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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin
Autoren: Martina Cole
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Verachtung, die Eamonns ebenmäßige Züge überschattete, blieb seinem massigen Freund am anderen Ende der Leitung natürlich verborgen. »Du meinst, die sollen mich und Jack und noch ein paar andere ruhig umlegen, solange du ein biblisches Alter erreichst, hm?«
    Anthony lachte entwaffnend. »Wenn du es so ausdrücken möchtest, ja, genau das meine ich.«
    »Hast du was flüstern hören?«
    »Ich schwöre bei meinen Kindern - nichts hab ich gehört«, versicherte ihm der Italiener. »Du weißt, dass Fancini letzte Nacht gestorben ist?«
    Eamonn erblasste. »Du nimmst mich auf den Arm?«
    »Sie haben ihm eine Kugel in den Hinterkopf gejagt und die zweite unters Kinn. Eine typische Mob-Hinrichtung. Das hat sogar die Polizei geschnallt. Die Leiche haben sie in seiner Auffahrt gelassen, in seinem Auto. Wer auch immer das befohlen hat, wollte, dass er gefunden wurde. Hattest du irgendwelche Geschäfte mit ihm laufen?«
    Eamonn antwortete nicht. Fancini hatte eine Nebenrolle als Eamonns Kontaktmann zu Igors Partnern in Atlantic City gespielt. Soweit Eamonn wusste, ahnte nicht einmal Anthony etwas von seiner Beteiligung, obwohl er sie hier und da einmal zusammen gesehen hatte.
    »Willst du damit sagen, dass der Mob Fancini unseretwegen hat aus dem Weg räumen lassen?«, fragte er schließlich.
    »Nein, ich berichte dir nur Tatsachen. Fancini hat sich letzte Nacht zwei Kugeln eingefangen. Wer immer ihn hat umlegen lassen, wollte damit ein Zeichen setzen.«
    Als keine Erwiderung kam, seufzte Baggato. »Nun, ich muss Schluss machen. Ich wünsche dir Frieden. Und vergiss nicht, es
sind die ganz Großen, die du treffen wirst. Im Vergleich zu denen befehle ich eine Truppe aus Zinnsoldaten. Sei vorsichtig, sehr vorsichtig, und belaste weder dich noch sonst jemanden.«
    »Und wenn sie bereits was wissen?«, fragte Eamonn zögernd.
    »Wenn sie etwas wissen, biete ihnen ein Stück vom Kuchen an, ein verdammt großes Stück. Wenn nötig, biete ihnen sogar den ganzen Scheißkuchen an. Du wirst schon wissen, was zu tun ist. Du bist kein Dummkopf, das wissen die auch, und deine Verbindung mit den Iren garantiert dir eine gewisse Sicherheit. Beruf dich einfach auf ein paar Namen. Mach dir alles zunutze, was du aufbieten kannst. Wenn sie dir wirklich an den Kragen wollen, bist du eh ein toter Mann, es sei denn, du kannst einen Deal mit ihnen aushandeln.«
    »Wie konnten wir uns nur auf diese Scheiße einlassen?«
    Anthony lachte wieder, aber diesmal klang es ganz und gar nicht belustigt. »Das ist leicht beantwortet. Habgier ist schuld daran. Das hier sollte uns eine Lehre sein. Aus allem kann man lernen. Wir hatten mehr Scheißgeld als die katholische Kirche, aber wir wollten noch mehr, und wir wollten mit niemandem teilen. Nein, wir wollten alles für uns, und daraus folgt, wenn etwas schiefgeht, müssen wir auch die ganze Scheiße ausbaden. Wir haben nichts delegiert - verstehst du, was ich sagen will?«
    Eamonn blieb stumm. Nachdem Anthony aufgelegt hatte, saß er da und kaute an seinem Daumennagel, was er schon als Kind getan hatte, wenn er nervös war. Er steckte in der Klemme, und diesmal hatte er mit zu vielen Leuten seine Probleme.
    Zum ersten Mal in seinem Leben wusste Eamonn Docherty keinen Rat mehr.

Kapitel achtundvierzig
    Cathys Rückkehr traf mit Kittys Ferienbeginn und Desraes Geburtstag zusammen. Niemand wusste genau, wie alt er war, aber das interessierte auch nicht. Desrae liebte seine Geburtstage, und bis jetzt hatte niemand den Mumm besessen, ihn zu fragen, wie viele er bereits gefeiert hatte. Die Mädels hatten im Club einen Motto-Abend organisiert. Alle sollten römisch gekleidet erscheinen - was für die meisten Drag Queens wahrscheinlich bedeutete, als Kleopatra aufzutauchen und der vergeblichen Hoffnung nachzuhängen, ihrem Mark Anton zu begegnen.
    Cathy war direkt vom Flughafen in den Club gefahren und war gespannt darauf, wie sich die Mädels für die Party hergerichtet hatten. Bertie, einer der Barkeeper, hatte ihre Koffer in die Garderobe getragen.
    Wie sie auf dem Barhocker saß, die Zigarette in der einen und ein Mineralwasser in der anderen Hand, sah sie perfekt aus und keineswegs so, als sei sie gerade aus den Staaten eingeflogen. Ihr kleines Versace-Kostüm wies nicht ein Fältchen auf, und ihre gebräunten Beine endeten in veilchenblauen Sandalen, die farblich exakt zu ihren Augen und ihrem Kostüm passten. Entscheidend war jedoch, dass sie jene gewisse Aura besaß, die nur einige wenige Glückliche
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