Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt
Autoren: John Katzenbach
Vom Netzwerk:
Wasser einer Bucht trieb. Ein stummer Fernseher hing an einem Halter an der Wand. Und mein erster prüfender Blick durch das Zimmer zeigte, dass es ein Fenster hatte, das mir einen kleinen, aber willkommenen Ausschnitt vom eierschalenblauen Himmel mit ein paar zarten, hohen Wolken gewährte, nicht viel anders seltsamerweise als der Nachmittag auf dem Gemälde.
    »Siehst du?«, sagte Peter und wies mit der Hand auf meine Umgebung. »Wirklich nicht schlecht, was?«
    »Nein«, räumte ich ein. »Nicht schlecht.«
    Ich sah Fireman an. Er hockte am Fußende meines Bettes, und ich betrachtete ihn von oben bis unten. Er war anders als bei unserem letzten Wiedersehen in meiner Wohnung, als ihm das Fleisch von den Knochen herabhing, das Blut sein Gesicht verschmierte und der Dreck sein Lächeln verunstaltete. Jetzt trug er den blauen Overall, den ich von unserer ersten Begegnung vor Gulptilils Sprechzimmer in Erinnerung hatte, und dieselbe Boston-Red-Sox-Kappe, die er tief in den Nacken zurückgeschoben hatte.
    »Bin ich tot?«, fragte ich ihn.
    Er schüttelte den Kopf, und ein zartes Lächeln huschte über sein Gesicht.
    »Nein«, sagte er. »Du nicht. Ich schon.«
    Ich merkte, wie mir eine Woge der Trauer in der Brust hochstieg, so dass mir das, was ich sagen wollte, im Hals stecken blieb.
    »Ich weiß«, sagte ich. »Ich erinnere mich.«
    Peter grinste wieder. »War nicht der Engel, weißt du. Hab ich dir je danken können, C-Bird? Wenn du nicht gewesen wärst, hätte er mich mit Sicherheit da unten umgebracht. Und ich wär auch gestorben, wenn du mich nicht über diesen Kellerboden geschleift hättest, bis die Moses-Brüder helfen konnten. Du hast wirklich viel für mich getan, Francis, auch wenn ich nie die Chance hatte, dir zu sagen, wie dankbar ich dir bin.«
    Peter seufzte, und er klang ein bisschen wehmütig. »Wir hätten damals von Anfang an auf dich hören sollen, haben wir aber nicht, und das haben wir teuer bezahlt. Du warst derjenige, der wusste, wo wir suchen mussten und wonach. Aber wir haben dir nicht zugehört, oder?« Er zuckte die Schultern, während er sprach.
    »Hat es wehgetan?«, fragte ich.
    »Was? Nicht auf dich zu hören?«
    »Nein.« Ich wedelte mit der Hand in der Luft. »Du weißt, was ich meine.«
    Peter lachte kurz auf. »Wie ich gestorben bin? Ich dachte, das würde es, aber ehrlich gesagt, tat es das nicht. Oder zumindest, nicht allzu sehr.«
    »Ich hab vor ein paar Jahren, als es passiert ist, dein Foto in der Zeitung gesehen. Es war dein Foto, aber es stand ein anderer Name darunter. Es hieß, du wärst aus Montana. Aber das warst du, nicht wahr?«
    »Klar. Neuer Name. Neues Leben. Aber dieselben alten Probleme.«
    »Was ist passiert?«
    »War eigentlich ziemlich blöd. Es war kein großes Feuer, und wir hatten nur ein paar Trupps, die es bekämpften, ziemlich planlos; wir dachten alle, wir hätten es mehr oder weniger unter Kontrolle. Wir hatten den ganzen Vormittag über Brandschneisen geschlagen, und ich denke, wir waren drauf und dran, zu melden, dass wir es bezwungen hatten, und alle Leute abzuziehen, als der Wind sich drehte. Blies ganz schön heftig, und da ging’s dann erst richtig zur Sache. Ich hab meinen Leuten gesagt, sie sollen zum Bergkamm hochrennen. Wir konnten das Feuer direkt hinter uns hören, wurde ordentlich vorangetrieben. Macht einen Höllenlärm, sag ich dir, fast wie ein riesiger, außer Kontrolle geratener Güterzug. Alle haben’s geschafft, außer mir, und ich hätt’s auch geschafft, wenn nicht einer der Jungs hingefallen wäre, so dass ich zurücklaufen musste. Da waren wir also, mit nur einer Brandschutzplane für uns beide, also hab ich ihn an einer Stelle, wo er eine Überlebenschance hatte, da drunter kriechen lassen, und ich hab versucht, noch wegzurennen, auch wenn ich wusste, dass es unmöglich war, und so hat es mich ein paar Schritte vor dem Kamm erwischt. Einfach Pech, nehme ich mal an, aber auch wieder sonderbar passend, C-Bird. Wenigstens haben mich die Zeitungen als Helden gefeiert, aber so heldenhaft kam es mir gar nicht vor. Einfach nur so das, was ich erwartet und wohl auch verdient hatte. Doch noch ein Ausgleich letzten Endes.«
    »Du hättest dich retten können«, sagte ich.
    Er zuckte die Schultern. »Ich hatte mich bei anderen Gelegenheiten gerettet. Und bin gerettet worden, besonders von dir. Und hättest du mich nicht gerettet, wäre ich nicht dort gewesen, um ihn zu retten, ist also schon alles in Ordnung, so wie es ist.«
    »Aber du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher