie, wie lange so eine Operation dauert, ob die überhaupt pünktlich anfingen, was sich da so alles tat. Daß eine große Klinik mit fast militärischem Drill geleitet wird und die Ordnung und der Zeitplan straff wie in einer Kaserne sind, wußte Franz Wottke nicht.
    Jedesmal, wenn ein fahrbares Bett aus dem Aufzug gerollt wurde und hinter den mit Milchglas verkleideten großen Türen verschwand, auf denen: ›Eintritt verboten! Operationsraum‹ stand, drückte er die Nase an die gläserne Wand und starrte hinüber in den Flur.
    Dann sah er Erna. Sie lag auf dem Bett, blaß, ängstlich, mit großen Augen. Wottke klopfte an die Scheibe, er winkte, er stellte sich auf den Rohrstuhl. Aber Erna sah nicht zur Seite. Sie starrte die Schwester an, die neben ihr ging. Als sie die Tür mit den Milchglasscheiben sah, tastete sie nach der Hand der Schwester und hielt sie fest.
    Franz Wottke schluckte krampfhaft und umklammerte die Lehne des Korbsessels. Sein Gesicht lag an der Scheibe. Plötzlich beschlug sie, wurde blind, naß. Da riß er sein Taschentuch heraus, wischte das Glas sauber … die Glastür schwang auf, er sah eine Ansammlung weißer Mäntel, Köpfe, die mit weißen Operationshauben bedeckt waren, Schwestern, Krankenpfleger, leere Rollbetten, Ständer mit
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