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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin
Autoren: Andreas Franz
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gewußt hätte …«
    »Wenn du gewußt hättest, natürlich … wenn du gewußt hättest, daß ich deine Schwester bin, dann wäre das nie passiert!« Sie machte eine Pause und schoß einen weiteren Giftpfeil ab. »Dir wäre das scheißegal gewesen. Du wolltest nur runter von deinen verdammten Schulden, für die du übrigens allein verantwortlich bist. Du hättest eben besser auf deinen Buchhalter aufpassen müssen. Ich wollte dir nur sagen, daß mit dem heutigen Tag unser Verhältnis beendet ist. Du wirst nie wieder hierherkommen. Solltest du es doch tun, dann werde
ich
die Polizei rufen. Ich werde ihnen sagen, daß du mich sexuell belästigst. Du bist tot, mausetot!«
    David glaubte, auf einer glibbrigen, rutschigen Masse zu stehen. Er stellte sich hinter Nicole, und für einen Moment wollte er seine Hände um ihren Hals legen und zudrücken. Sie sagte: »Wenn du mich umbringst, wanderst du für den Rest deiner Tage ins Gefängnis. Ich habe bei einem Anwalt einen versiegelten Brief hinterlassen, in dem steht, daß im Falle meines vorzeitigen Ablebens und so weiter und so weiter … Ich habe jede Möglichkeit in Erwägung gezogenund jeden Schritt sorgfältig geplant. Und ich habe keine Spuren hinterlassen.«
    »Sei dir nicht zu sicher«, zischte David. »Es gibt Unfälle, seltsame, grausame Unfälle. Sei auf der Hut, Nicole Vabochon oder Maier! Ich werde dich kriegen. Weniger für das, was du mit mir gemacht hast, sondern wegen dem, was du meinen Kindern angetan hast. Sie sind unschuldig.«
    »Verschwinde und laß mich allein. Sonst hole ich die Polizei.«
    »Darf ich noch einen Whisky trinken?«
    »Bitte, von mir aus die ganze Flasche.«
    »Du auch?« fragte er und schenkte ein.
    »Wenn du so freundlich wärst.« Sie stand weiter mit dem Rücken zu ihm. »Ich werde jetzt baden, und wenn ich fertig bin, möchte ich dich nicht mehr hier sehen.« Sie ging mit müden, schwerfälligen Schritten an David vorbei, blieb kurz stehen und sah ihn fast traurig an. »Ich habe selber nicht gewußt, was für Gefühle in einem Menschen stecken können.« Sie ging ins Bad und machte die Tür zu, ohne abzuschließen. David trank seinen Whisky, doch das Beben in ihm ließ nicht nach. Sie war böse, sie war eine Hexe, Esther hatte recht gehabt mit dem, was sie über ihre Mutter gesagt hatte. Er hörte das Rauschen des einlaufenden Wassers, in ihm drehte sich alles, er hörte, wie nach einer Weile das Wasser abgestellt wurde, er legte sein Ohr an die Tür, hörte, wie Nicole in die Wanne stieg. Er zitterte, sein Herz schlug dumpf, und in seinem Kopf braute sich ein gefährliches Unwetter zusammen. Er öffnete die Tür und trat einfach ins Bad. Ihr tödlicher Blick traf ihn hart.
    »Verschwinde!«
    »Hör zu«, sagte er und trat näher, »es tut mir leid. Ich bin nicht wie mein Vater, ich bin anders. Ich habe vor dir noch nie meine Frau betrogen.« Er setzte sich auf den Badewannenrand zu ihren Füßen. Sie lachte auf, er haßte dieses Lachen. Einer ihrer Füße spielte mit dem nach Rosen duftenden Schaum. David tippte einige Male mit seinen Fingern inden Schaum und sah Nicole an. Ihr Körper war bis zum Kinn im Wasser versunken, ihre vollen Brüste von Schaum bedeckt. Er tauchte mit einer Hand tiefer ins Wasser, sehr heißes Wasser, und streichelte ihre Unterschenkel. »Bitte, verzeih mir«, sagte er noch einmal, dann glitt auch seine andere Hand ins Wasser, sie sah ihn nur an, die Stirn leicht fragend in Falten gezogen. Mit einem plötzlichen Griff umfaßte er beide Füße und zog ruckartig an ihnen, Nicoles Gesicht verschwand augenblicklich unter Wasser, ihre Arme schlugen nicht hilfesuchend, kein Schrei, nichts. Das Wasser rauschte in ihrer Nase aufwärts, und sie verlor sofort das Bewußtsein. David ließ die Füße los und das jetzt leblose Fleisch ins Wasser zurücksinken. Nur ein paar Haare schwammen auf der Wasseroberfläche, umspült von Schaum. Die Spinne lebte nicht mehr.
     
    Er trocknete sich Arme und Hände ab, bürstete sich ein letztes Mal durchs Haar, öffnete die Tür von Esthers Zimmer, sie schlief noch immer. Er gab ihr einen leichten Kuß auf die Wange, sie gab einen knurrenden Laut von sich, er nahm sein Glas vom Wohnzimmertisch, spülte es und stellte es in den Schrank zurück. Dann verließ er die Wohnung. Er fuhr nach Hause.
    Alexander saß vor dem Fernsehapparat, er ging auf ihn zu und nahm ihn in den Arm. Er sagte kein Wort, und Alexander spürte, daß es nicht an der Zeit war, Fragen zu stellen. David nahm
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