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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)
Autoren: Barb J. C. Hendee
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Kinder.
    Wie viele von den anderen Namen, die sie gelesen hatte, gehörten anderen alten Untoten, die vielleicht noch irgendwo in der Welt existierten? Es war schlimm genug, dass jener, den sie mit dem Sonnenkristall besiegt hatte, nicht einer von ihnen gewesen sein konnte. Die Kinder waren uralte Vampire, und bei dem Wrait musste es sich um eine neue Geistform der Edlen Toten handeln.
    Plötzlich dachte Wynn an Pawl a’Seatt.
    Der stoische Meisterschreiber mit dem seltsamen Nachnamen hatte behauptet, Untote in seiner Stadt zu jagen. Seine Worte wiesen darauf hin, dass er die Präsenz des Wrait gespürt hatte, obwohl er nicht in der Lage gewesen war, ihn zu finden. Magiere war die einzige andere Wynn bekannte Person, die die Präsenz von Untoten fühlen konnte, von Chap einmal abgesehen. Chane hatte behauptet, Pawl a’Seatt sei ein Untoter, doch Wynn hatte den Meisterschreiber am helllichten Tag gesehen. Nichts davon ergab einen Sinn.
    Er konnte kein Dhampir sein – Magieres Geburt war einzigartig und das Ergebnis langer, mühevoller Vorbereitungen. Er konnte auch nicht zu den Kindern gehören, wenn Wynn mit ihrer Vermutung richtiglag, dass Li’käns Knechtschaft für sie alle galt.
    Wer oder was war Pawl a’Seatt?
    Die Angestellten des »Aufrechten Federkiels« hatten sich nicht vor dem Inhaber des Skriptoriums gefürchtet. Wynn erinnerte sich an das sonderbare Verhalten Pawl a’Seatts an dem Abend, als Jeremy und Elias gestorben waren, aber ihn traf gewiss keine Schuld. Er hatte seine Schreiber immer zu schützen versucht und jeden Abend über sie gewacht, wenn sie das Gildengelände verließen. Außerdem blickte er auf eine lange Beziehung zur Gilde zurück, die auf gegenseitigem Respekt basierte.
    Als Wynn das Hauptgebäude erreichte, ging sie nicht etwa zu il’Sänkes Unterkunft, sondern lenkte ihre Schritte in eine andere Richtung. Sie wollte noch jemanden besuchen.
    Sie betrat das Hospiz und stellte fest, dass Nikolas mit dem Rücken ans Kopfende gelehnt im Bett saß. Als Wynn seinen leeren Blick sah, bedauerte sie fast, hierhergekommen zu sein. Aber sie konnte jetzt nicht einfach kehrtmachen, und sie hatte ihm etwas Wichtiges mitzuteilen.
    Schatten blieb an ihrer Seite, und Domin Bitworth war zum Glück nicht da.
    »Dein Gesicht hat etwas mehr Farbe«, sagte Wynn.
    Nikolas schien erst jetzt zu merken, dass jemand hereingekommen war. Er drehte den Kopf ein wenig und lächelte vage.
    »Habe ich noch immer graue Strähnen im Haar?«
    Wynn zog sich einen Stuhl heran und nahm Platz. »Vielleicht musst du dich mit ihnen abfinden. Sie geben dir etwas Würdevolles.«
    Nikolas sah ihre Kleidung und den Rucksack, und das matte Lächeln verschwand von seinen Lippen.
    »Du verlässt die Gilde?«
    »Ja, ich habe einen Auftrag«, log Wynn. »Ich bin nur gekommen, um mich von dir zu verabschieden. Und um dir zu sagen, dass ich mich über unsere Freundschaft freue.«
    Nikolas neigte den Kopf nach hinten und starrte zur Decke hoch. Wynn fragte sich, was sie sonst noch sagen sollte. Dieser junge Mann hatte sehr gelitten und auch noch seine Freunde verloren.
    »Nikolas, hör mir zu«, sagte Wynn. »Wenn so etwas noch einmal geschieht … «
    Sie ergriff seine Hand.
    »Wenn etwas … Übernatürliches dich oder die Gilde heimsucht, dann vergeude keine Zeit, indem du dich an Skyion, Hochturm oder Hauptmann Rodian wendest. Sie können dir nicht helfen.«
    Bei diesen Worten zeichnete sich Verwirrung in Nikolas’ Gesicht ab.
    »Geh zu Meister a’Seatt im ›Aufrechten Federkiel‹«, sagte Wynn. »Erzähl ihm alles. Er wird wissen, was zu tun ist.«
    Nikolas blinzelte und nickte, drückte dabei ihre Hand.
    »Ich muss jetzt gehen.« Wynn stand auf und nahm ihren Rucksack.
    »Aber du kommst doch zurück, oder?«, fragte Nikolas rasch.
    Wynn blieb in der Tür stehen und sah noch einmal zu ihm. »Wenn ich kann.«
    Sie hoffte, dass es keine Lüge war, als sie mit Schatten nach draußen auf den Hof ging.
    In Gedanken versunken trat sie durch die Nordwesttür, folgte dem Verlauf des Flurs durchs Lagerhaus und erreichte das Seminargebäude. Als sie dort die Treppe hochging und den Schlüssel hervorholte, bemerkte sie il’Sänke im oberen Korridor.
    »Wo bist du gewesen?«, rief er.
    Schweiß glänzte auf der dunklen Haut des Domins. Ein wilder Glanz lag in seinen Augen, aber er rührte nicht von dem Zorn her, der in seiner Stimme erklang, sondern von Panik. Er musterte sie von Kopf bis Fuß, nahm Kleidung und Rucksack zur Kenntnis
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