Die Anderen III_ Das Siegel des Gaap: Gay Mystic Fantasyroman (German Edition)
während seine Lippen über den anderen verharrten. Thomas lächelte nachsichtig. Wie bei ihrem ersten Kuss ...
Der … der küsst dich gleich!, erkannte Finns innere Stimme folgerichtig. Verdammt, irgendwie bist du mal wieder im falschen Film gelandet, oder jemand ändert dauernd das Drehbuch. Finn protestierte, drückte mit der Zunge vehement gegen den Knebel:
Ich bin definitiv nicht Jack! Hör auf damit und lass mich endlich gehen!
Was war nur mit Thomas los? Eben noch bedrohte er ihn, wollte ihn verletzten, jetzt streichelte er ihn mehr als intim und küsste ihn. Hier lag doch definitiv eine Verwechslung vor. Nur ob er sich darüber freuen oder ärgern sollte, diese Frage konnten weder sein Verstand noch seine innere Stimme zufriedenstellend beantworten.
„Jack, ich habe dich immer geliebt. Ich habe dich nie verraten.“ Thomas Stimme war nur ein heiseres Flüstern und er verbarg urplötzlich seinen Kopf an Finns Hals. Seine Nase presste sich in die Halsbeuge, seine Arme schlangen sich um dessen Körper. Sein Gesicht drückte sich fest in die Haut.
Finn spürte raue Haut. Der andere Mann begann zu beben. Es fühlte sich feucht an, dort, wo Thomas sein Gesicht an ihn presste. Eindeutig: er weinte.
Fassungslos starrte Finn auf ihn. Ein Thomas, der weinte, war beinahe erschreckender als einer, der mit seinem Messer wild herumfuchtelte.
Was musste geschehen sein, dass ein solcher Mann weinte? An wen erinnerte er ihn, wie konnte Thomas ihn mit jemand anderem verwechseln, dass er sich so vergaß?
Abrupt hob Thomas den Kopf, legte seine Hände um Jacks Gesicht, der überraschend still dalag und zog ihn zu sich heran. Er wollte ihn endlich wieder küssen, doch seine Lippen berührten Stoff. Ohne darüber nachzudenken, von seinem überwältigenden Wunsch getrieben, diese Lippen endlich zu kosten, löste er den Knebel und bedeckte Jacks Mund mit einem weichen, innigen Kuss. Er hatte ihn so vermisst! All die Jahre war er so einsam gewesen.
Finn war zunächst viel zu überrascht, um abwehrend zu reagieren und erwiderte im ersten Moment reflexartig den erstaunlich sanften, innigen Kuss. Wütend und zeternd schimpfte ihn sein Verstand aus und er verschloss hastig seine Lippen, presste sie hart aufeinander. Thomas ließ überrascht von ihm ab und trat verblüfft zurück.
„Hör auf“, keuchte Finn erschrocken. „Ich bin nicht der, für den du mich hältst!“
Irritiert starrte Thomas seinen Geliebten an. Jack sah ihn empört und unsicher mit seinen großen, dunklen und etwas fremd wirkenden Augen an. Thomas blinzelte verwirrt.
Jack … und doch nicht Jack. Es war, als ob Thomas aus einem Traum erwachen würde. Das vertraute Gesicht nahm andere Züge an, die geliebten Augen waren anders, das Braun ein anderer Farbton, Jacks verblüffend ähnlich und doch ganz anders.
Der gefesselte Mann hatte eine große Narbe an der Schulter. Ein Dämonenmal.
Perplex huschte sein Blick über Finn. Jacks Augen, sein Blut, der gleiche Geschmack, nahezu der gleiche Körper, allerdings war dies nicht Jack. Wie auch? Er war tot.
Entsetzt und von Trauer überwältigt, schlug Thomas seine Hände vors Gesicht. Tränen hatten feuchte Spuren in seinem Gesicht hinterlassen. Der Schmerz erfüllte ihn, ließ ihn schluchzend auf die Knie sinken.
Er erinnerte sich!
Tränen. Er hatte nie zuvor geweint. Nur damals, zum ersten Mal überhaupt. Um Jack hatte er geweint. Schlagartig war alles präsent: Der brennende Schmerz an seinem Hals ... er bekam kaum noch Luft. Die alte Kirche ... sie waren verfolgt worden. Eine Falle und Jack … er hatte geglaubt, er hätte ihn verraten.
„Jack, was tust du?“, schrie Thomas panisch auf. Der Rest seiner Worte ging in einem Gurgeln unter, als sich ein Draht von hinten um seinen Hals schlang und schmerzhaft brennend in sein Fleisch schnitt. Er würgte, bekam keine Luft mehr. Heftig kämpfte er gegen den festen Griff, mit dem ihn Jack von hinten festhielt. Er war stark, stärker als Jack, doch es nutzte ihm nichts, denn dieser Draht war dessen tödliche Waffe. Er würde sterben, wie alle andern vor ihm, getötet von Jacks Hand, von der Hand seines Geliebten.
„Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte es ahnen müssen! Wie konnte ich nur so blind sein? Wie konnte ich dich nicht erkennen?“, erklang Jacks wütende Stimme hinter ihm, der Draht zog sich stärker zusammen. Feuer verätzte Thomas' Kehle, loderte in seinem Geist. Er kämpfte wie rasend, wollte nicht sterben, setzte sich knurrend
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