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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe
Autoren: Maggie Furey
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hinauf. Bohan mußte genau aufpassen, wo er hintrat, um mit seiner kostbaren Last nicht zu stolpern, denn Shia, die sich mit ihm angefreundet hatte, als sie und Aurian der Arena in der Khazalimstadt Taibeth entkommen waren, strich ständig um seine Beine, stupste ihn mit dem Kinn und schnurrte vor Freude^ ihn endlich wiedergefunden zu haben.
    Über den Gipfel der Anhöhe führte ein schmaler Weg, der überwuchert war von niedrigen Dornbüschen und üppigen Pflanzen mit saftigen Blättern und übersät mit verkümmerten, vom Wind verzerrten Pinien, die es geschafft hatten, die zerstörerischen Angriff der tödlichen Wüstensandstürme zu überleben. Auf der anderen Seite des Hügels fiel das Land wieder ab; und hier, geborgen in einem langgestreckten Tal, das sich sanft den Vorhügeln des Gebirges entgegenstreckte, lag wie eine gewaltige, grüne Wolke ein dichter Wald.
    Der Eunuch, der Aurian so vorsichtig in seinen Armen hielt, als könne sie wie Glas zerbrechen, überquerte das Plateau und trug die geschwächte Magusch über den rauhen Pfad, den sie sich durch die Dornenbüsche gehackt hatten. Dann beugte er sich tief hinunter, um den herabhängenden Zweigen auszuweichen, und lief den Hügel hinab bis in den Wald hinein.
    Wegen seines kargen Standorts am Rande der Wüste hatte der Wald das zähe, kahle, wettergegerbte Aussehen eines wahren Kämpfers. Die Bäume waren Zypressen und Pinien – unfruchtbar und auf düstere Weise bedrohlich, aber höchst willkommen nach dem harten, kargen Land der Khazalim –, und ein unerwarteter Segen hatte ihre uralte, grimmige Düsternis aufgehellt. Die Schneeschmelze des furchtbaren Winters, der die Berge mit seinem Schreckensregiment eingeschlossen hatte, durchzog die wärmeren Vorhügel mit lebendigen, neuen Bächen, die die mit Felsbrocken übersäten Hänge hinunterplätscherten, um in geschützten Mulden glitzernde Teiche zu bilden. Dieses zusätzliche Wasser hatte den Wald prachtvoll aufblühen lassen. Wo das Auge auch hinsah, versprühten Blumen ihre Farbenpracht. Flecken von verschwommenem Blau und munterem Rosa, zartes, spitzenartiges Weiß und Teiche aus hellem Gold, wie versprengte Münzen – ein Überfluß von Blüten in allen Formen und Größen, umschwärmt von einem jubilierenden Hofstaat aus Schmetterlingen und Bienen. Und über allem ein Gemisch aus dem Parfüm der Blüten und dem prickelnden Duft des Immergrüns, das jeden Atemzug zu einem herrlichen Geschenk machte.
    Nachdem er sein ganzes Leben in den unfruchtbaren Gebieten der Khazalim verbracht hatte, war Bohan von der Schönheit des Waldes restlos verzückt. Nach der Wüste erschien dieses schattige, grüne Waldland wie ein Wunder, und der Eunuch lächelte über Aurians Freudenschreie, während sie immer tiefer in den Wald hineingingen. Er konnte es kaum erwarten, ihr all die Wunder dieses erstaunlichen Ortes zu zeigen.
    Das notdürftige Lager war nicht weit vom Waldrand entfernt, nahe den Ufern eines neugeborenen Flüßchens, das mit seinen plätschernden Wassern die Wurzeln einer gewaltigen Pinie ausgewaschen hatte. Der Baum war umgestürzt und lehnte sich nun gegen seine Nachbarn, wobei sich seine Zweige sicher in denen seiner Kameraden verankert hatte, um den Reisenden ein grobes, gewölbtes Schutzdach zu bieten.
    »Das ist nur eine Notlösung«, sagte Eliizar, als Bohan die erschöpfte Aurian unter dem Baumdach absetzte. Während er sprach, kniete er sich bereits nieder, um ein Feuer anzufachen. »Wir sind hier zu nah am Fluß – es ist feucht, und das Land kann jederzeit überflutet werden. Wir wollten ein besseres Lager tiefer im Wald errichten – Yazour hat eine geradezu vollkommene Lichtung gefunden –, aber wir konnten nicht von hier weg, solange noch die Chance bestand, daß ihr kommen konntet.« Er blickte zu dem Eunuchen auf und lächelte. »Außerdem hätte Bohan es niemals zugelassen!«
    Nereni, die sich bereits energisch über ihre Kochtöpfe beugte, scheuchte ihren Mann vom Feuer weg. »Holst du mir bitte etwas Wasser, Eliizar? Die drei müssen völlig ausgedörrt sein, die Armen, und ich muß mich um ihre Wunden kümmern. Also, wo habe ich nur diese Salbe hingetan? Und Yazour, ich brauche ein paar Stücke von dem Hirsch, den du heute morgen geschossen hast. Bohan kann dir helfen, sie herbeizuschaffen – und vergiß nicht, eine Keule für Shia mitzubringen. Oder, wenn ich so recht darüber nachdenke, bring besser zwei mit. Sie sieht ziemlich ausgehungert aus.«
     
    Forral freute sich
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