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Die Abtrünnigen von Kregen

Die Abtrünnigen von Kregen

Titel: Die Abtrünnigen von Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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begann energisch zu polieren. Gürtel und Riemen lagen auf dem alten Sturmholztisch. Andere Männer der Wachabteilung beschäftigten sich auf die gleiche Weise. Wir wollten ordentlich aussehen, wenn uns die angemieteten Entführer des Königs ihren Besuch machten.
    Gafard hatte sein typisches Lächeln aufgesetzt, als ich ihm Bericht erstattete. »Du bist also zu mir gekommen, Gadak, obwohl du weißt, daß der König dich ohne weiteres auf die Galeeren schicken kann?«
    »Wenn das Grodnos Wille ist, dann ...«
    »Schon gut. Und woher soll ich wissen, daß du mit diesem ... Nodgen dem Getreuen nicht etwas ganz anderes besprochen hast?« Gafard hob verächtlich die Faust. »Welcher Hochmut! Er gibt sich einen Namen, der ein Anagramm des königlichen Namens ist. Wahrlich, er muß treu sein, der Cramph!«
    »Ich habe die Vereinbarung getroffen, die ich dir eben berichtet habe. Ich soll dasselbe tun wie der törichte Genal der Sommersprossige. Den Wein der Wächter vergiften und alle Türen aufmachen.«
    Gafards Faust beschrieb einen Kreis in der Luft.
    »Und dann wären zehn meiner besten Leute tot!«
    »Diesmal soll es besser ablaufen, und in der Mitte der Wache wenn kein Wachwechsel stattfindet.«
    Gafard hatte schließlich einen Plan geschmiedet, der mir wieder einmal bewies, daß er seine hohe Position nicht umsonst bekleidete. Der Plan war brutal und einfach und konnte klappen – zunächst.
    Ich sollte alles tun, was Nodgen der Getreue verlangte. Nur sollte ich die Wächter nicht vergiften, die ihre Bewußtlosigkeit nur vortäuschen würden. Doch ich sollte die Türen öffnen und mich dann im Hintergrund halten.
    »Du versteckst Männer, die gegen die Schwarzmaskierten kämpfen sollen?«
    »Nein«, Gafard genoß das Pläneschmieden. Wäre es nicht um die Frau der Sterne gegangen, hätte ihm dieses verstohlene, raffinierte Tauziehen sicher soviel Spaß gemacht wie Genod. »O nein. Wir lassen heimlich ein Sklavenmädchen holen, eine hübsche Shishi. Ich werde sie nett behandeln. Ich werde sie meine Frau der Sterne nennen. Sie wird sich glücklich wähnen, vom Kämpfer des Königs auserwählt zu sein.«
    »Und dieses Mädchen werden die Männer des Königs entführen«, sagte ich.
    »Wenn sie bei ihrer Geschichte bleibt und wirklich schön ist, wird der König zufrieden sein. Als König werfe ich ihm sein Verhalten nicht vor, nur als Mann. Er hat das Yrium, und was er tut, das tut er eben.«
    So spuckte ich aus und polierte und überdachte meine Rolle.
    Wenn in meinem schwarzen Herzen überhaupt Raum für Mitleid war, dann wohl kaum für die Sklavin, die im Turm der Wahren Zufriedenheit wohnen sollte. Wenn alles klappte, würde sie die Geliebte des Königs werden. Wenn sie ihm gefiel, mochte sie höchste Ehren und höchsten Einfluß erlangen. Jedenfalls würde sie viel besser behandelt, als sie normalerweise erwarten durfte.
    Wenn sie aber aus der Rolle fiel und der König einen seiner Wutanfälle bekam, konnte sie von seiner Hand sterben – aber das war eine Gefahr, die wir alle eingingen.
    Mit diesen und anderen gleichermaßen unschönen Gedanken machte ich mich am nächsten Tag auf den Weg, um Nodgen zu melden, daß alles vorbereitet sei. Wir waren an einem Weinladen in der Allee der Tausend Schmuckstücke verabredet. Der ausgestellte Schmuck klimperte in der Meeresbrise, billig und bunt, und viele Frauen sahen sich staunend um und machten ihre Einkäufe. Der Weinladen befand sich in einer Ecke, und ich wartete draußen. Wenn ich jetzt schon hintergangen werden sollte, brauchte ich Platz für mein Schwert.
    Nodgen schickte dieselbe Bande, die mich schon einmal zu ihm geführt hatte. Die Männer beäugten mich, und in ihren Augen stand der Wunsch, es mir heimzuzahlen.
    »Es ist alles arrangiert«, sagte ich. »Gebt mir das Gift.«
    Sie überreichten mir das Fläschchen und weigerten sich, mir mehr Geld zu geben. Nachdem sie noch einmal Nodgens Drohungen wiederholt hatten, verschwanden sie in der Menge. Ich machte kehrt und entfernte mich in der entgegengesetzten Richtung. Dabei kam ich in eine Gegend des Marktes, die ich noch nicht kannte, einen kleinen Platz, auf dem Calsanys verkauft wurden. Die schwerfälligen Tiere standen friedlich herum, umringt von Männern – Kaufleuten, Händlern, Karawanenführern, Treibern. Die ganze Szene war voller Bewegung – Handzeichen wurden gegeben, Geld wechselte den Besitzer, Tiere wurden begutachtet. Staub wirbelte empor.
    Plötzlich meldete sich eine Stimme aus einer Gruppe
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