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Diana - sTdH 5

Diana - sTdH 5

Titel: Diana - sTdH 5
Autoren: Marion Chesney
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Feuer warf.
    Ihr Haar
war naturgewellt, und so fiel der kunstlose Schnitt gar nicht auf.
    Trotz ihrer
Angst mußte Diana auf dem Weg nach unten die geschmackvolle Einrichtung
bewundern. Im ersten Stock lief eine Galerie um drei Seiten, von der aus man in
die geräumige Halle hinabsehen konnte. Diana erinnerte sich, wie das Haus
ausgesehen hatte, als das Vermögen der Osbadistons dahinschwand – kalt und
schäbig. Jetzt war die Halle mit Teppichen ausgelegt, und an den mit Reliefs
abgesetzten Wänden hingen schöne Gemälde. Kerzen leuchteten, zahlreiche
Kerzen, ein überwältigender Aufwand, um einen müden Jägersmann vom Lande
willkommen zu heißen.
    »Wenn ich
doch bloß ein Mann wäre«, dachte Diana zum tausendstenmal in ihrem jungen
Leben. »Ich wäre auch aufgeregt, aber wir könnten miteinander reden und essen,
und dann könnte ich mich guten Gewissens ins Bett zurückziehen. Kann er
womöglich erraten, daß ich eine Frau bin? Oh, ich bin so müde und muß doch auf
der Hut sein.«
    Als sie die
Bibliothek betrat, bemerkte sie mit einem Gefühl der Dankbarkeit, daß sie nicht
hell erleuchtet war. Der Tisch war mit kaltem Braten, Brot und Wein gedeckt.
Dianas Magen knurrte ganz undamenhaft und erinnerte sie daran, daß sie den
ganzen Tag nichts gegessen hatte.
    Lord
Dantrey bat sie am Tisch Platz zu nehmen, und setzte sich ihr gegenüber. Er
schnitt ihr etwas Roastbeef ab, goß ihr ein Glas Wein ein und musterte voller
Interesse ihr abgeschnittenes Haar, als sie den Kopf beugte.
    »Wo leben
Sie denn, wenn Sie nicht im Pfarrhaus sind?« fragte er ganz unerwartet. Diana
mußte erst ihren Wein hinunterschlucken und murmelte eine Entschuldigung. »Ich
wohne in Datchwood am anderen Ende der Grafschaft Berham.«
    »Wie alt
sind Sie, Mr. Armitage, wenn das keine zu persönliche Frage ist?«
    »Neunzehn,
Mylord.«
    »Wirklich!
Ich hätte Sie für jünger gehalten, trotz Ihrer Größe. Was erwarten Sie sich von
Ihrer Zukunft?«
    »Ich weiß
es nicht, Mylord.«
    »Aber Sie
haben doch sicherlich Träume und Pläne?«
    Diana seufzte leise. Was machte schon
eine Lüge mehr oder weniger aus?
    Sie dachte
an die vielen Stunden, in denen sie mit offenen Augen davon geträumt hatte, die
Freiheiten eines Mannes zu genießen.
    »Ich würde
am allerliebsten«, begann sie langsam, »die Freiheit haben, in London
herumzuwandern und seine Wunder ganz für mich zu entdecken, ohne an die
Umgebung von St. James's Square gebunden zu sein. Ich wäre so gerne«, fuhr sie
träumerisch fort und merkte, wie ihr der Wein zu Kopf stieg, »ein Dandy.«
    »Kein sehr
lobenswerter Wunsch«, warf Lord Dantrey ein.
    »Aber ein
Dandy wird doch von der Gesellschaft bewundert, oder?«
    »Ganz und
gar nicht. Wissen Sie, wie ein Dandy beschrieben wird? Als dummer,
hohlköpfiger, eitler Fant. Der Dandy ist ein Produkt aus Eitelkeit und
Geziertheit – seine Mutter ist Petit Maître oder Makkaroni – seine Großmutter
Dreistheit – seine Urgroßmutter Hartherzigkeit – seine Ururgroßmutter
Unverfrorenheit – und sein ältester Vorfahre Windbeutel. Sein Onkel ist
Unverschämtheit – seine drei Brüder sind Trick, Humbug und Betrug, und allesamt
gehören sie zur ausgedehnten Familie der Schaumschläger.«
    »Du liebe
Güte! Dann möchte ich ein Bonvivant, ein Lebemann, ein Schwerenöter sein.«
    »Das wird
ja immer besser«, machte sich Lord Dantrey lustig. »Das ist alles das gleiche
und alles fürchterlich. Eine aufmüpfige Sorte junger Männer, die sich
einbilden, daß ihr Getöse, ihr Geprahle, ihr Kriegsgeschrei und ihre Unverfrorenheit
diejenigen beeindrucken, die in der Meinung mit ihnen Kontakt pflegen wollen,
daß sie moderne Männer von Geist seien. Die nächtlichen Unternehmungen des
wahren, feurigen und mit der Zeit gehenden Lebemanns bestehen darin, einen
Kellner aus einem Tavernenfenster zu werfen; einen Kutscher zu verprügeln, der
so unhöflich ist, sein Fahrgeld zu verlangen; die Nachtwächter zusammenzuschlagen;
in Ranelagh oder Vauxhall Raufereien anzuzetteln; Kutschen zu fahren;
Preiskämpfe zu veranstalten; Schaufensterscheiben mit Pennystücken, die sie
aus einer Droschke werfen, zu zerbrechen; einen Zolleinnehmer zu betrügen und
ein anderes Mal seine Liste mit den fälligen Gebühren durchzustreichen. Was
noch? Einen Schuster zu ersticken – das heißt, ihm Rauch in seine Werkstatt zu
blasen; Zigarren auf Sofas und in Clubs zu rauchen; einander in den Spielhöllen
um die St. Jermyn Street auszunehmen; Champagner bei Charlie
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