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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe
Autoren: Maggie Furey
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daß er in Wahrheit Incondor war – wiedergeboren, um seine unerfüllten Träume von Macht und Herrschaft endlich in die Tat umzusetzen.
    Ein schüchternes Klopfen an der Tür seines Gemachs unterbrach die Überlegungen des Hohenpriesters. Mit einem wütenden Knurren riß Schwarzkralle die Tür so heftig auf, daß sie in ihren Angeln vibrierte, zurückschlug und seinen Besucher um ein Haar von dem Treppenabsatz, auf dem er stand, in die Tiefe gestürzt hätte. Der Bote sprang in einem Wirbel weißer Schwingen hastig zurück, um dem Schneematsch zu entgehen, der sich in diesem Augenblick von dem Balkon über ihm löste. Mit einem sorgsam bedachten Sprung brachte er sich in Sicherheit. Schwarzkralle erkannte ihn. Es war Cygnus, ein Kriegerpriester des Tempels, der den Weg des Schwerts gescheut und sich statt dessen dem Weg des Heilens verschrieben hatte. Der Hohepriester schürzte verächtlich die Lippen – immerhin war Cygnus ein treuer, eifriger Anhänger, und seine ärztlichen Kenntnisse von Giften hatten sich in der letzten Zeit als äußerst nützlich erwiesen.
    »Mein Fürst!« brachte der junge Priester keuchend hervor. »Königin Flammenschwinge ist tot!«
    Schwarzkralles Herz machte einen Satz, als er diese Neuigkeit hörte. Endlich! Bei Yinze, sie hatte lange genug gebraucht – aber sie hätte sich keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können. »Ich komme!« stieß er hervor, aber noch während er sprach, zog ihn ein gedämpftes Prickeln seiner Kopfhaut zurück ins Zimmer. Der Hohepriester drehte sich um – und stöhnte. Auf der Wand gegenüber dem Fenster erglühte ein Teil der blankpolierten Steine in einem dämmrigen, geisterhaften Flackern. Noch während er hinsah, nahm das Leuchten Gestalt an und entwickelte sich zu den vertrauten, grob gemeißelten Zügen des Erzmagusch.
    Schwarzkralle stieß einen lauten Seufzer der Erleichterung aus. »Ich komme, sobald ich kann«, sagte er zu dem jungen Krieger. »In der Zwischenzeit will ich unter keinen Umständen gestört werden. Ist das klar?« Er schlug dem verblüfften Boten die Tür vor der Nase zu und verriegelte sie hastig.
    »Miathan, wo bist du gewesen?« Schwarzkralle war zu aufgebracht, um die disziplinierten Gedankenmuster zu formen, die normalerweise für ein gedankliches Gespräch erforderlich waren. »Der Schnee schmilzt!« schnatterte er. »Mein Winter löst sich auf, und …«
    »Halt den Mund, Schwarzkralle, und hör zu!« Die Gedankenstimme des Erzmagusch klang schwach und weit entfernt. Er hörte sich sehr müde an. »Eliseth, meine Wettermagusch, ist von diesen Abtrünnigen angegriffen worden …«
    »Sie wurde angegriffen? Ist sie verletzt? Kann sie mir den Winter zurückbringen?« fragte der Hohepriester entsetzt.
    »Natürlich – wenn sie weiß, was gut für sie ist!« Einen Augenblick lang lag nackter Stahl in Miathans Stimme. »Ich werde mich um diese Angelegenheit kümmern, sobald ich zurückkehre. Was mich viel mehr interessiert, ist, wie es deiner Königin geht.«
    Schwarzkralle lächelte. »Sie ist tot«, schnurrte er zufrieden. »Das Gift hat bestens gewirkt.«
    »Hervorragend! Dann mußt du, so schnell es geht, die Macht ergreifen. Meine Marionette, Prinz Harihn, hat deine Prinzessin dazu gebracht, die Flüchtlinge zu verraten. Sie wird sie in Incondors Turm locken – wirklich eine hervorragende Idee von dir: Er ist geradezu perfekt für einen Hinterhalt –, und wenn du die versprochenen Krieger bereitstellst, kann nichts mehr schiefgehen. Wie bald kannst du bereit sein?« Das Bild lächelte: ein selbstzufriedenes, grausames Lächeln, das einen Schauder über Schwarzkralles Rückgrat jagte.
    »Bereit?« ächzte er. »Aber die Königin ist doch gerade erst gestorben. Ich hatte noch keine Gelegenheit …«
    »Dann möchte ich doch vorschlagen, daß du dich beeilst, Schwarzkralle. Du wirst ausreichend Zeit haben, um dich vorzubereiten – unsere Flüchtlinge müssen sich für die Reise in die Berge bereit machen, und sie werden wohl einige Tage brauchen, um den Turm zu erreichen. Sieh zu, daß du deine Stadt fest im Griff hast, und überlaß den Rest mir. Halt die Krieger bereit, damit sie auf mein Kommando hin den Abtrünnigen auflauern. Ach, und noch eins, Schwarzkralle – ich habe keine Ahnung, was aus deinem Kristall geworden ist, aber bring diese Angelegenheit so bald wie möglich wieder in Ordnung. Diese Art der Kontaktaufnahme ist anstrengend und auch völlig überflüssig, und ich habe besseren Nutzen für meine Zeit und
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