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Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Titel: Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)
Autoren: Jonas Jonasson
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beantragen. Sie hatte ein Bußgeld für ihr verkehrswidriges Verhalten zu erwarten, mehr nicht. Die Nummernschilder anderer Autos zu stehlen, war freilich ein Verbrechen, aber egal, wer nun der Dieb war – die Tat war vor zwanzig Jahren begangen worden und somit verjährt. Mit falschem Nummernschild durch die Gegend zu fahren, war ein weiteres Vergehen und überdies noch verfolgbar, aber der Polizist hatte es so satt, sich pausenlos Non, je ne regrette rien anzuhören, dass er beschloss, Celestine habe dieses Verbrechen nicht vorsätzlich begangen. Außerdem hatte er sein Sommerhäuschen zufälligerweise ganz in der Nähe von Norrtälje, und letzten Sommer hatte man ihm doch glatt seine Hollywood-Schaukel aus dem Garten gestohlen. Die Gräfin mochte also durchaus recht haben mit ihren Anspielungen auf den Lebenswandel der Norrtäljer Jugend.
    Einzig offene Frage blieb der nagelneue Volvo im Laderaum des Kartoffellasters. Ein erster Kontakt mit dem Werk in Torslanda ergab, dass das Auto sensationellerweise dem chinesischen Präsidenten Hu Jintao gehörte. Doch nachdem die Firmenleitung Kontakt mit dem Stab des Präsidenten in Peking aufgenommen hatte, rief man zurück und teilte mit, dass der Präsident das Auto einer Frau geschenkt hatte, deren Namen er nicht nennen wollte. Celestine Hedlund, durfte man wohl vermuten. Auf einmal war man über diese bizarre Geschichte mitten aufs Parkett der internationalen Hochpolitik geschlittert. Der verantwortliche Polizist sagte sich, mehr wolle er gar nicht wissen. Und der verantwortliche Staatsanwalt schloss sich dieser Meinung an. Und so wurde Celestine Hedlund wieder auf freien Fuß gesetzt und rollte mit ihren Eltern im Volvo davon.
    Der Polizist achtete aber trotzdem genau darauf, wer von den dreien sich da nun hinters Steuer setzte.

7. TEIL
    Nichts währt ewig in unserer bösen Welt. Nicht mal unsere Sorgen.
    Charlie Chaplin

24. KAPITEL
    Vom Glück, wirklich existieren zu dürfen, und von einer umgedrehten Nase
    Holger 1, Celestine und die Gräfin Virtanen, die beschlossen hatte, sich von nun an Gräfin Mannerheim zu nennen, fühlten sich schon bald sehr wohl in der Suite des Grand Hôtel. Daher hatten sie es nicht allzu eilig, sich ein passendes Schloss zu suchen.
    Nicht zuletzt war die Sache mit dem Roomservice einfach zu schön. Gertrud konnte sogar Nummer eins und Celestine überzeugen, es mal auszuprobieren. Und nach ein paar Tagen konnten sie gar nicht mehr ohne.
    Jeden Samstag lud die Gräfin zu einem Fest im Salon, mit Gunnar und Kristina Hedlund als Ehrengästen. Ab und zu schauten auch der König und die Königin vorbei.
    Nombeko ließ sie gewähren. Die Hotelrechnung war zwar gigantisch, andererseits war aber immer noch jede Menge Kartoffelgeld übrig.
    Sie selbst hatte sich mit Nummer zwei eine eigene Wohnung gesucht, in sicherem Abstand zur Gräfin und ihren beiden Fans. Nombeko war in einer Wellblechhütte geboren und aufgewachsen, Holger in einer zugigen Kate. Danach hatten die beiden ein Leben in einem Abbruchhaus geführt, gefolgt von dreizehn Jahren in einem Zimmer neben der Küche in einem Haus am Ende der Welt in Roslagen.
    Vor diesem Hintergrund war eine Zweieinhalbzimmerwohnung auf Östermalm in Stockholm ein Luxus, der dem etwaigen Schloss der Gräfin in nichts nachstand.
    Doch um die Wohnung kaufen zu können, mussten Holger 2 und Nombeko sich erst um das Problem kümmern, dass keiner von beiden wirklich existierte.
    Was Nombeko anging, reichte ein Nachmittag. Der Ministerpräsident rief den Einwanderungsminister an, welcher seinerseits den Chef der Einwanderungsbehörde anrief, welcher wiederum seinen besten Mitarbeiter anrief, der tatsächlich eine Notiz zu Nombeko Mayeki von 1987 ausgrub, beschloss, dass Fräulein Mayeki sich seitdem in Schweden aufgehalten hatte, und sie umgehend zur Bürgerin des Königreichs Schweden beförderte.
    Holger 2 hingegen betrat die Räume des Einwohnermeldeamts auf Södermalm in Stockholm und erklärte, dass er nicht existierte, es aber sehr gerne tun würde. Nach ausgiebigem Hin- und Hergerenne durch die Flure, wobei man ihn von einer Tür zur nächsten verwies, wurde er schließlich zum Einwohnermeldeamt in Karlstad geschickt, zu einem Per-Henrik Persson, dem führenden Experten des Landes für komplizierte Fälle.
    Per-Henrik Persson war zwar ein Bürokrat, aber ein pragmatischer. Als Holger mit seiner Erzählung fertig war, streckte der Bürokrat eine Hand aus und kniff ihn in den Arm. Dann sagte er, es wolle
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