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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition)
Autoren: Mia Morgowski
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Freundin eigenes Geld verdient oder sich den lieben langen Tag die Nägel tätowieren lässt. Mit seiner Prahlerei lädt er ja geradezu ein, dass Frauen sich ihm des Geldes wegen an den Hals werfen.
    Ich allerdings möchte mir das Gequake nicht länger anhören müssen. Und ich möchte auch nicht, dass mir am Ende doch noch Natashas Jackenknopf ins Gesicht springt.
    Mit gespielter Eile blicke ich auf die Uhr. «Sorry, Leute, aber ich düs los. Morgen muss ich früh raus.» Ich werfe Florian noch einen spöttischen Blick zu. «Da ist bei einer Besichtigung mein Verkaufsgeschick gefragt. Also, macht’s gut!»
    Ich schnappe mir meine Jacke, gebe Ben ein Zeichen, meine Biere anzuschreiben, und halte mir die Ohren zu, als ich im Rausgehen höre, wie Natasha sich einen Prosecco bestellt.
    Zu Hause angekommen setze ich mich sofort an den Computer und überweise schweren Herzens die achthundert Euro Anzahlung für die Reise. Jetzt bleiben mir noch hundert Euro für eine Woche Skiurlaub.

[zur Inhaltsübersicht]
    3. Kapitel
    «Herr Held, hätten Sie vielleicht die Güte, kurz in meinem Büro vorbeizukommen?»
    Friedrich von Klatts Stimme klingt harmlos, aber das täuscht. Den Trick hat er im Laufe der Jahre perfektioniert.
    «Bei der Gelegenheit könnten Sie mir vielleicht auch erklären, warum die Dreizimmerwohnung in der Hafencity wieder auf meinem Schreibtisch gelandet ist.»
    «Hafencity? Welche Wohnung dort meinen Sie denn?»
    Auch wenn bei Hambitare der Schwerpunkt der Vermittlungsarbeit auf dem neuentstandenen Touristenmagnet im Hamburger Hafen liegt und dort täglich Besichtigungen durchgeführt werden, weiß ich natürlich genau, worum es geht und was mich jetzt erwartet. Offenbar hat Dr. Liebig Ernst gemacht und sich über mich beschwert. Allerdings frage ich mich, was mir der Kerl eigentlich vorwirft. Ich meine, dass er sich nicht für Technik interessiert, ist ja wohl kaum mein Fehler. Oder dass seine Gespielin sich zwar bis zur Besinnungslosigkeit mit orientalischem Hammelgewürz eindieseln kann, dafür aber beim Anblick von zwei Katzen in ein anaphallisches Koma oder so fällt? Und ich kann auch nichts dafür, dass die Deckenhöhe in der Abstellkammer nicht ausreicht, um achtzig Paar Divenbotten darin unterzubringen.
    Doch was auch immer Dr. Liebig meinem Chef aufgetischt haben mag, es spielt vermutlich keine Rolle. Beschwerde ist Beschwerde, da kennt Friedrich von Klatt keine Gnade. Ein unzufriedener Kunde ist ihm vermutlich sogar fünf Strafpunkte wert. Mist! Das ist bis Jahresende kaum mehr wettzumachen und bei meinem derzeitigen Punktestand gleichzusetzen mit einer Kündigung.
    Der Score gibt nämlich nicht nur Woche für Woche Auskunft über die Erfolge aller Angestellten von Hambitare, nein, Friedrich von Klatt wäre mit Sicherheit nicht Chef eines florierenden Unternehmens, gäbe es nicht auch den umgekehrten Fall, also die Minuspunkte. Stümperhaft erstellte Exposés, Unpünktlichkeit sowie ungebührliches Verhalten gegenüber Kunden, all das führt zu Punktabzügen. Abhängig von der Schwere des Vergehens bis zu zehn.
    Auch im Erfolgsfall kann man unterschiedliche Punktzahlen erreichen. Je nachdem, ob ein Mitarbeiter den potentiellen Wohnungskäufer selbst akquiriert oder nur die Abwicklung erledigt hat, bekommt man in der Regel zwischen einem und zehn Punkte. Allerdings ist hier nach oben hin keine Grenze gesetzt. Die Anzahl variiert je nach Objekt und wird im Voraus festgelegt. Eine gut verkäufliche Immobilie bringt natürlich weniger Punkte ein als ein Problemfall. Besonders schwierige Wohnungen oder Häuser können schon mal 50 Punkte einbringen. Für einen Selbstgänger wie die Dreizimmerwohnung in der Hafencity hätte ich zwar nur drei Punkte erhalten, aber immerhin. Am Jahresende bekommt der Listenbeste eine Prämie. Die beiden Letzten fliegen raus.
    Friedrich von Klatt sitzt in seinem Büro am Schreibtisch. Bei meinem Eintreten brüllt er sofort los: «Wie kann es denn bitteschön sein, Herr Held, dass dieses Objekt nicht verkauft wurde? Ich denke, das war schon Ihre zweite Besichtigung mit dem Interessenten?»
    «Ja schon, aber …» Ich schaffe es gerade noch, einzutreten und die Tür hinter mir zu schließen, ehe die Brüllerei weitergeht.
    «Nichts aber!» Friedrich von Klatt hat kein Interesse an Details. «Das ist ein tadelloses Objekt: beste Lage, Ausstattung vom Feinsten, Südwest-Ausrichtung, und der Preis bewegt sich im Rahmen. Nein, nicht im Rahmen, der Preis ist super! Ein
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