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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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viel mehr, als eine Übernachtung in einem solchen Gasthaus kostete.
    »Könnten wir das Zimmer sehen? Vielleicht haben sie einen Hinweis darauf hinterlassen, wohin sie unterwegs sind.«
    Für einen Moment blitzte Argwohn in den Augen der Frau auf, doch dann brummte sie, nahm die Münze und griff nach einer Laterne. »Hier entlang.«
    Sie führte die beiden Besucher durch einen schmalen Flur. Chane bildete den Abschluss und fragte sich, welche Hinweise sich Welstiel von einem ungemachten Bett und einem vollen Nachttopf erwartete. Die Wirtin öffnete eine Tür fast am Ende des Flurs. Das Bett in dem Zimmer war tatsächlich nicht gemacht und stand in einem größtenteils leeren Raum, soweit Chane sehen konnte. Vor ihm trat die alte Frau über die Schwelle, und er hörte das Pochen ihres Herzens.
    In Bela war Chane oft in den armen Stadtvierteln auf die Jagd gegangen, um möglichst wenig Aufsehen zu erregen. Wenn die Zeit nicht mehr als eine schnelle Nahrungsaufnahme erlaubte, so war er nicht wählerisch und gab sich auch mit schlampiger, betrunkener Beute zufrieden. Er folgte der Wirtin ins Zimmer und streckte die Hand nach der schlaffen, faltigen Haut des Halses aus.
    Vor ihr drehte sich Welstiel im Licht der Laterne um. Sein Blick traf Chane, und er schüttelte langsam den Kopf.
    Chane ließ die Hand sinken. Jäher Ärger stieg in ihm auf, bedingt durch seinen Hunger. Die Wirtin merkte plötzlich, dass sie mit zwei fremden Männern allein war, und sie drehte sich zu ihm um.
    »Wohin sind unsere Freunde unterwegs?«, fragte Welstiel.
    »Woher soll ich das wissen?«, erwiderte die Wirtin. »Ich belausche meine Gäste nicht!«
    »Natürlich nicht«, sagte Welstiel entschuldigend und öffnete erneut seinen Geldbeutel. »Vielleicht hast du zufällig etwas aufgeschnappt, mit dem wir etwas anfangen können.«
    Die alte Frau brummte erneut. »Das Halbblut sprach davon, in Bela zusätzliche Vorräte zu kaufen, und seine Begleiterin erwähnte die landeinwärts führende Straße um den Golf herum. Mehr weiß ich nicht.«
    Welstiel gab ihr einen weiteren Silberschilling und legte ihr die Hand auf die Schulter. Behutsam führte er sie zur Tür, und Chane wich beiseite.
    »Du bist uns eine große Hilfe gewesen«, sagte Welstiel. »Wenn du uns jetzt bitte allein lassen würdes t … Wir machen uns gleich wieder auf den Weg.«
    Mit zwei Münzen in der Hand sah ihn die Wirtin kurz an und erhob keine Einwände. »Gute Nacht, die Herren«, sagte sie, als erinnerte sie sich plötzlich an ihre guten Manieren.
    »Gute Nacht«, erwiderte Welstiel und schloss die Tür hinter ihr.
    Als sich die Schritte der Wirtin im Flur entfernten, wandte sich Chane an Welstiel.
    »Es gibt hier niemanden, der Alarm schlagen könnte. Wer weiß, wann wir wieder Gelegenheit bekommen, Nahrung aufzunehmen?«
    Welstiel beugte sich wie drohend vor. »Du wirst nicht wie ein tollwütiges Tier eine Spur aus Leichen zurücklassen. Beherrsche deine Instinkte, oder mach dich auf und davon.«
    Chane hatte sich von Torets Ketten befreit, und ihm lag nichts daran, sich neue anlegen zu lassen, aber er schwieg. Die Hitze des Hungers schwand langsam, und schließlich konnte er seine Wahrnehmung wieder der Umgebung widmen. In Abwesenheit der Wirtin löste sich der Geruch des Lebens auf, und etwas Subtileres nahm seinen Platz ein.
    Süß und fast erfrischend brachte es ihm Erinnerungen an stille Momente, alte Texte und Schriftrollen, an eine kalte Lampe auf einem Tisch. Er stellte sich vor, wie Wynn neben ihm saß, und er glaubte den Kräuterduft zu riechen, der sie überallhin begleitete. Doch diesmal stammte der Duft nicht von ihr.
    »Was nun?«, fragte er und sah sich in dem kleinen Raum um. Sein Blick strich über einen Stuhl und das Nachtschränkchen mit der halb heruntergebrannten Kerze und drei Bechern.
    »Wir könnten in Bela Pferde kaufen«, sagte Welstiel. »Magiere geht auf eine neue Reise. Das habe ich vermutet, aber bis jetzt war ich mir nicht ganz sicher. Der Erwerb zusätzlicher Vorräte in der Stadt dürfte sie bis zum Mittag beschäftigt haben. Ihr Vorsprung kann nicht größer sein als ein halber Tag, und wir sind in der Lage, diese Distanz bis zum nächsten Sonnenaufgang zu verkürzen. Es ist Abend, und das bedeutet: Wir müssen uns beeilen, wenn wir noch einen offenen Stall finden wollen.«
    Chane hörte Welstiels Worte kaum und starrte auf die drei Becher. Er näherte sich dem Nachtschränkchen, umgeben vom seltsamen Geruch der Erinnerung. So etwas wie
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