DGB 07 - Legion
Erste.
Soneka atmete erschrocken ein
und kniete sich hin.
Lon und die anderen Geno-Männer
folgten seinem Beispiel.
»Lord, ich ...«
»Ich bin Alpharius«, verkündete
auch die zweite Gestalt.
»Wir sind alle Alpharius«,
fügte der dritte Mann an.
»Wir sind Alpha-Legion, und wir
sind alle eins.«
Sie wandten sich ab und begaben
sich in die dichten schwarzen Rauchwolken.
Zwei
Visages, Nurth,
fünf Wochen später
SIE ZOGEN SICH ZURÜCK und
verbrachten den Rest des Sommers in Visages, vertrieben sich mit Knochen und anderen
Spielen die Zeit und saßen einfach nur in der Hitze herum. Einige Männer fuhren
mit Servitoren hinaus ins Buschland, um Jagd auf Großwild zu machen, während
andere das lokale Vieh durch die Wüste hin und her trieben.
Visages war lediglich der Name,
den sie selbst dem Ort gegeben hatten. Offiziell hieß er CR345 oder im
regionalen Dialekt Tel Khat.
Dabei handelte es sich um eine
Ansammlung von Gebäuden in einem nördlichen Wadi, wo der Boden mit zerbrochenen
Diorit-Köpfen übersät war. Einige waren so groß wie die Räder eines Panzers,
andere so winzig wie Perlen. Niemand wusste, wer diese Gesichter in das
Material gehauen hatte und warum das in so vielen unterschiedlichen Maßstäben geschehen
war. Ebenso war unklar, aus welchem Grund die Skulpturen zerschlagen worden
waren und warum man lediglich die Köpfe hier verstreut hatte.
Aber es kümmerte auch
niemanden.
Es gab Wein, den Namatjira
ihnen als Belohnung für die erduldeten Schmerzen geschickt hatte, außerdem Speisen
in großen Mengen.
Sie würfelten, lieferten sich
Wettrennen und schlossen Wetten ab, sie spielten Sphairistike, sie lachten ihren
Schmerz hinaus und schwammen in den warmen blauen Teichen, die in den Höhlen an
den Klippen verborgen lagen.
Sonekas Hand verheilte
allmählich. Feldärzte hatten die Wunde weit genug zurückgeschnitten, so dass Basissensoren
und Motoren-sockel eingepflanzt werden konnten, die einen später folgenden
maschinellen Aufsatz ermöglichten. Täglich machte er Bewegungs-übungen, um die
Finger, die sich einmal dort befunden hatten und die er zurückbekommen sollte,
zu beugen und zu strecken.
Bis dahin waren sie allerdings
Phantomfinger.
Es kursierte das Gerücht, der
Nurth-Krieg nähere sich dem Ende, und sie würden bald in ein neues Kampfgebiet
verlegt werden.
Soneka glaubte nicht daran. Er
saß in der Unterkunft in Visages, in der Gesellschaft von Dimitar Shiban,
geboren auf Trinacria, der in der gleichen Woche wie Soneka verletzt worden
war. Das Fleisch an Shibans Brust und Hals war geschwollen und wulstig, da sich
Schrapnellsplitter unter die Haut gebohrt hatten. Wie Soneka verspürte auch er
einen ausgeprägten Hass auf die Waffenmagie der Nurthener.
»In letzter Zeit träume ich
oft«, sagte er eines Tages, während sie unter einer schützenden Markise auf der
Terrasse saßen.
»In meinen Träumen höre ich
einen Reim.«
Beide hatten sie eine Prise aus
den goldenen Kästchen an der Halskette geschnupft, und Soneka schenkte Wein aus
einem persischen Porzellankrug ein.
»Einen Reim?«
»Ja, willst du ihn hören?«
»Dann kannst du dich an ihn
erinnern?«
»Erinnerst du dich nicht Wort
für Wort an deine Träume?«, fragte Shiban.
Soneka dachte kurz darüber
nach, dann schüttelte er lächelnd den Kopf. »Nie.«
Shiban zuckte mit den Schultern
und murmelte: »Das muss man sich mal vorstellen.«
»Und der Reim?«, hakte Soneka
nach, während er sich zurücklehnte, um einen Schluck Wein zu trinken.
»Der Reim? Ach ja, der geht so:
Von der Hexe und dem hungrigen
Goblin
Der in Stücke reißen wird dich,
Und vom Geist, der dem nackten
Mann beisteht,
im Buch der Monde verteid'gen
dich!«
Shiban begann laut zu lachen,
nachdem er ausgesprochen hatte.
Soneka sah ihn an. »Das kenne
ich.«
»Wirklich?«, fragte Shiban
glucksend. »Woher?«
»Meine Mutter sang mir das vor,
als ich noch klein war. Sie nannte es das Bedlame-Lied. Es gab noch mehr Verse,
aber die habe ich vergessen.«
»Tatsächlich? Und was hat das
zu bedeuten?«
Mit einem Achselzucken
erwiderte er: »Ich habe keine Ahnung.«
Shibans Kompanie trug den
Codenamen Clowns, ihr Banner zeigte einen heulenden Totenschädel, der in Weiß
und Rot geschminkt war. Shiban selbst war bei einem Kampf in einem Wadi östlich
von Tel Utan von einer Splitterbombe der Nurthener erwischt worden.
Das hatte ihn dazu gezwungen,
die Clowns unter das vorläufige Kommando
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