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Die 4 Frau

Titel: Die 4 Frau
Autoren: James Patterson , Andrew Gross
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ein jämmerliches Geheul an.
6
    Mein Herz pochte laut und vernehmlich, und inzwischen kochte ich vor Wut. Wenn Dr. Cabot nicht irgendein Wunderkind war, das gleich nach der Grundschule mit dem Medizinstudium begonnen hatte, dann saß er nicht in diesem Wagen. Diese Kids waren Idioten oder Speed-Junkies oder Autoknacker – oder vielleicht alles zusammen.
    Ich hielt meine Waffe aufs Fahrerfenster gerichtet.
    »Hände über den Kopf. So ist's gut. An die Decke damit. Das gilt für euch
beide!«
    Tränen strömten über das Gesicht des Fahrers – nein, der Fahrerin, wie ich mit einem kleinen Schock erkannte. Es war ein Mädchen. Sie hatte einen Kurzhaarschnitt mit pink gefärbten Spitzen, ohne Make-up, keine Piercings im Gesicht – eine Version von Punk im Stil der Zeitschrift
Seventeen
, die sie nicht ganz durchgezogen hatte. Als sie die Hände hob, sah ich, dass ihr schwarzes T-Shirt mit feinen Glassplittern übersät war. Um den Hals trug sie eine Kette mit ihrem Namen.
    Ich gebe zu, ich habe sie angebrüllt. Wir hatten gerade eine Verfolgungsjagd hinter uns, bei der wir alle hätten draufgehen können.
    »Verdammt, was hast du dir bloß dabei gedacht, Sara?«
    »Es tut mir so Leiiiiid!«, heulte sie. »Es ist nur, weil – ich hab doch bloß einen Lernfahrausweis. Was werden Sie mit mir machen?«
    Ich konnte es nicht glauben. »Du bist vor der Polizei weggelaufen, weil du keinen Führerschein hast? Bist du wahnsinnig?«
    »Er wird uns umbringen«, sagte der Junge neben ihr, ein schlaksiger Bursche, der schief in seinem Sitz hing, nur vom Sicherheitsgurt am Abrutschen gehindert.
    Der Junge hatte riesige braune Augen und lange blonde Haare, die ihm in die Stirn fielen. Seine Nase blutete, vermutlich von dem Schlag, den ihm der Airbag versetzt hatte. Tränen sickerten über seine Wangen.
    »Bitte, verraten Sie uns nicht. Sagen Sie einfach, das Auto wäre gestohlen worden oder so, und lassen Sie uns nach Hause gehen. Bitte. Unser Dad wird uns umbringen, ehrlich.«
    »Wieso denn das?«, fragte Jacobi sarkastisch. »Weil ihm die neue Kühlerfigur an seinem Sechzigtausend-Dollar-Schlitten nicht gefällt? Lass die Hände da, wo wir sie sehen können, und komm ganz langsam raus.«
    »Ich kann nicht. Ich stecke fe-he-hest«, schluchzte der Junge. Er wischte sich die Nase mit dem Handrücken und schmierte sich das Blut übers ganz Gesicht. Und dann kotzte er übers Armaturenbrett.
    »Ach du Scheiße«, murmelte Jacobi. Der Impuls, Hilfe zu leisten, trug bei uns beiden den Sieg davon. Wir steckten unsere Waffen ein. Nur mit vereinten Kräften gelang es uns, die verbeulte Fahrertür aufzureißen. Ich streckte die Hand aus, um die Zündung auszuschalten, und dann holten wir die beiden vorsichtig aus dem Wrack und stellten sie auf die Füße.
    »Lass mich doch mal diesen Lernfahrausweis sehen, Sara«, sagte ich. Ich fragte mich, ob ihr Vater tatsächlich Dr. Cabot war und ob die Kids sich zu Recht so vor ihm fürchteten.
    »Er ist hier«, sagte Sara. »In meiner Brieftasche.«
    Jacobi rief gerade einen Krankenwagen, als das junge Mädchen in die Innentasche ihrer Jacke griff und einen Gegenstand hervorzog, mit dem ich niemals gerechnet hätte. Bei dem Anblick gefror mir das Blut in den Adern.
    »WAFFE!«, schrie ich einen Sekundenbruchteil, bevor sie auf mich schoss.
7
    Die Zeit schien fast stillzustehen, jede Sekunde wie in Stein gemeißelt, doch in Wahrheit passierte alles in weniger als einer Minute.
    Ich zuckte zurück und drehte mich zur Seite, und da spürte ich auch schon den harten Einschlag der Kugel in meiner Schulter. Dann bohrte sich ein zweites Geschoss in meinen Oberschenkel. Während ich noch zu begreifen versuchte, was da geschah, knickten meine Beine ein, und ich sank zu Boden. Ich streckte eine Hand nach Jacobi aus und sah seine geschockte Miene.
    Ich verlor nicht das Bewusstsein. Ich sah, wie der Junge Jacobi niederschoss –
blam, blam, blam
. Dann ging er hin und trat meinem Partner in den Kopf. Ich hörte das Mädchen sagen: »Los, komm, Sammy. Hauen wir hier ab.«
    Ich spürte keinen Schmerz, nur Zorn. Meine Gedanken waren so klar wie nur irgendwann in meinem Leben. Sie hatten mich völlig vergessen. Ich tastete nach meiner 9-mm-Glock, die noch im Holster an meiner Hüfte steckte, schloss die Finger um den Griff und setzte mich auf.
    »Waffe fallen lassen!«
, rief ich und zielte auf Sara.
    »Verpiss dich, du Schlampe!«
, keifte sie zurück. Die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben, als sie ihre .22er
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