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Die alte Villa (German Edition)

Die alte Villa (German Edition)

Titel: Die alte Villa (German Edition)
Autoren: Sophie E. Parker
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Betonstufen aus dem Keller hinauf in den kleinen Eingangsbereich des Mehrfamilienhauses. Umständlich zog sie mit einer Hand und einigem Schwung die schwere Eingangstür auf und huschte dann so schnell wie möglich durch die sich langsam wieder schließende Tür hinaus.
Dann trat sie in die Pedale und dachte unterwegs schon einmal über ein paar gute Ausreden für ihr zu spät kommen nach, aber ihr fiel nichts wirklich Gescheites ein.
Die Strecke, die sie jeden Morgen zur Schule zurücklegte, war etwas über 2 km lang und führte an mehreren kleinen Waldstücken und Wohnstraßen, deren Bebauung überwiegend aus  schicken Einfamilienhäusern bestand, vorbei. Normalerweise fuhr sie immer ganz verträumt und ohne Eile, stellte sich dabei vor, wie schön es wäre, in so einem schmucken Haus zu wohnen, statt in ihrer kleinen beengten Mietwohnung.
Um das Haus herum  müsste sich ein großer Garten befinden und das Haus selber könnte ruhig ganz alt sein. Mit einer mächtigen Eingangstür aus Holz. Wie wundervoll wäre es, hinaus zu schauen aus gesprossten Fenstern, und nach dem erwarteten Besuch Ausschau zu halten. Man würde zusammen essen in einem gemütlichen Wohnzimmer, sich dann mit ein paar Getränken an den Kamin setzen und über Gott und die Welt reden. Aber das Allerwichtigste dabei wäre das schöne Gefühl, dass man hier zu Hause wäre und man hier hingehörte, egal, was auch geschah.
Doch an diesem Morgen hatte sie wenig Sinn für Wälder oder gemütliche Häuser. Weder roch sie die mild-würzige Frühlingsluft, noch achtete sie auf  die Fliederbüsche, die schon in einigen Vorgärten blühten. Sie trat in die Pedale so fest sie nur konnte und hoffte, noch vor dem zweiten Schellen die Schule zu erreichen.
Mit Schrecken fiel ihr ein, dass sie heute einen neuen Lehrer in Physik bekommen sollten. Physik hatten sie in der ersten Stunde…
Na ja , dachte sie, um sich ein wenig zu beruhigen,
Vielleicht ist der Neue ja auch spät dran oder er hält erst noch eine kleine Einführungsrede und bemerkt mein Erscheinen gar nicht.
„Tanz ‚Auf dem Heppenberg’“, las sie erstaunt auf einem Plakat, welches am Straßenrand an einen Baum geheftet war. Das Schild aus stabiler Pappe war ihr bisher noch gar nicht aufgefallen.
Was für ein Tanz denn? Hexentanz vielleicht…? Obwohl sie ganz schön außer Atem war, kicherte sie leise in sich hinein.
     
     
    ~
     
     
    Als sie den langen Flur, der zu ihrem Klassenzimmer führte, entlang hastete, beschlich sie ein ungutes Gefühl. Die Türen aller Klassenzimmer waren bereits geschlossen und es war beängstigend still auf dem Gang. Es kostete sie einige Überwindung, die Klinke der schweren Tür, die zu ihrem Klassenraum gehörte, herunter zu drücken. Am liebsten wäre sie einfach weggelaufen, oder hätte sich wenigstens unsichtbar gemacht
Als sie die Tür schließlich so vorsichtig und leise wie möglich geöffnet hatte und eingetreten war, richteten sich alle Augen auf sie. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als auf der Stelle zu verschwinden. Einfach so, mit einem Fingerschnippen vielleicht, oder mit einem Augenzwinkern.
Der neue Lehrer, ein großer, grauhaariger, etwas buckliger Mann, musterte sie kurz, dann machte sich ein spitzes Lächeln auf seinem wächsernen Gesicht breit und Rebecca wusste nicht, ob sie deswegen erleichtert sein konnte.
Leise und undeutlich murmelte sie eine Entschuldigung und wollte sich dann schnell auf ihren Sitzplatz schleichen, doch ein lautes und ärgerliches „Halt!“ ließ sie wie angewurzelt stehen bleiben.
    „Ist dein Besen nicht schnell genug geflogen, oder warum bist du zu spät?“ fragte ‚der Neue’ in eisigem Ton.
Es war absolut unüblich, dass Schüler der Oberstufe von einem fremden Lehrer ‚geduzt’ wurden, es sei denn man hatte sich im gegenseitigen Einverständnis darauf geeinigt.
    Die gesamte Klasse, außer Hannelore,  brüllte nach der bissigen Bemerkung des neuen Lehrers los und Rebecca wäre zum wiederholten Male an diesem Morgen nur zu gerne einfach im Erdboden versunken.
Eine ‚echte’ Hexe hätte in so einer heiklen Situation wohl einfach ihren Zauberstab geschwungen!
    „Ruhe!“ brüllte der bucklige Lehrer mit  erstaunlich lauter Stimme, konnte sich dann aber das Lachen über seinen eigenen Witz, der ihm ja offensichtlich so gut gelungen war, nicht verkneifen.
Und wenn er lachte, war er fast noch hässlicher, und übertraf damit den sowieso schon abstoßenden ersten Eindruck, den Rebecca
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