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Die Ausgesetzten

Die Ausgesetzten

Titel: Die Ausgesetzten
Autoren: dtv
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Seite gelandet. Kein Wunder, dass Jonas nur den linken Arm hatte bewegen können. Doch jetzt rappelte Dare sich auf und kläffte
     beleidigt. Sobald sich der Hund bewegte, konnte Jonas viel besser hören und sehen.
    »Was hast du wegen Jonas verloren?«, fragte Katherine, die ihm immer wieder vor den Augen verschwamm.
    Andrea hatte das Gesicht in den Händen vergraben. Ihre Stimme wurde zu einem Wehklagen.
    »Wegen ihm habe ich den Definator verloren!«

Vier
    Jonas konnte immer noch nicht besonders gut sehen, trotzdem bemerkte er, dass Katherine mit einem Schlag alle Farbe aus dem
     Gesicht gewichen war.
    »Er liegt   … bestimmt   … auf dem Boden neben   …«, stotterte sie.
    »Nein, er ist weg! Vollkommen weg!«, tobte Andrea. »Jonas hat ihn mir aus der Hand geschlagen, als wir durch die Zeit geflogen
     sind!«
    »Das hab ich nicht«, wollte Jonas protestieren, doch seine Lippen und die Zunge waren noch nicht wieder in Betrieb, deshalb
     hörte er sich eher an wie: »Ah haiii   …« Er schluckte, um es noch einmal zu probieren, während ihm hektische Bilder durch den Kopf schossen: wie er Andrea am Arm
     zog; wie er mit ihr zusammenprallte.
    Vielleicht hatte sie seinetwegen wirklich den Definator verloren.
    »Ist schon in Ordnung. HK weiß, wo wir sind«, sagte er und diesmal kamen die Worte klar und verständlich heraus. Er redete
     weiter. »Vergiss nicht, dass wir im fünfzehnten Jahrhundert auch eine Zeit lang ohne Definator unterwegs waren, und es ist
     alles gut gegangen.«
    »Weil wir wussten, was wir zu tun hatten«, sagte Katherine.
    »Und was ist, wenn wir nicht mal in der richtigen Zeit und am richtigen Ort gelandet sind?«, fragte Andrea. Sie fuchtelte
     mit den Händen wie jemand, der kurz vor einem hysterischen Anfall steht. »Wir könnten sonst wo sein!«
    »Das ist alles in der Programmierung des Definators festgelegt«, sagte Jonas und bemühte sich zuversichtlicher zu klingen,
     als er sich tatsächlich fühlte. Dann fiel ihm etwas ein, was ihm Gewissheit verlieh. »Katherine, erinnerst du dich noch, dass
     HK Alex vor uns ins fünfzehnte Jahrhundert geschickt hat? Alex hatte keinen Definator dabei. Trotzdem ist er genau an dem
     Ort gelandet, den HK für ihn einprogrammiert hatte. So wird es bei uns auch funktioniert haben.«
    »Wirklich?«, fragte Andrea. »Bist du sicher?«
    Jonas musterte sie. Der Eindruck, dass sie kurz vor einem hysterischen Anfall stand, musste ihn getäuscht haben. Sie wirkte
     jetzt ruhig und gelassen. Vollkommen erleichtert. Ja sogar   … glücklich.
    Anscheinend war mit seinen Augen und Ohren immer noch nicht alles in Ordnung. Sie konnte doch unmöglich
glücklich
sein.
    »Ganz sicher«, sagte Jonas fest, auch um sich selbst zu überzeugen. Dann ging er auf einen anderen Punkt ein. »Außerdem wissen
     wir, wie HK vorgeht: Wenn er Kinder zurückschickt, versucht er sie so dicht wie möglich an den Moment heranzubringen, in dem
     sie ursprünglich verschwunden sind. Also ist das hier der Augenblick, indem Virginia Dare   … äh, du, Andrea   … entführt wurdest.«
    »Hmm«, sagte Andrea und sah sich um. »Das könnte stimmen. Wenigstens annähernd.« Sie klang zerstreut, als interessiere sie
     sich nicht länger für das, was Jonas zu sagen hatte. Oder als habe sie etwas ganz anderes im Kopf als Virginia Dare.
    Jonas folgte ihrem Blick. Alles, was er sah, waren Kiefern und Fichten, die über ihnen aufragten und deren Äste sich so stark
     überlappten, dass sie fast die Sicht auf den Himmel versperrten. Es fiel ihm schwer, so weit in die Ferne zu schauen, deshalb
     konzentrierte er sich lieber wieder auf ihre kleine Schar. Er und Katherine lagen immer noch mehr oder weniger ausgestreckt
     auf dem Boden, fast genau dort, wo sie aufgekommen waren. Der Hund war nur ein kleines Stück zur Seite gerutscht, um sich
     vor Andreas Füße zu legen. Diese hingegen saß aufrecht und putzmunter da. Sie hatte sogar die Kraft gehabt, ihr Sweatshirt
     auszuziehen und es sich um die Hüften zu binden, sodass ihr dunkelgrünes T-Shirt mit der Aufschrift
Camp Spruce Lake
zu sehen war.
    Jonas dagegen war immer noch in einem Zustand, in dem er froh war, überhaupt zu merken, dass es ziemlich heiß war. In irgendeiner
     Form darauf zu reagieren lag weit jenseits seiner Möglichkeiten.
    »Merkst du, wie es sich anfühlt, Andrea?«, fragte er. »Es geht dir viel besser als Katherine und mir. Also muss das hier das
     Zeitalter sein, in das du gehörst. Es ist alles in
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