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Die Asozialen: Wie Ober- und Unterschicht unser Land ruinieren - und wer davon profitiert (German Edition)

Die Asozialen: Wie Ober- und Unterschicht unser Land ruinieren - und wer davon profitiert (German Edition)

Titel: Die Asozialen: Wie Ober- und Unterschicht unser Land ruinieren - und wer davon profitiert (German Edition)
Autoren: Walter Wüllenweber
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gegenüberliegenden Enden der Gesellschaft ähnliche, teils identische Entwicklungen.
    Die deutsche Gesellschaft befindet sich im Zustand der Auflösung. Oberschicht und Unterschicht haben sich in ihre Parallelgesellschaften zurückgezogen und meiden den Kontakt zur Mitte. Sie verabschieden sich gleichzeitig aus der Gemeinschaft. Die Kerze brennt an beiden Enden. Oben und unten sind die Teile, die zuerst aus dem Gefüge herausbrechen. Das ist ihre bedeutende, ihre gefährliche Gemeinsamkeit.
    Die zersetzende Wirkung frisst sich von den Rändern bis ins Zentrum durch. Leistung ist für die Identität dieser Gesellschaft von überragender Bedeutung. Sie garantiert Wohlstand und damit die Existenz des Sozialstaates. Doch sie ist noch mehr: einer der Stützpfeiler im Wertegebäude der Deutschen. Beide, Oberschicht und Unterschicht, entwickeln jedoch eigene Wert- und Moralvorstellungen, die sich immer stärker von denen der Mehrheitsgesellschaft entfernen. Dabei verliert die Leistung erheblich an Bedeutung.
    Das typische Einkommen der Geldelite ist nicht das Arbeitseinkommen, sondern der leistungslose Profit aus Kapitalgeschäften. Auch die Unterschicht erwirtschaftet ihren Lebensstandard nicht selbst, sondern lebt von Transferzahlungen des Sozialstaates. In beiden Parallelgesellschaften hat Leistung folglich nicht denselben Stellenwert wie in der Mittelschicht.
    Sozialwissenschaftler registrieren, dass die Angehörigen der Randmilieus kaum noch einen Zusammenhang zwischen Leistung und Erfolg empfinden. Die da oben halten Erfolg für eine Selbstverständlichkeit, die ihnen zusteht. Denen da unten fehlt die Erfahrung, durch Leistung aufsteigen zu können.
    In den leistungslosen Milieus gewinnt das Tricksen rasant an Bedeutung. Die einen tricksen bei den Steuern und werden dabei von einer boomenden Industrie der Steuervermeidung unterstützt. Die anderen leben ihren Einfallsreichtum im Dschungel sozialstaatlicher Regeln und Institutionen aus. Tricksen wird mehr und mehr zu einem zentralen Merkmal der Lebensformen von Ober- und Unterschicht.
    Der deutsche Staat unterstützt die Zentrifugalkräfte in der Gesellschaft. Mit Geld. Es ist die Mittelschicht, die den Staat beinahe alleine trägt. Mit ihren Steuermilliarden sichert sie das Spekulationsrisiko des Geldadels ab und finanziert gleichzeitig den Lebensstandard der Menschen, die von Transfers des Sozialstaates leben. Die Mittelschicht spannt den Rettungsschirm über die Vermögen der Reichen und trägt das soziale Netz für alle, die Hilfe brauchen. Oberschicht und Unterschicht leben auf Kosten der Mittelschicht.
    Die Umverteilung von der Mitte in die Randbezirke der Gesellschaft passiert nicht einfach, sie wird von mächtigen Verbündeten unterstützt. Die Finanzindustrie lebt von den Spekulationen der Oberschicht. Die Hilfsindustrie ermöglicht die Lebensform der Unterschicht. Der zweite Teil dieses Buches beschäftigt sich daher mit den beiden Branchen, die von den wachsenden Parallelgesellschaften profitieren.
    Und auch hier liegt völlig falsch, wer in der Welt des Geldes und der Hilfe vor allem die Gegensätze sieht. Die Gemeinsamkeiten sind erstaunlich und zahlreich und für den Zustand der Gesellschaft von überragender Bedeutung.
    Die wichtigste Gemeinsamkeit ist ihre Größe. Sozialindustrie und Geldindustrie sind die Giganten der Wirtschaft. Die Banken verwalten das meiste Geld. Die Sozialunternehmen beschäftigen rund zwei Millionen Mitarbeiter, fast drei Mal so viel wie die Automobilindustrie. Wohlfahrt ist die größte Branche der deutschen Volkswirtschaft. Banker und Helfer, das bedeutet: Kapital und Arbeit. Und damit Macht.
    Um die Finanzinstitute zu retten, musste sich der Staat in einer Größenordnung verschulden, wie es zuvor nur die Finanzierung der Wiedervereinigung notwendig machte. In den Kassen der Hilfsunternehmen landet jeder fünfte Steuereuro, den die Finanzämter eintreiben. Damit sind die Sozialbranche und die Finanzbranche die mit Abstand teuersten Kostgänger des deutschen Staates.
    Das Geschäftsfeld der Hilfe feiert ein wahres Wirtschaftswunder und wächst sieben Mal schneller als die gesamte Wirtschaft. Auch die Finanzindustrie erlebt einen atemberaubenden Boom. In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist die Geldmenge geradezu explodiert. Der Finanzminister hat von dieser Entwicklung nichts. Die beiden größten Branchen genießen einmalige Steuerprivilegien, die sie von der Pflicht befreien, ihren Gewinn mit der Allgemeinheit zu
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