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Die andere Haut: Roman (German Edition)

Die andere Haut: Roman (German Edition)

Titel: Die andere Haut: Roman (German Edition)
Autoren: Carmen Schnitzer
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Zeit, dass sie ihm mal wieder schreibt.
„Na ja, er wird auch Leute kennenlernen. So wie ich dich.“ Lächelnd boxt Lara Jan auf die Schulter.
Er legt den Arm um sie und drückt sie an sich.„Du kleine Verrückte …“
In Gedanken schickt sie David einen Kuss und beschließt, ihre Grübeleien auf später zu verschieben. Kurz legt sie ihren Kopf in Jans Halsbeuge, dann löst sie sich und wechselt das Thema: „Linda gefällt dir, oder?“
„Merkt man das?“
Sie lacht. „Ist nicht zu übersehen!“
Er nickt. „Sie ist sich in allem so sicher.“
„Ich glaube, sie mag dich.“
„Sie mag jeden!“
„Ich meine, sie mag dich so.“
„Hoffentlich.“ Das sagt er mit einer plötzlichen Inbrunst, die ihn selbst zusammenzucken lässt.
Lachend schubst Lara ihren Oberkörper gegen seinen. „Oje. Es hat dich echt erwischt, was?“
„Kann man so sagen.“ Er seufzt.
„Ich bin froh, dich getroffen zu haben, weißt du das?“
Jetzt grinst er wie ein Schuljunge.„Ja, Lara. Das weiß ich.“

Kapitel 6
Sich finden
    D as Wochenende ist vorbei, sie sind zurück in der Schule. Lara ist aufgekratzt, flirtet mit allen, Schülern wie Lehrern, harmlose, plätschernde Flirts  ohne Ziel. Federleicht verstreichen die Tage, doch gleichzeitig ist sie wie elektrisiert von der Nähe zu Ricardo und seiner überkorrekten Förmlichkeit, die nur seine funkelnden Blicke hin und wieder Lügen strafen. Welch unerträgliche Diskrepanz! Sie fiebert den Tanzstunden entgegen, den Minuten, in denen er sie berührt.
    Obwohl noch nichts zwischen ihnen passiert ist, werden die ersten Gerüchte laut. Lara spürt, dass sie beobachtet wird, wenn sie sich mit Ricardo unterhält, spürt die Neugier, die Lust am Klatsch. Jeder scheint zu merken, dass etwas passiert, nur Ricardo und sie selbst verhalten sich linkisch, scheuen Berührungen und lächeln still.
    Doch wenn seine Kollegen ihn aufziehen mit seiner „novia alemana“, seiner „deutschen Freundin“, wehrt er sich nur schwach, was die Fantasie der Neugierigen weiter anheizt und auch Lara jedes Mal kurz zusammenzucken lässt. Sie beobachtet ihn, ja mehr noch, lauert auf ein Signal.
    Bald sind vier Wochen vergangen. Ihnen bleibt nicht viel Zeit, was soll sie tun, sie will hier nicht weg, ohne ihn wenigstens einmal gespürt zu haben, seinen Mund auf dem ihrem, seine Hände auf ihr, seinen Schwanz in ihrem Körper und sein Gewicht, unter dem er sie begräbt.
    Für mittags hat sie sich in die Internet-Liste eingetragen, um am schuleigenen Computer ihre E-Mails zu lesen. Katy ist zurück in London, sie schreibt Lara, dass es regne und sie die Schule und alle vermisse. „Was ist mit dir und Ricardo, seid ihr schon ein Paar?“ fügt sie im PS hinzu.
    Erst jetzt merkt Lara, dass Ricardo hinter ihr steht und ihr über die Schulter guckt. „Post von Katy“, murmelt sie. „Was schreibt sie?“ fragt er.
    „Ob wir schon ein Paar sind“, sagt sie offen, bereut es augenblicklich und wird rot.
Sein Mund zuckt. Ein kurzes Grinsen. „Und? Was antwortest du ihr?“
„Keine Ahnung.“ Ihre Hände zittern.
„Schreib doch einfach: Noch ist ja Zeit“, schlägt er vor und verzieht dabei keine Miene.
Ein süßer Schock, sofort ist sie verwirrt, es trifft sie ins Mark, denn bis jetzt hing ja alles in der Schwebe. Sieht er wirklich zu ihr hin, sucht er wirklich ihre Nähe, tanzt er länger mit ihr als mit anderen Mädchen oder bildet sie sich alles nur ein? Jetzt das, ein klarer Hinweis, noch ist ja Zeit, noch kann alles passieren, wird passieren, ein Spiel, warte nur ab, der Moment wird kommen, bist du bereit?
„Okay“, antwortet sie, nur halb so lässig wie beabsichtigt. Ihr ist heiß, das Blut steigt ihr ins Gesicht, sie werden wieder beobachtet, die Sekretärin, ein paar Schüler und Lehrer sehen neugierig zu ihnen hin.
„Kommst du heute Nachmittag zum Fußballspielen?“ fragt Ricardo, und Lara nickt.
„Ich bin aber nicht gut“, warnt sie, was der Wahrheit entspricht.
„Egal, es geht doch um den Spaß. Bis dann“, verabschiedet er sich.
    Um drei Uhr treffen sie sich wieder an der Schule. Zum Sportplatz müssen sie eine halbe Stunde laufen, eine halbe Stunde er und sie, doch eine halbe Stunde wieder nicht allein.
    Auf dem Weg kauft sie einem etwa siebenjährigen Jungen einen Bund Bananen ab, weil sie vergessen hat, zu Mittag zu essen und plötzlich den Hunger spürt. Süß und weich das Fruchtfleisch in ihrem Mund, wie alles, ein süßer, weicher Tag. Die Sonne brennt, nicht selbstverständlich in
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