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Die 101 haeufigsten Fehler im Deutschen

Die 101 haeufigsten Fehler im Deutschen

Titel: Die 101 haeufigsten Fehler im Deutschen
Autoren: Klaus Mackowiak
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Chefs/Chefinnen
usw.
    Die Schreibung mit großem
I
im Wortinnern – z.B. *
Absolvent Innen
– entspricht nicht den offiziellen Rechtschreibregeln.
    Anmerkung : Allerdings sollte man sich nichts vormachen; eine durchgehende grammatische Gleichbehandlung von Männern und Frauen stößt auf grundsätzliche Schwierigkeiten. So gelingen etwa Rückbezüge nicht befriedigend:
Man konnte drei Wanderer ausmachen. Eine/Einer davon war eine Frau mittleren Alters
. Oder:
Ilse Aichinger war die erste österreichische Autorin, die diesen bedeutenden Preis erhielt
. Unklar bleibt: War sie die erste der Autorinnen oder die Erste der Autorinnen und Autoren?
    Immerhin hatten die Abgeordneten des NRW-Landtages 1990, als dieses Thema noch heißer war, ihr Treuegelöbnis schon gegen
jedermensch
abzugeben. (Und
jefrau
und
niefrau
?)
    Und wie sieht es mit der grammatischen Konsequenz bei Ableitungen aus:
göttinlich, teuflinisch, freundinlich, kämpferinisch
bzw.
frauscheln
,
überfrauen
oder gar
entfrauen
?
    Aber: Wäre dann das -
in
nicht selbst schon diskriminierend – als ein Anhängsel (und nahezu albern bei der real existierenden
Amtmännin
)?
    Gelegentlich wird versucht, das Problem der Umständlichkeit zu umgehen statt es zu lösen – durch «geschlechtsbereinigte» Ausdrücke, etwa
Studierende
statt
Student(inn)en
,
Fachkraft
statt
Fachmann/Fachfrau
. Aber akzeptierte man gleichermaßen ein
fachkräftisches
Urteil?
    Und was wird aus
Sandmännchen, Hampelmann, Biedermann, Spitzbube
oder
Hanswurst
? Will
man/frau
sich dann konsequenterweise auch von einem
Sandweibchen
Sand in die Augen streuen, sich von irgendwelchen
Biederfrauen
und
Spitzschlampen
zur
Hampelfrau
respektive zur
Johannawurst
machen lassen?
    Mit anderen Worten: Konsequenz ist hier sprachpraktisch nicht möglich.
    Sehr hübsch ist übrigens der immer wieder gern genommene Fehler *
die Mitglieder/-innen
. Da ist man dann – voll des guten Willens – übers Ziel hinausgeschossen. Hier reicht:
die Mitglieder
, da dieses Wort ja ein Neutrum ist:
das Mitglied
, also einer Movierung, einer Anpassung des grammatischen an das natürliche Geschlecht, nicht bedarf.
     
4. Einkommenssteuer/Einkommensteuer
Fugen-s
    Bei Wortzusammensetzungen und -ableitungen taucht an der Verbindungsstelle oft ein Fugen-
[e]s
auf:
Verbindungsstelle, Volkslauf, Hunds tage, Siegeszug, Armutszeugnis, jünglingshaft
u.a. Seinen Ursprung hat das Fugen-s in einem erstarrten Genitiv. So ist
Siegeszug
interpretierbar als: Zug des Sieges,
Volkslauf
als Lauf des Volk[e]s. Allerdings verdanken sich viele Fugen-
s
-Konstruktionen schlicht Analogiebildungen; das heißt, es wird ein Fugen-
s
oft auch da eingesetzt, wo das Substantiv den Genitiv gar nicht auf -
s
bildet:
Verbindungsstelle, Armutszeugnis
trotz «Stelle der Verbindung», «Zeugnis der Armut».
    Wann ein Fugen-
s
zu setzen ist und wann nicht, lässt sich nicht als allgemeingültige Regel formulieren. Über die Üblichkeiten informieren die einschlägigen Wörterbücher. Gelegentlich schwankt auch der Gebrauch:
Schadenersatz/Schadensersatz, Einkommensteuer/Einkommenssteuer
u.a.
    Für bestimmte Arten von Zusammensetzungen lassen sich jedoch Faustregeln angeben:
Zusammensetzungen mit Fugen-
s
    Ein Fugen-
s
wird meist (!) verwendet in Zusammensetzungen mit
    •   den Bestimmungswörtern
Armut, Bahnhof, Bischof, Friedhof, Geschichte, Hilfe, Leumund, Liebe, Maulwurf
, etwa in:
Armutszeugnis, Bahnhofshalle, Liebesgabe, Hilfsarbeiter, Geschichtsbuch
; Ausnahmen z.B.:
hilflos, hilfreich, liebebedürftig, liebeleer, liebevoll, lieblos, liebreich, Liebreiz, Geschichtenerzähler, Geschichtenmacher
(mit
-en-
, wenn
Geschichte
in der Bedeutung von «Erzählung», «Extratour» verwendet wird)
    •   einer Verbableitung auf -
en
als Bestimmungswort:
anerkennenswert, lesenswert, Schlafenszeit
    •   substantivischen femininen Bestimmungswörtern, die über das Suffix -
t
von Partikelverben zu Substantiven geworden sind:
Abfahrtszeit, Ansichtskarte, Vorsichtsmaßnahme
; Ausnahmen etwa
Abfahrt[s]gleis
u. v. a. (Unter den hier gemeinten Partikelverben versteht man Verben, die mit präpositionalen Einheiten und anderenPartikeln beginnen und bei denen diese Einheiten auch die Betonung tragen. So sind
ausgleichen
und
umfahren
(= über den Haufen fahren) solche Partikelverben, da die Betonung auf
aus
- bzw.
um
- liegt. Dagegen sind
durchleiden
und
umfahren
(= um etwas herumfahren) zwar auch Partikelverben, gehören aber nicht zu dieser Gruppe, da die
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