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Die 33 tollsten Ängste ...: ... und wie man sie bekommt (German Edition)

Die 33 tollsten Ängste ...: ... und wie man sie bekommt (German Edition)

Titel: Die 33 tollsten Ängste ...: ... und wie man sie bekommt (German Edition)
Autoren: Lutz von Rosenberg Lipinsky
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Bauchspeicheldrüsenkarzinoms von den stinkenden Laufschuhen des Doktors eingenebelt wird. Manchmal vertreibt dieser aber auch eine alte Schlesierin aus dem besenkammergroßen Aufenthaltsraum, in dem sie geduldig auf die Mitteilung wartet, dass ihr Mann dieses Krankenhaus bereits vor dem Zweiten Weltkrieg wieder verlassen hat. Die Suche nach einem geeigneten, diskreten Plätzchen hat nun allerdings so viel Zeit gekostet, dass der Doktor das Betreuungsgespräch doch nicht selber führen kann. Er geht daher sofort wieder und überträgt die Beratung seinem 21-jährigen sogenannten Assistenzarzt, der, offenbar noch unter Drogen von der gestrigen Erstsemesterparty, während des Gesprächs an seinen Fingernägeln kaut und fahrig mit dem Spritzbesteck hantiert.
    Man muss realisieren: Ärzte gehören nicht wirklich zu uns, sondern wandeln, Untoten gleich, durch eine – in ihren Augen natürlich ohne ihr eigenes Zutun – zerstörte Welt. Mediziner halten sich selbst für die überarbeiteten und unterbezahlten Opfer eines brutalen Systems und haben den Kontakt zu ihren Emotionen meist gänzlich verloren. Sie geben höchst gespenstische, unmenschliche Analysen ab zum Zustand der eingelieferten »Objekte«, die in ihren Augen auch schon lange keine Menschen mehr sind.
    Das macht wütend, aber auch ängstlich – insbesondere, da man die Aussagen des medizinischen Fachpersonals nur selten versteht. In aller Regel kann man weder die Diagnose noch die vorgeschlagenen Behandlungen und deren jeweilige Risiken wirklich nachvollziehen. Man muss sich bzw. den Angehörigen einfach irgendwem ausliefern. Was leider nicht bedeutet, dass irgend jemand entlassen wird. Schon gar nicht der Arzt: Der kann tun und lassen, was er will. Vor solchen Unfehlbaren kann man sich zweifellos fürchten! (siehe: Angst vor Gott)
Um sich diese Angst anzueignen, sei ein Besuch in einem Krankenhaus Ihrer Wahl empfohlen – idealerweise zunächst in völliger Freiheit, ohne Bezugsperson auf einer der Stationen. So können Sie sich mit den Gepflogenheiten und den ausgefeilten Details der Hospitalophobie vertraut machen. Dass Sie im Laufe Ihres Lebens immer öfter wiederkommen werden und zunehmend Sie selbst der Mensch sein werden, der in den Fokus der Medizin gerät, versteht sich von selbst.

ANGST VOR DEM ALLEINSEIN
    (Monophobie)
    Die Angst vor dem Alleinsein ist uralt. Schließlich sind wir Menschen keine Zwitter, sondern seit jeher das Paaren gewohnt. Erst im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich monastische Lebensformen.
    Aber selbst im Kloster lebte man nicht allein, sondern stillte das Bedürfnis nach menschlicher Nähe durch Zell-Teilung. Wir sind Herdentiere und brauchen den Schutz der Gruppe zum Überleben. Bis heute basiert der Erfolg der menschlichen Spezies darauf, dass sich verschiedene Individuen mit ihren jeweiligen Fähigkeiten ergänzen: Der Kellner bedient, der Gast speist. Der Mann schmutzt, die Frau putzt. Der Mensch denkt, Gott lenkt.
    Vom emotionalen Mehrwert ganz zu schweigen: Wer andere Menschen um sich hat, fühlt sich in aller Regel weniger bedroht. Oder zumindest nur von seinesgleichen. Dies gilt für den Swingerclub genauso wie für die Justizvollzugsanstalt. Dort gilt ungeachtet des Geisteszustands und der Gewaltbereitschaft der Mithäftlinge die Einzelhaft noch immer als Höchststrafe. Viele Strafgefangene haben bekanntlich nach ihrer Entlassung große Schwierigkeiten, sich außerhalb des Gefängnisses zurechtzufinden und würden am liebsten freiwillig zurückkehren. Das wird ihnen allerdings verwehrt, weshalb sie einen Rückfall vortäuschen und gegen ihre Bewährungsauflagen verstoßen müssen. So betreiben viele Kriminelle einen Riesenaufwand – ihnen ist das sichere Unglück lieber als das unsichere Glück. Das wiederum ist ein Prinzip, das viele aus ihrer eigenen Ehe kennen dürften. Genau wie das Stockholm-Syndrom: die emotionale Solidarisierung der Geisel mit dem Entführer. Sogar der Verbrecher kann irgendwann für uns zur gewohnten Umgebung zählen und uns Sicherheit vermitteln.
    Jeder, der allein lebt, hat eben das Gefühl, dass ihm etwas fehlt. Selbst die gestresste Mutter von fünf Kindern fürchtet sich vor der Stille des leeren Hauses. Und davor, dass sich gerade dann, wenn sie auf Hilfe angewiesen ist, niemand um sie sorgt.
Liebe Leserinnen und Leser, Sie können sich das nicht vorstellen bei all dem Trubel ringsherum? Malen Sie sich einfach aus, wie Sie nach einem Unfall hilflos und unbeachtet am Straßenrand
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