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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe
Autoren: Maggie Furey
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das sich langsam zuzog. Seine Marionette, der törichte junge Prinz, würde sich im Wald jenseits der Wüste mit dem geflügelten Mädchen treffen, und Miathan hatte die Absicht, seinen Körper zu verlassen und dorthin zu reisen, um Harihns Geist zu kontrollieren und sicherzustellen, daß der junge Mann seinen Befehlen gehorchte. Aber zuerst mußte der Erzmagusch Kontakt zu Schwarzkralle aufnehmen, dem Hohenpriester der Geflügelten.
    Miathan bedauerte es, daß Bragars Verbrennung ihn davon abhielt, den Dachtempel zu benutzen, um die düstere, geheime Zeremonie durchzuführen, die sich die Todesmagie des Kessels zunutze machte und ihm gestattete, seinen Geist in so weite Fernen zu senden. Es würde mehr als nur ein Menschenopfer kosten, um ihm die Macht zu verschaffen, die er dazu brauchte, bis in das ferne Aerillia zu gelangen, die Zitadelle der Geflügelten. Und ohnehin, so überlegte er mit grimmiger Belustigung, war es ein zu bitterkalter Tag, um draußen eine magische Zeremonie vorzunehmen – Sterbliche konnten schließlich überall geopfert werden.
     
    »Wo, im Namen des Himmelsgottes, steckt dieser verfluchte Erzmagusch!« schrie Schwarzkralle den stummen Kristall an. »Antworte mir, du nutzloser Stein. Ich verlange, mit Miathan zu sprechen!« Wutschnaubend trat er nach dem geschnitzten Sockel, auf dem der Kristall lag. Als der düster glitzernde Edelstein von seinem hölzernen Podest kullerte, versuchte der Hohepriester noch verzweifelt, ihn aufzufangen, aber er war nicht schnell genug. In einer Explosion von Funken schlug der Kristall auf dem Boden auf und zersplitterte in tausend Stücke.
    »Nein!« heulte der Hohepriester auf. Er fiel auf die Knie und raffte die leblosen Bruchstücke zusammen, wobei er die Luft mit Flüchen versengte. Wie groß sein Zorn auch gewesen sein mochte – wie hatte er sich nur dazu hinreißen lassen können, seine einzige Möglichkeit zu zerstören, mit seinem Verbündeten Kontakt aufzunehmen? Schwarzkralle fletschte erbittert die Zähne. Warum hatte Miathan nicht geantwortet? Er warf einen zornigen Blick auf die Wände seines Gemachs, als wolle er ihrer dunklen, spiegelglatten Oberfläche die Antwort auf seine Fragen entringen. Es war lebenswichtig, mit dem Erzmagusch zu sprechen. Der tödliche Winter, durch den er sich die Oberherrschaft über das Himmelsvolk verschafft hatte, schwand plötzlich dahin.
    Schwarzkralle erhob sich, schüttelte seine staubigen, schwarzen Schwingen und eilte zu dem breiten, gewölbten Fensterflügel hinüber. Vielleicht konnte er diesmal seine eigenen Augen Lügen strafen? Aber an den eleganten Türmen der Stadt hingen tropfende, fransig gewordenen Eisspeere, und noch während er hinsah, rutschte ein Schneebrett das Dach des Königinnenturms hinunter, um mit einem deutlich hörbaren Krachen auf den Boden zu klatschen. Als er Stimmen hörte, beugte Schwarzkralle sich aus dem Fenster, um einen Blick auf die Stadt zu werfen, nach der es ihn so gelüstete. Überall zwischen den Spitztürmen flogen Geflügelte hin und her und stießen, während sie den Schneebrocken auswichen, laute, aufgeregte Schreie aus. Die Freude, die in ihren Stimmen mitschwang, war wie Galle in der Kehle des Hohenpriesters.
    Schwarzkralle war zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, um dem seltsamen Rumoren über seinem Kopf Aufmerksamkeit zu schenken. Da er sich sehr weit aus dem Fenster gelehnt hatte, erwischte ihn die Schnee- und Eislawine vom Dach genau zwischen den Schultern, so daß er für einen Augenblick nach Luft ringen mußte. Sein kahler Kopf war von Schneematsch bedeckt, und Eis glitt ihm durch den losen Kragen seines Umhangs. »Beim alles sehenden Auge Yinzes, das lasse ich mir nicht länger gefallen«, heulte der Hohepriester, während er wie wild herumtanzte und versuchte, den Schnee aus seiner Robe herauszuschütteln. »Wo steckt dieser verdammte Erzmagusch?«
    Schwarzkralle warf das Fenster hinter sich zu und verfluchte den Verlust der magischen Kräfte, der seine Rasse seit der Verheerung quälte. Stunde um Stunde hatte er über diesem verabscheuenswerten Kristall gebrütet und verzweifelt versucht, seinen Geist über die vielen Meilen zu schicken, die ihn von Miathan trennten. Seine Bemühungen hatten ihm nichts anderes eingetragen als hämmernde Kopfschmerzen und den Verlust seines kostbaren Juwels. Es würde zu lange dauern, ein anderes anzufertigen – bis dahin hatte er vielleicht seine Herrschaft über die Geflügelten wieder eingebüßt.
    Schwarzkralle
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