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Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Autoren: Mona Misko
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haben. Dennoch missgestimmt stieg sie in ihren alten VW Cabrio. Erst nach dem dritten Versuch sprang er an. Da war Wolfs schwarzer Porsche schon was Edleres. Was Autos betraf, verhielt er sich wie ein Snob, wenn er sonst auch nicht viel Wert auf Äußerlichkeiten legte.
    Kurz entschlossen fuhr sie in die Redaktion und lief auf dem Parkplatz dahinter direkt dem Redaktionsleiter Theo Trenk in die Arme.
    „Oh, Anke! Arbeitswütig?“
    Sie überhörte seine zynische Bemerkung. In seinem ihr offen zugewandten Blick funkelten seine Augen vergnüglich. Anke bekam wie schon oft das Gefühl, er würde sie nicht ernst nehmen. Sie überlegte blitzschnell, ob sie sich eine neue Frisur zulegen und in einen dunkelblauen Hosenanzug schlüpfen sollte, hatte sie doch erst kürzlich in einem schlauen Buch gelesen, was Karrierefrau zu tragen hatte. Sie wollte doch Karriere machen, oder? In Gedanken winkte sie ab. Sie liebte ihre roten Locken, ihre Lederklamotten und ihre lässigen Blazer zum engen Top. Aber in die Chefetage würde sie damit nicht kommen, um dort eh nur am Schreibtisch zu sitzen, zu telefonieren, delegieren und zu korrigieren. Sie brauchte die Jagd nach abenteuerlichen bewegten Geschichten wie die Luft zum Atmen. Lebte von dem Kontakt zu den Mitmenschen an der Basis. Wie auch immer, dachte sie, ich könnte das mit dem Hosenanzug ja mal versuchen. Als hätte sie ihn schon an, fragte sie ihren Chef:
    „Ist noch Platz für mich in der morgigen Ausgabe, wenn ich Ihnen in einer halben Stunde einen weiteren Artikel über satanische Sekten liefere?“
    „ Die Kladden?“ schloss Trenk richtig.
    Anke nickte und schlug sich im Geiste an die Stirn. Die hätte sie mitnehmen sollen.
    „Was halten sie von Fortsetzungen, ein Artikel pro Woche?“
    „ Sie meinen, das Volk müsste aufgeklärt werden?“
    „ Ist alles unaussprechlich und teilweise unglaublich. Ich blick noch nicht ganz durch.“
    „ Fangen Sie erst mal an und mailen Sie mir die erste Fassung. Dann sehen wir weiter.“
    Blödmann. „Schönen Abend“, verabschiedete sich Anke, ärgerlich und gleichzeitig froh, aus seinem Dunstkreis verschwinden zu können.
    „Ach, Frau Contoli!“
    Anke drehte sich wie elektrisiert um. Trenk stand schon ein paar Meter von ihr entfernt an der offenen Tür seines Wagens.
    „Noch etwas. Glauben Sie, die Weihnachtszeit sei der richtige Background für ein Thema dieser Brisanz?“
    „ Ich kann es ja als Weihnachtsmärchen verpacken“, reagierte Anke schnippisch.
    Trenk ließ sich auf den Sitz fallen und schlug ungestüm die Tür zu.
    Blöder Pinsel, dachte Anke mindestens zum Tausendsten Mal, seitdem Trenck zu dem Team gestoßen war oder wurde. Sie mochte ihn nicht. Seit einem halben Jahr war er neuer Redaktionsleiter der Zeitung. Seinen Untertanen gegenüber verhielt er sich zwar gerechter als sein Vorgänger, legte aber ständig eine ironische Art an den Tag. Keiner in der Redaktion wusste, wie er bei ihm dran war. Er redete nie Klartext. Gottlob brauchte sie als freie Journalistin nicht oft hier zu sein. Sie hätte auch jetzt den Artikel zuhause schreiben können, aber nach dem Streit mit Wolf drängte es sie nicht in ihr Appartement.
    Weihnachtszeit, überlegte sie, eigentlich nicht schlecht, da waren die Menschen erheblich sensibler, was von Vorteil sein könnte, oder sie würden sich angewidert fühlen. Anke wusste, was ihr Trenk mit seiner Bemerkung sagen wollte. Sie musste das richtige Mittelmaß treffen in ihren Ausführungen, nur zwischen den Zeilen schocken, obwohl sie es für die ganz Oberflächlichen am liebsten offen und direkt formulieren würde.
    Von den acht Schreibtischen war nur noch die Hälfte besetzt. Anke winkte wie immer in alle Richtungen, egal, ob dort jemand saß oder nicht, und setzte sich an einen der freien Tische. Eine Weile überlegte sie, starrte auf den leeren Bildschirm und haute dann wie wild in die Tasten. Der Text floss von selbst.

5
    Satan repräsentiert uneingeschränkte Weisheit, statt heuchlerischen Selbstbetrug .
    (Satanisches Gebot)
     
    „ Luder“, fluchte Wolf oben, als unten die Haustür zuknallte. Wieso hatte er so sensibel reagiert? Er kannte seine Anke doch nun schon viele Jahre. Aber immer noch scheiterte er an ihrer gewissen, eben dieser bestimmten Eigenart, das Leben dauerhaft interessant zu erhalten. Sie wollte nun mal nicht wie er, und damit musste er sich abfinden. Predigte er doch immer, die Menschen seien verschieden und man müsse dieses akzeptieren. Er grinste, wieso
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