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Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition)

Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition)
Autoren: Washington Irving
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gefunden wurden, fleißig bearbeiten, und war der erste König von Granada, welcher Gold-und Silbermünzen unter seinem Namen schlagen ließ, wobei er Sorge trug, daß die Münzen geschickt ausgeprägt wurden.
    Um diese Zeit, etwa in der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts und unmittelbar nach seiner Rückkehr von der Belagerung von Sevilla begann er den glänzenden Palast der Alhambra; er beaufsichtigte persönlich den Bau, und mischte sich oft unter die Künstler und Werkmeister, und leitete ihre Arbeiten.
    Obschon so glanzreich in seinen Werken, und so groß in seinen Unternehmungen, war er von einfachen Sitten, und mäßig in seinen Genüssen. Sein Kleid war nicht nur ohne Glanz, sondern so einfach, daß es ihn nicht von seinen Unterthanen auszeichnete. Sein Harem konnte sich nur weniger Schönheiten rühmen, und diese besuchte er selten, obgleich sie mit großem Glanze unterhalten wurden. Seine Weiber waren Töchter der ersten Edlen, und wurden von ihm als Freundinnen und verständige Gefährtinnen behandelt. Was mehr ist, er wußte es dahin zu bringen, daß sie als Freundinnen unter sich lebten. Er brachte viele Zeit in den Gärten hin, besonders in denen der Alhambra, welche er mit den seltensten Pflanzen und den schönsten und duftigsten Blumen versehen hatte. Hier ergötzte er sich, indem er Geschichten las, oder sie sich vorlesen und erzählen ließ; und zuweilen beschäftigte er sich in den Stunden der Muße mit dem Unterricht seiner drei Söhne, denen er die gelehrtesten und tugendhaftesten Lehrer ausgesucht hatte.
    Wie er sich frei und ungezwungen Ferdinand als Vassal angetragen hatte, blieb er auch seinen Worte getreu, und gab ihm wiederholte Beweise der Anhänglichkeit und Treue. Als dieser berühmte Monarch 1254 zu Sevilla starb, schickte Muhamed Abu Alahmar Gesandte, welche seinem Nachfolger Alonzo X. sein Beileid ausdrückten, und in ihrem Gefolge waren hundert maurische Ritter von ausgezeichnetem Rang, welche während der Begräbnißfeierlichkeit die königliche Bahre mit brennenden Kerzen umgeben und geleiten mußten. Diesen großen Beweis der Achtung widerholte der maurische König den Rest seines Lebens hindurch an jedem Jahrestag des Todes Ferdinands des Heiligen, wo hundert maurische Ritter von Granada nach Sevilla ziehen, und ihre Plätze um das Ehrendenkmal des erlauchten Todten in der Mitte der reichen Kathedrale, mit brennenden Kerzen in der Hand, einnehmen mußten.
    Muhamed Abu Alahmar behielt seine Rüstigkeit und Geisteskraft, bis zu einem vorgerückten Alter. In seinem neunundsiebzigsten Jahr zog er noch zu Pferd, von der Blüthe seiner Ritterschaft begleitet, in’s Feld, um einen Einfall in sein Gebiet zurückzutreiben. Als das Heer von Granada auszog, brach einer der ersten Adalides oder Befehlshaber, welcher in dem Vortrab ritt, zufällig seine Lanze an einem Thorbogen. Die Räthe des Königs waren durch diesen Vorfall beunruhigt, stellten ihn als ein schlimmes Vorzeichen dar, und baten ihn zurückzukehren. Ihre Bitten waren umsonst. Der König widerstand, und am Nachmittag wurde das Vorzeichen, sagen die maurischen Geschichtschreiber, auf traurige Weise bestätigt. Muhamed wurde plötzlich krank, und wäre fast von seinem Pferde gefallen. Er wurde auf eine Bahre gelegt, und sollte nach Granada gebracht werden, aber seine Krankheit nahm in so hohem Grade zu, daß man sein Zelt in der Vega aufschlagen mußte. Die Aerzte waren voller Bestürzung, und wußten nicht, welche Arznei sie ihm verschreiben sollten. Nach wenigen Stunden starb er unter Blutspeien und heftigen Krämpfen. Der kastilische Prinz Don Philipp, der Bruder von Alonzo X. war an seiner Seite, als er starb. Sein Körper wurde einbalsamirt, in einen silbernen Sarg gelegt, und unter ungeheuchelten Klagen seiner Unterthanen, die ihn als einen Vater beweinten, in der Alhambra in einem kostbaren Marmorgrab beigesetzt.
    Dieß war der erleuchtete patriotische Fürst, der die Alhambra gründete, dessen Namen noch in ihren schönsten und anmuthigsten Verzierungen glänzt, und dessen Andenken geeignet ist, die erhabensten Erinnerungen bei denen hervorzurufen, die diese verfallenen Scenen seines Glanzes und Ruhmes betreten. Obgleich seine Unternehmungen ausgedehnt, und seine Ausgaben unermeßlich waren, war seine Schatzkammer dennoch stets gefüllt, und dieser scheinbare Widerspruch gab Veranlassung zu dem Gerüchte, er sey in den Zauberkünsten bewandert, und besitze das Geheimniß, gemeinere Metalle in Gold zu verwandeln. Wer
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