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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition)
Autoren: Mia Morgowski
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Lappen gegangen, weil die Interessenten schließlich zur Konkurrenz gegangen sind. Und jetzt hören Sie sich mal die Begründungen Ihrer Kunden an.» Es entsteht eine Pause, in der er in einem anderen Papier blättert und offensichtlich nach einer Zeile sucht, die er für vortragenswert hält. «Hier! Absage Objekt eins, Penthouse am Kaiserkai: Angeblich, weil Sie die Begleitung des Interessenten beleidigt haben.» Er blickt über den Rand seiner Brille und erwartet offenbar eine Stellungnahme.
    «Also, das stimmt nur halb. Es war ein dummes Missverständnis. Die beiden Interessenten sprachen kaum Deutsch und noch weniger Englisch. Das waren Italiener und …»
    «Aber angeblich können Sie doch Italienisch», bellt mein Chef. «Das haben Sie zumindest in Ihrem Lebenslauf angegeben, wenn ich mich recht erinnere.»
    «Nein. Doch. Also, natürlich kann ich Italienisch, es steckt nur … äh …»
    … in den Kinderschuhen. «Es steckt nur manchmal fest.»
    Tatsächlich muss ich wohl eine falsche Vokabel benutzt haben, möglicherweise habe ich statt: «Diese Wohnung bietet genügend Platz für vier Personen» gesagt: «Diese Wohnung bietet genügend Platz für vier Knallfrösche.» Aber das war natürlich ein lächerlicher Versprecher. Trotzdem verließen die Italiener nach drei weiteren Sätzen empört das Apartment.
    Friedrich von Klatt macht eine wegwerfende Handbewegung. Dann fährt er fort, die Klageschrift vorzutragen: «Absage Objekt zwei, Maisonnettewohnung in der Überseeallee. Hier haben Sie angeblich nach einer Dreiviertelstunde Besichtigungsdauer zu dem Kunden gesagt: ‹Wenn Sie noch länger für die Besichtigung brauchen, gehe ich einfach so lange ins Kino.›»
    Wieder ein Blick über den Brillenrand.
    Wieder nicke ich. Ja, auch daran kann ich mich erinnern. «Das sollte natürlich ein Witz sein», erkläre ich. «Außerdem, mal ganz ehrlich, Chef – eine Dreiviertelstunde!? Wie lange braucht man denn, um sich einen Eindruck von einer Wohnung mit zwei Zimmern zu verschaffen? Es ging ja schließlich nicht um die Villa von Brangelina .»
    Friedrich von Klatt verdreht die Augen und wendet sich wieder seinen Papieren zu. Nach kurzem, aber exzessivem Suchen wird er fündig.
    «Und dann gestern Abend», er wedelt dramatisch mit einem Ausdruck, «der absolute Höhepunkt. Sie sollen ungeduldig und inkompetent gewesen sein.» Er macht eine Pause und sieht noch mal auf seinen Zettel. «Außerdem hätten Sie gelogen und die Begleiterin von Dr. Liebig in Lebensgefahr gebracht!» Wütend knallt mein Chef das Papier auf den Tisch. Dann stiert er mich an. «Was geht nur in Ihrem Kopf vor, Herr Held?»
    Also das möchte er mit Sicherheit nicht wissen. «Ich … äh … das war ein bisschen anders, als die Dame es geschildert hat. Und zwar …»
    «Das interessiert mich nicht!», brüllt von Klatt. «Wir haben einen Ruf zu verlieren. Wo stehen wir denn, wenn sich in der Branche herumspricht, dass ich einen … einen … Verbrecher im Team habe? Noch dazu einen …» Er hämmert mit dem Zeigefinger auf den unteren Rand eines Zettels. «… der den letzten Platz auf dem Score belegt.»
    Ich bin auf dem letzten Platz?
    Da sieht man mal, was Frauen so anrichten können.
    Mein Chef scheint sich inzwischen ausgetobt zu haben. Seine Stimme klingt wieder einigermaßen normal, und sein Blick wird etwas milder. «Sie kennen ja die Bedingungen, Herr Held.» Er legt die Papiere sorgfältig zurück auf den Schreibtisch. «Ende des Jahres wird zusammengezählt. Und für Sie sieht es nicht gerade rosig aus. Ihre Kollegen machen da eine weitaus bessere Figur.»
    Wundert mich nicht. Bis auf ein paar wenige sind die übrigen Mitarbeiter bei Hambitare nämlich allesamt Streber. Arbeiten von morgens bis nachts, lassen sich nicht in die Karten gucken, und das Wort Spaß kennen sie gar nicht. Ständig haben sie Angst, man könne ihnen eine Immobilie wegschnappen oder einen Score -Punkt mehr ergattern. Und jetzt sind sie auch noch im Begriff, mich auszubooten. Bestimmt eine Verschwörung.
    Dagegen habe ich keine Chance.
    «Sie haben noch eine Chance», erklärt von Klatt, als könne er meine Gedanken lesen. «Am besten, Sie nehmen sich das Objekt vor.» Mit scheinheiliger Miene fährt er fort: «Der Verkauf dieser Immobilie scheint mir das Einzige zu sein, was Ihnen zur Rehabilitation verhelfen kann. Bei einem Erfolg sind immerhin 150 Punkte drin. Dann wären Sie wieder im Spiel.» Ein schiefes Lächeln huscht über sein
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