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Die achte Karte

Die achte Karte

Titel: Die achte Karte
Autoren: Kate Mosse
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sinken.
    Requiescat in pace.
    Bis schließlich alles Stille war. Alles Raum war.
    »Geht’s dir wirklich gut?«, fragte Hal noch einmal. Er klang besorgt.
    Sie nickte bedächtig.
    Meredith blieb noch ein paar Minuten länger stehen und starrte auf die leere Stelle. Dann atmete sie tief durch und streckte die Hand nach Hal aus. Er fühlte sich warm an, aus lebendigem Fleisch und Blut.
    »Lass uns reingehen«, sagte sie.
    Hand in Hand drehten sie sich um und gingen über den Rasen zur Terrasse hinter dem Haus. Ihre Gedanken verliefen in ganz unterschiedlichen Bahnen. Hal dachte an Kaffee. Meredith dachte an Léonie. Und wie sehr sie ihr fehlen würde.

[home]
    Coda
    Drei Jahre später
    Sonntag, 31 . Oktober 2010
    L adys und Gentlemen, guten Abend. Mein Name ist Mark, und es ist mir eine große Ehre, heute Abend Ms. Meredith Martin in unserer Buchhandlung begrüßen zu können.«
    Nach herzlichem, wenn auch kurzem Applaus senkte sich gedämpfte Stille über den kleinen Buchladen. Hal saß in der ersten Reihe und lächelte ihr aufmunternd zu. Ganz hinten stand ihr Verleger an die Wand gelehnt und reckte einen Daumen in die Luft.
    »Wie Sie alle sicherlich wissen«, fuhr der Inhaber fort, »ist Ms. Martin Autorin der gefeierten Debussy-Biographie, die letztes Jahr erschienen ist und ein begeistertes Kritikerecho fand. Was Sie aber vielleicht nicht wissen …«
    Mark war ein alter Freund von ihr, und Meredith beschlich die Angst, er würde das Publikum mit einer weit zurückreichenden Aufzählung ihrer Lebensstationen langweilen, ehe er überhaupt auf ihr Buch zu sprechen kam.
    Ihre Gedanken glitten ab, bewegten sich auf vertrauten Wegen. Sie dachte an alles, was geschehen war, um sie bis zu diesem Punkt zu bringen. Drei Jahre Recherche, Auswertung, Prüfen und Gegenprüfen, um die Puzzleteile von Léonies Geschichte zusammenzufügen, während sie sich gleichzeitig damit herumschlug, ihre Debussy-Biographie rechtzeitig fertigzustellen.
    Meredith fand nie heraus, ob Lilly Debussy tatsächlich in Rennes-les-Bains gewesen war, machte dafür aber eine viel spannendere Entdeckung: Die Verniers und die Debussys waren in Paris Nachbarn in der Rue de Berlin gewesen. Und als Meredith Debussys Grab auf dem Cimetière de Passy im 16 . Arrondissement besuchte, wo auch Manet und Morisot, Fauré und André Messager lagen, hatte sie in einer Ecke unter Bäumen versteckt die Grabstätte von Marguerite Vernier gefunden.
    Im Jahr darauf, als sie mit Hal erneut in Paris war, hatte Meredith Blumen auf das Grab gelegt.
    Im Frühjahr 2008 hatte sie die Debussy-Biographie abgeliefert. Sogleich hatte sie sich mit Feuereifer an ihre Recherchen über die Domaine de la Cade gemacht und versucht, den Weg ihrer Familie von Frankreich nach Amerika nachzuvollziehen.
    Sie begann mit Léonie. Je mehr Meredith über Rennes-les-Bains und die Spekulationen um Abbé Saunière und Rennes-le-Château las, desto überzeugender erschien ihr Hals Theorie von einer bloßen Verschleierung, um von den Geschehnissen auf der Domaine de la Cade abzulenken. Sie neigte zu der Auffassung, dass es zwischen den drei Leichen, die man in den fünfziger Jahren im Garten von Abbé Saunières Haus in Rennes-le-Château gefunden hatte, und den Ereignissen des 31 . Oktober 1897 auf der Domaine de la Cade irgendeinen Zusammenhang gab.
    Wie Meredith vermutete, war eine der Leichen Victor Constant, der Mann, der Anatole und Marguerite Vernier ermordet hatte. Archivunterlagen belegten, dass Constant nach Spanien geflohen war und sich in mehreren Kliniken wegen Syphilis im dritten Stadium hatte behandeln lassen, aber im Herbst 1897 nach Frankreich zurückgekehrt war. Der zweite Mann könnte Constants Diener gewesen sein, der bekanntlich an der Verwüstung des Hauses durch den Mob tatkräftig beteiligt gewesen war. Der dritte Leichnam war rätselhafter. Ein missgebildetes Rückgrat, abnorm lange Arme, höchstens ein Meter zwanzig groß.
    Als Meredith das las, erinnerte sie sich daran, was in der Ruine der Grabkapelle geschehen war, und sie glaubte zu verstehen, dass der Teufel sich durch seinen Diener Asmodeus geholt hatte, was ihm gehörte.
    Das andere Ereignis, das Merediths Aufmerksamkeit weckte, war der Mord an Curé Antoine Gélis in Coustaussa. Auf den ersten Blick schien sein Tod nichts mit den Vorfällen auf der Domaine de la Cade zu tun zu haben, wenn da nicht das Datum wäre. Er war zuerst mit seiner eigenen Feuerzange angegriffen worden, dann mit einer Axt, die neben dem
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