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Die 33 tollsten Ängste ...: ... und wie man sie bekommt (German Edition)

Die 33 tollsten Ängste ...: ... und wie man sie bekommt (German Edition)

Titel: Die 33 tollsten Ängste ...: ... und wie man sie bekommt (German Edition)
Autoren: Lutz von Rosenberg Lipinsky
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oder in der Kabine eines Kreuzfahrtschiffs versterben, ohne dass es jemand bemerkt. Sehen Sie die Szene vor sich? Haben Sie schon einen akuten Monophobie-Schub? Glückwunsch, Sie haben es geschafft! Und dürfen jetzt ganz schnell sämtliche Facebook-Freunde anstupsen.
    Die Monophobie tritt vielfach im Herbst auf und besonders in Großstädten. Aber auch in ländlichen Regionen. Und im Sommer. Sie ist eine der grausamsten und willkürlichsten Ängste, die wir zur Verfügung haben. Sie kann den unfreiwilligen Single treffen, der sich nach nichts mehr sehnt als nach Partnerschaft. Aber auch den, der eigentlich glücklich ist, seine Ruhe zu haben. Sie kann sich zeigen beim fröhlichen Paar, das nichts mehr fürchtet, als dass einer vor dem anderen stirbt. (Was mit hoher Wahrscheinlichkeit der Fall sein wird.) Aber auch in einer unglücklichen Pflichtehe kann sie auftreten. Weil beide Partner wissen, dass sie mittlerweile keine Chance mehr haben, jemand Besseren zu finden.
    Die Angst vor dem Alleinsein kann sich darin zeigen, dass der Betroffene zwanghaft versucht, unter Menschen zu kommen. Er kauft sich beispielsweise ein Monatsticket für den öffentlichen Nahverkehr und fährt abends einfach im Kreis. Oder er besucht Selbsthilfegruppen, Volkshochschulkurse oder Einkaufszentren.
    Andere Monophobiker ziehen sich ganz zurück, gehen allein spazieren oder setzen sich vor den Fernseher, um sich schon mal an das Alleinsein zu gewöhnen.
    Das Beruhigende an der Monophobie ist, dass sie sich auf jeden Fall eines Tages bewahrheiten wird. Das vermittelt Sicherheit. Einmal wird jeder von uns allein sein. Und sei es auf dem Klo.

ANGST VOR FAHRSTÜHLEN
    (Aszensophobie)
    Der Fahrstuhl ist unter Angst-Gesichtspunkten eines der großartigsten Verkehrsmittel, vermag er doch nicht nur Menschen, sondern auch verschiedene starke Gefühle zu transportieren. Er kann Sozialphobie auslösen, → Höhenangst, Klaustrophobie sowie die Angst vor der Technik. Und vor dem mitfahrenden Chef. Und das alles in einem seeeehr kleinen und seeeehr engen Raum.
    Der Fahrstuhl ist Ausdruck der Tatsache, dass die Menschheit über ihre körperlichen Grenzen hinausgewachsen ist, und zwar in die Vertikale. Diese Entwicklung muss sie mittels Technik kompensieren.
    Ausgangspunkt der Fahrstuhl-Nutzung ist mithin die Furcht, das Ziel nicht per Treppe zu erreichen. Oder zumindest nicht schnell genug. Diese Erfahrung bleibt den Bewohnern von Bauernhöfen und Kleinstädten aufgrund der maximalen Zweistöckigkeit ihrer Behausungen in aller Regel verwehrt. Wir haben es bei der Fahrstuhl-Angst also mit einer modernen, mondänen und urbanen Angst zu tun.
Eine sozial akzeptierte Ausformung der Fahrstuhlangst ist in unserer fitnessfixierten Gesellschaft die Teilnahme an Wettrennen in den Treppenhäusern unserer Großstädte. Besonders hippe Fahrstuhl-Phobiker sind die sogenannten Extremsportler, die Hochhäuser grundsätzlich nur über die Fassade betreten. Ebenfalls als total modern, angesagt und durch nichts zu erschüttern gelten Unternehmen, die an ihrem Firmensitz gläserne Aufzüge eingebaut haben und dadurch Kunden und Mitarbeitern permanent emotionale Achterbahnfahrten ermöglichen.
    Dem Nutzer eines Fahrstuhls winkt eine Vielzahl von Sinneseindrücken, die durchaus auch miteinander in Konflikt geraten können. Noch besser ist es allerdings, wenn sich alle Fahrgäste einen Sinneseindruck teilen. Dies führt zu einem unvergleichlichen Gehirnzirkus. Wenn z.B. im Commerzbankturm in Frankfurt am Main jeden Morgen um dieselbe Zeit zwanzig identisch riechende, frisierte und gekleidete Herren in einen der Aufzüge steigen, wissen sie logischerweise im dritten Stock schon nicht mehr, wer sie sind und als wer sie wo aussteigen müssen. Folglich gehen sie abends auch ins falsche Zuhause. Zu Weihnachten erschrecken sie aber plötzlich, weil sie diese Kinder gar nicht kennen. Stellen Sie sich vor, man merkt erst bei der Beerdigung, dass Sie ganz jemand anders waren!?! Ist das nicht ein faszinierender Gedanke?! Hier haben Sie die Chance, eine neue Identität anzunehmen, Teil zu werden eines quasi phobischen Zeugenschutzprogrammes. Und das mit nur einer Fahrstuhlfahrt! Sie müssen lediglich zur Commerzbank gehen.
    Wem diese Vorstellung allerdings Übelkeit bereitet, dem sei eine andere Möglichkeit genannt: Fast ebenso verwirrend ist es, wenn im Hotel auf dem Weg zum Frühstück im Lift zwar alle frisch geduscht sind, aber eben auch alle mit demselben Duschgel – was da halt
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