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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)
Autoren: Volker Kutscher
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der Hand. Die Pistole landete irgendwo im Ufergebüsch, wo genau, konnte Rath schon nicht mehr sehen, denn Polakowski war bereits über ihm.
    Der Mann war stark. Er sprach kein Wort, doch sein Gesicht strahlte einen derart tödlichen Ernst aus, dass Rath angst und bange wurde. Er versuchte, sich aus dem festen Griff zu befreien, doch es gelang ihm nicht. Im Gegenteil. Polakowski schaffte es, sich auf Raths Arme zu knien, und mit den freien Händen griff er nun nach dessen Hals und würgte.
    Rath versuchte sich zu wehren, doch er bekam die Hände nicht frei, er strampelte und zappelte mit den Beinen, bäumte sich auf, doch das alles half nichts. Polakowski blieb auf ihm hocken, seine Hände drückten unbarmherzig zu. Rath spürte, wie ihm die Luft wegblieb.
    Und dann lockerte sich der Griff plötzlich, und Jakub Polakowski kippte zur Seite wie ein gefällter Baum.
    Rath fasste sich an den Hals und hustete, dann erst schaute er auf. Da stand Gustav Wengler über ihm, in der Hand die Luger von Erich Grigat, an der das Blut von Jakub Polakowski leuchtete, was Rath irritierte. Irgendwie wirkte es immer seltsam, wenn eine Schusswaffe als primitive Schlagwaffe missbraucht wurde.
    Aber es hatte geholfen, Polakowski außer Gefecht zu setzen.
    Dieser verdammte Gustav Wengler hatte ihm gerade das Leben gerettet.
    Rath hätte nicht gedacht, diesem Mann in seinem Leben einmal dankbar zu sein. Sein zu müssen.
    Aber so sah es jetzt wohl aus.
    »Sie brauchen einen Arzt«, sagte er zu Wengler. »Er hat Ihnen Tubocurarin gespritzt. Wahrscheinlich in einer tödlichen Dosis! Ein Wunder, dass Sie sich auf den Beinen halten können.«
    Wengler lachte. »Sie enttäuschen mich, Kommissar! Sie enttäuschen mich auf ganzer Linie. Ich hätte Sie für intelligenter gehalten. Und auch für skrupelloser.« Sein Blick wurde mit einem Mal ernst. »Ich hatte gehofft, Sie würden das Schwein erschießen, als ich Sie da gesehen habe im Wald. Tun Sie sich schwer mit so was? Der war dabei, mich umzubringen!«
    Rath verstand nicht. »Er hat Ihnen kein Mittel gespritzt, um Sie zu paralysieren?«
    »Er hat mir etwas gespritzt, und ich glaube, er hat auch gedacht, das sei sein Teufelszeug.« Wengler lachte. »War aber nur eine harmlose Kochsalzlösung.« Er zeigte auf einen großen Baum am Ufer. »Hat die Spritze da schon seit Tagen versteckt. Ich habe geahnt, dass er es hier zu Ende bringen will. Und habe Erich gebeten, ein Auge auf den See zu halten. Da war es kein Problem, die Spritzen auszutauschen.«
    »Das heißt, Sie haben nur geschauspielert? Warum?«
    Wengler schaute auf die Waffe. »Haben Sie Erich die Luger abgenommen? Das ist aber nicht nett, das ist seine Dienstwaffe. Wo ist er?«
    »Schläft den Schlaf der Gerechten. Was sollte das ganze Theater hier? Warum markieren Sie den sterbenden Schwan?«
    »Na, warum wohl? Damit eine Notwehrsituation vorliegt und Erich das Schwein umlegen kann, ohne dass ihm deswegen der Prozess gemacht wird.«
    »Dann war das alles so geplant?«
    Wengler lachte. »Herr Kommissar, ich weiß schon seit zwei Jahren, dass Polakowski draußen ist und eine Art Rachefeldzug plant. Er hat den Fehler gemacht, sich damals in Königsberg ausgerechnet bei Paul Marczewski falsche Papiere besorgt zu haben und dieses Betäubungszeug. Ohne zu wissen, dass ich mit Marczewski Geschäfte mache.«
    »Dass Sie Geschäfte machten mit Marczewski.«
    »Ich sehe, Sie sind gut informiert. Ja, ich musste unsere Geschäftsbeziehung leider beenden. Aber damals war sie mir noch sehr nützlich. Als der Polack auch noch Nachforschungen hat anstellen lassen nach meinen Leuten, hat Marczewski mich natürlich sofort informiert.«
    »Sie wussten es die ganze Zeit? Wieso haben Sie Ihre Männer dann nicht geschützt?«
    »Warum sollte ich? Die waren mir sowieso lästig geworden. Jugendsünden.« Er schüttelte den Kopf. »Herr Kommissar, ich will mein Geschäft auf legalere Beine stellen, da passen die ganzen alten Schwarzbrandgeschichten nicht mehr.«
    »Aber … Ihr eigener Bruder …«
    »Siegbert war ein korruptes Dreckschwein, wenn Sie es genau wissen wollen. Früher oder später hätte er mich erpresst, wenn ich ihm gesagt hätte, ich werde meine Zahlungen einstellen. Hat mich sowieso viel zu viel gekostet, der faule Kerl. Und hat kaum einen Finger dafür gerührt.«
    »Dann hat Polakowski sozusagen in Ihrem Sinne gemordet?«
    »Sehr aufmerksam, nicht wahr. Und er hat gedacht, er jagt mir Angst ein mit seinen Todesanzeigen. Gefreut hat es mich,
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