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Deus Ex Machina - Teil 2: Thriller

Deus Ex Machina - Teil 2: Thriller

Titel: Deus Ex Machina - Teil 2: Thriller
Autoren: André Lütke-Bohmert
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uns sein Büro zur Verfügung und beantwortete bereitwillig Rensings Fragen. Den Angaben des Chefarztes zufolge, war Pape im Institut höchst umstritten gewesen. Nicht, was seine Fähigkeiten als Chirurg anbelangte - seine Fachkompetenz stand nie zur Debatte, betonte er mit Nachdruck -, wohl aber wegen seines Auftretens und seiner Umgangsformen den Kollegen und Patienten gegenüber. Pape galt als ungeduldig und reizbar.
    Langsam fand jedes Mosaiksteinchen seinen Platz. Der dunkle Fleck auf den Aufnahmen hatte die Größe eines Tennisballs. Auch für einen Laien war unschwer zu erkennen, dass der Tumor bereits auf die linke Gehirnhälfte übergegriffen hatte. Bösartig und inoperabel. Franks Lebenserwartung hatte voraussichtlich noch ein halbes Jahr betragen.
    Warum hatte er gezögert, Pape auffliegen zu lassen?
    Es war nicht Pape gewesen, der die Diagnose gestellt hatte. Frank musste ihn zufällig auf den Gängen der Station gesehen haben. Vielleicht war es anfangs nicht mehr als ein Déjà vu gewesen. Ein flüchtiger Moment der Erinnerung. Bis man ihn schließlich an die Poliklinik für Strahlentherapie überwies, hatte Frank sich mehrmals für diverse Untersuchungen und Tests in der Allgemeinen Chirurgie eingefunden. Irgendwann musste er sich sicher genug gewesen sein, um Pape zur Rede zu stellen.
    Hatte Frank den Mord an Pape geplant? War es lediglich zu einem Handgemenge gekommen und Papes Tod die Folge eines tragischen Unfalls? Warum hatte Frank ihm – circa neunzig Minuten nach dessen Tod, wie Rensing erklärte – die Augäpfel ausgestochen? Sicher, Papes Augen mussten ihn in seinen Träumen verfolgt haben. An den Augen hatte er Dr. Doe wiedererkannt. Aber neunzig Minuten? Zu lange für eine panische Reaktion. Und wie hatte Frank diese neunzig Minuten in Papes Wohnung überbrückt?
    Professor Nachtweih erklärte, dass es sich bei den Pillen, von denen Bernhard Laurenz gesprochen hatte, lediglich um Schmerztabletten gehandelt habe. Zudem sei die linke Gehirnhälfte Sitz des Kurzzeitgedächtnisses. Kein Wunder, dass Franks Eltern den Eindruck geäußert hatten, er habe merkwürdig verstört und abwesend gewirkt. Kein Wunder auch, dass er abgeblockt und sich kaum noch bei ihnen gemeldet hatte. Was hätte er denn sonst tun können?
    Wie einfach es doch war, Antworten zu finden, wenn man die Fragen kannte. Die Symptome zu deuten, wenn die Ursache offensichtlich war.
    Nachtweihs Pager piepte. Er wurde andernorts gebraucht. Rensing, Hagner und ich blieben noch ein paar Minuten in seinem Büro sitzen.
    „Stehen wir jetzt am Ende oder wieder am Anfang der Geschichte?“, fragte Rensing in die Runde.
    Hagner warf seinem Chef einen Seitenblick zu. „Wieso sollten wir denn wieder am Anfang stehen? Spätestens jetzt ist doch alles sonnenklar.“
    Rensings Gesichtsausdruck verriet, dass er anderer Meinung war. „Dann erklär mir doch mal den Inhalt der Videoaufnahme. Wieso hat Frank Laurenz nicht frei von der Seele weg geredet? Warum die versteckten Botschaften? Die philosophischen Zitate, die Anspielungen auf die Misshandlung und die Kopfverletzung?“
    „Ich versteh einfach nicht, wieso du an diesem Video so einen Narren gefressen hast. Du hast es doch auf der Pressekonferenz selbst gesagt: Frank Laurenz war high. Er hat lauter wirres Zeug geredet.“
    „Laurenz ist hier auf Herz und Nieren durchgecheckt worden, Karl. Keine Drogen. Der Junge war klar bei Verstand. Und außerdem...“, er nickte zu mir rüber, „wer hat denn unseren Freund Kramer aus dem Weg räumen wollen, und vor allem, warum?“
    Hagner verstummte. Er wusste keine Antwort.
    Rensing wandte sich mir zu. „Was können Sie mir über den Angreifer sagen, Herr Kramer? Irgendetwas, das uns weiterbringen könnte?“
    Ich überlegte. „Groß. Mindestens einen Meter neunzig. Kräftig“
    „Das deckt sich mit der Beschreibung von Polizeimeister Deiters.“
    „Seine Bewegungen und seine Stimme kamen mir irgendwie bekannt vor.“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Ich bin mir nicht sicher. Durch die Maske klang sie dunkel. Wie verzerrt. Es war auch nicht die Stimme selbst, die mir vertraut erschien. Mehr der Tonfall. Irgendwo habe ich den schon mal gehört. Und das ist noch nicht lange her.“
    „Überlegen Sie weiter, Philip.“
    Ich massierte mir die Schläfen. „Nichts“, murmelte ich. „Tut mir leid.“
    „Keine Sorge. Es wird Ihnen schon noch einfallen“, sagte Rensing, ohne seine Enttäuschung verbergen zu können.
     
    Bei der Verabschiedung vor
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