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Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition)

Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition)
Autoren: Washington Irving
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Kriegs. Die Christen benützten zu dieser Zeit die Spaltung der Macht der Moslemin und setzten sich rasch wieder in den Besitz ihrer alten Gebiete. Jakob der Eroberer hatte ganz Valencia unterworfen und Ferdinand der Heilige trug seine siegreiche Waffen nach Andalusien. Der letztere belagerte die Stadt Jaen und schwor, sein Lager nicht eher aufzuheben, als bis er im Besitz der Stadt wäre. Muhamed Abu Alahmar kannte das Unzureichende seiner Mittel, mit den mächtigen Herrschern Castiliens einen Krieg zu unterhalten. Er faßte daher einen plötzlichen Entschluß, begab sich heimlich in das christliche Lager und erschien unerwartet vor König Ferdinand. »Du siehst in mir,« sagte er, »Muhamed, den König von Granada; ich vertraue deiner Ehre und begebe mich unter deinen Schutz. Empfange alles, was ich besitze und nimm mich als deinen Lehensmann an.« Bei diesen Worten kniete er nieder und küßte des Königs Hand als Zeichen der Unterwerfung.
    König Ferdinand war durch diesen Beweis offenen Vertrauens gerührt und beschloß, sich nicht an Edelmuth überbieten zu lassen. Er hob seinen früheren Nebenbuhler von der Erde auf und umarmte ihn als Freund; die Schätze, die er ihm anbot, wies er zurück, nahm ihn aber als Vassal an und ließ ihm die Herrschaft über sein Gebiet unter der Bedingung, daß er einen jährlichen Tribut zahle, bei den Cortes als einer der Edlen des Reichs sich einstelle und ihm im Kriege mit einer gewissen Zahl Reiter diene.
    Nicht lange darauf wurde Muhamed zum Kriegsdienst aufgefordert, um dem König Ferdinand bei seiner berühmten Belagerung von Sevilla beizustehen. Der maurische König zog mit fünfhundert erlesenen Reitern von Granada aus, denn niemand in der Welt wußte besser als sie ein Pferd zu reiten und eine Lanze zu führen. Es war jedoch ein trauriger und demüthigender Dienst, denn sie sollten ihr Schwert gegen ihre Glaubensbrüder schwingen.
    Muhamed erlangte durch seine Tapferkeit bei dieser berühmten Eroberung einen traurigen Ruhm, echtere Ehren aber durch die Milde, welche er König Ferdinand in der Kriegsführung anzunehmen veranlasste. Als im Jahr 1248 die berühmte Stadt Sevilla dem kastilischen König übergeben ward, kehrte Muhamed traurig und voller Gram in sein Gebiet zurück. Er sah das sich sammelnde Unheil, welches die Sache der Moslemin bedrohte, und ließ jenen Spruch hören, den er oft im Augenblick der Noth und Verwirrung im Mund führte: »Wie beschränkt und elend würde unser Leben seyn, wenn unsere Hoffnung nicht so weit und ausgedehnt wäre.«
    »Que angoste y miserabile seria nuestra vida, sino fuero tan dilatada y espaciosa nuestra esperanza!«
    Als der betrübte Sieger seinem geliebten Granada nahte, strömte das Volk mit freudiger Ungeduld heraus, ihn zu sehen, denn sie liebten ihn als einen Wohlthäter. Sie hatten zu Ehren seiner kriegerischen Thaten Triumphbogen errichtet, und wo er vorüber kam, wurde er mit Beifallsruf als El Ghalib oder der Sieger begrüßt. Muhamed schüttelte den Kopf, als er diesen Namen hörte.
»Wa la ghalib ila Ala!«
(Es gibt keinen Sieger als Gott!) rief er aus. Von dieser Zeit an diente ihm dieser Ausruf als Wahlspruch. Er ließ ihn auf ein schräges über sein Wappen laufendes Band schreiben, und er blieb der Wahlspruch aller seiner Nachkommen.
    Durch Unterwerfung unter das christliche Joch hatte Muhamed den Frieden erkauft, aber er wußte, daß dieser nicht sicher und dauernd seyn konnte, wo die Elemente so widerstreitend und die Beweggründe der Feindseligkeit so tief und alt waren. Er that daher nach dem alten Grundsatz: »waffne dich im Frieden, und bekleide dich im Sommer,« und benützte den eintretenden Zwischenraum der Ruhe, um sein Gebiet zu befestigen, seine Zeughäuser wieder zu füllen, und diejenigen nützlichen Künste zu fördern, welche einem Staate Wohlstand und wirkliche Macht geben. Er setzte für die besten Handwerker Preise aus, und bewilligte ihnen Vorrechte; er verbesserte die Zucht der Pferde und anderer nützlicher Thiere; er ermuthigte den Ackerbau, und wußte durch seinen Schutz die natürliche Fruchtbarkeit des Bodens um das doppelte zu erhöhen, indem er die lieblichen Thäler seines Königsreichs wie einen Garten blühen machte. Er förderte auch den Bau und die Verarbeitung der Seide, bis die Weberstühle Granada’s selbst die von Syrien an Feinheit und Schönheit ihrer Productionen übertrafen. Sodann ließ er die Gold-, Silber-und andere Minen, die in den bergigen Gegenden seines Reichs
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