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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin
Autoren: Martina Cole
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ihr Eigen nennen.
    Sie lächelte zur Begrüßung, als Richard den Club betrat. »Sogar für dich ein bisschen früh, oder?«, scherzte sie.
    »Langsam, Cathy. Mich bringt die Arbeit her und nicht nur das Vergnügen. Jedes Wiedersehen mit dir ist mir ein Vergnügen, und die Arbeit dürfte weniger willkommen sein.«

    Cathy entging der Unterton nicht. Sie runzelte die Stirn. »Was soll das heißen?«
    Gates, der aus dem Augenwinkel sah, dass zwei Dutzend Kleopatras gleichzeitig auf die Bühne kamen, bedeutete Cathy, ihm ins Büro zu folgen. Dort schloss er die Tür hinter ihnen, aber das »Happy Birthday«-Ständchen der Mädels war trotzdem gut zu hören.
    »Kennst du einen Mr. Cheng?«, fragte Gates unvermittelt.
    Verblüfft nickte sie. »Jeder kennt Mr. Cheng - Little Cheng, wie wir ihn nennen. Wieso, was soll er getan haben?«
    Gates stöhnte auf. »Es geht nicht darum, was er getan haben soll . Komm mir bitte nicht mit deiner East End-Unschuldstour. Hattest du je geschäftlich mit ihm zu tun, vielleicht über Docherty? Hat der dich je gebeten, Cheng etwas zu überbringen oder eine Nachricht an ihn weiterzuleiten?«
    Beängstigt spürte Cathy, wie sich ihr die Nackenhaare sträubten, und sie wich Richards strengem Blick aus.
    »Nie. Eamonn hat mich niemals gebeten, dergleichen zu tun. Warum sollte er auch? Und mehr noch, warum sollte er sich mit den Chinesen eingelassen haben?« Sie war wieder gefasst.
    Richard legte die Stirn in Falten. »Susan P. weiß etwas, aber aus ihr bekomme ich kein Wort heraus, weil sie sich zu sehr fürchtet. So hab ich sie noch nie erlebt. Gibt dir das nicht zu denken? Ich hab aus verlässlicher Quelle erfahren, dass eine große Sache steigt, bei der viele Leute mitmischen. Ich habe Angst, Cathy. Angst um dich, um Susan und die anderen, die damit zu tun haben, auch wenn ich sie gar nicht kenne. Ist dir in letzter Zeit etwas Verdächtiges aufgefallen, hier oder drüben in den Staaten? Denk nach, Cathy, denk nach und sag es mir. Wie ich höre, soll es ein so großes Ding sein, dass sogar den Bossen die Muffe geht … Ich weiß nur, dass von Docherty geredet wurde und ebenfalls von Cheng. Jetzt muss ich feststellen, was die beiden verbindet. Mir fallen da eigentlich nur Drogen ein, aber auch eine große Lieferung an Drogen würde nicht solche panische
Angst unter den Leuten verbreiten. Es ist, als wollten alle am liebsten die Flucht ergreifen, könnten aber nicht weg. Kannst du mir helfen, Cathy? Ich frage dich das zum letzten Mal. Ich weiß nicht mehr weiter. Wenn es nicht um Drogen geht, worum, zum Teufel, geht es dann?«
    Verwirrt sah sie ihn an.
    »Hat es vielleicht mit der IRA zu tun?«, fragte er sie. »Man hat mir geflüstert, dass Docherty bei denen mitmischt. Geht es etwa darum? Sag es mir, wenn es so ist. Ich hab über die Jahre allerhand in die eigene Tasche stecken können, damit ich ihn zufriedenlasse. Susan P. hat das damals arrangiert. Ich hab ‘ne ganze Menge geschluckt, weil der Mistkerl ein paar hochgestellte Freunde hat, nicht nur bei der Polizei, sondern auch beim Sicherheitsdienst. Wir wissen doch beide, dass die Iren ohne diese Freunde bei weitem nicht diesen Einfluss hätten. Ist doch logisch, oder? Aber jetzt geht es um was anderes, und ich muss schnellstens wissen, was dahintersteckt.«
    Cathy schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Richard, aber ich weiß wirklich nichts«, sagte sie kleinlaut. »Ich würde es dir ja sagen.«
    Gates wirkte älter und müder, als sie ihn je gesehen hatte.
    »Direkt vor unserer Nase läuft eine Verschwörung, Cathy, und wir müssen tatenlos zusehen. Die Russen sind hier, die neue Mafia der westlichen Welt, und sie haben Geld, Waffen und Macht, die sie sich wiederum mit ihrem Geld kaufen. Sie kommen her und schicken unsere Mädchen auf den Strich. Aber es läuft nicht wie in alten Zeiten, nein, diese Leute halten die Mädchen in Wohnungen fest, nehmen ihnen alles Geld weg und lassen sie arbeiten, bis sie völlig ausgelaugt sind. Hoch lebe der Kapitalismus - darauf sind die Russen inzwischen gekommen, und das ist nach ihrem Geschmack. Man kann in diesem Land die Gerichte kaufen, man kann mit Geld eine Gefängnisstrafe abwenden, man kann kaufen, was man verdammt noch mal will. Ich sollte es wissen, denn ich hab im Lauf der Jahre oft genug
das Recht mit Geld beeinflusst. Erst jetzt sehe ich ein, wie falsch ich gehandelt habe. Ach, Cathy, was ist nur aus den guten alten Tagen geworden?«
    Die Verbitterung, die in seiner Stimme mitschwang,
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