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Deus Ex Machina - Teil 2: Thriller

Deus Ex Machina - Teil 2: Thriller

Titel: Deus Ex Machina - Teil 2: Thriller
Autoren: André Lütke-Bohmert
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hatten das Restaurant verlassen und einen Spaziergang um den Aasee begonnen. Ich berichtete Stefan von den neuen Anhaltspunkten, die sich mir nach und nach erschlossen hatten. Von Kevins Informationen aus der Drogenszene. Von Ziggy Stardust. Ich fasste Franks Kindheitserlebnisse zusammen. Erzählte von der Misshandlung und der Kopfverletzung. Schweigend lauschte Stefan meinen Ausführungen, hier und da einen erstaunten Ausruf einstreuend. Als ich fertig war, hatten wir den See zur Hälfte umrundet und eine Stelle erreicht, an der man über eine leicht abschüssige Rasenfläche ans Ufer gelangen konnte. Wir traten ans Wasser. Ich drehte mir eine Zigarette.
    „Was hast du jetzt vor?“, fragte Stefan.
    „Weiß ich noch nicht. Mal abwarten, was Beekmann mir heute Abend zu erzählen hat.“
    Ich steckte mir die Kippe in den Mund und hob gerade mein Feuerzeug, als Stefan mir einen Stoß versetzte.
    „Jetzt guck dir das mal an.“ Er deutete in die Richtung der Giant Pool Balls , drei überdimensionale, von Claes Oldenburg kreierte Billardkugeln aus Beton. „Da kommen doch glatt zwei Idioten mit Surfbrettern angelatscht.“
    Durch den Stoß war das Feuerzeug meiner Hand entglitten und um ein Haar im Wasser gelandet. Ich machte einen Schritt in den Matsch und hob es auf. „Kannst du nicht aufpassen?“
    „Sorry. War keine Absicht.“
    Ich zog ein Taschentuch aus der Packung in meiner Jackentasche, wischte das Feuerzeug sauber und zündete die Zigarette an.
    Stefans Handy klingelte. Er zog es heraus und sah auf das Display. „Entschuldige mich mal kurz. Ist was Wichtiges.“
    Er ließ mich stehen und ging hoch zum Weg. Nach ein paar Minuten kam er zurück. „Wir müssen uns mal auf die Socken machen. Ich hab gleich noch was zu erledigen.“
    Ich ließ die aufgerauchte Kippe fallen. „Ist in Ordnung. Wie spät haben wir es denn?“
    „Schon nach halb sieben.“
    „Gut. Ich will sowieso noch mal kurz nach Hause, bevor ich zu Beekmann gehe.“
     
    Obwohl ich mich beeilt hatte, war es schon einige Minuten nach acht, als ich Beekmanns Haus am Kanonengraben erreichte. Auf diese akademische Viertelstunde hatte ich ein Anrecht, nach allem, was der Dekan sich in den letzten Tagen geleistet hatte.
    Durch das Messingtor hindurch schlenderte ich auf die imposante Haustür zu, in deren Mitte ein ringförmiger Türklopfer mit Löwenkopf angebracht war. Alberne Protzerei. Ich griff nach dem Ring und schlug ihn dreimal gegen die Tür. Nach einer halben Minute wiederholte ich die Prozedur. Unschlüssig sah ich mich um. Mit dem Lineal gestutzte Tannen rahmten das Grundstück ein. Der frisch gemähte Rasen hätte auch als Teppich durchgehen können. Linkerhand führte ein Weg aus sechseckigen Steinplatten um das Haus herum Richtung Garten. Ich bog um die Ecke und trat auf die Veranda, auf der ein Sonnenschirm und Gartenmöbel aus Teakholz standen. Die Glasschiebetür, die ins Haus führte, stand einen halben Meter offen.
    „Hallo?“, rief ich. „Professor Beekmann? Jemand zu Hause?“
    Keine Antwort.
    Nachdem ich die Schiebetür noch etwas weiter geöffnet und ins Haus gespäht hatte, betrat ich zögerlich das Wohnzimmer. In der Mitte stand ein riesiger ovaler Tisch. Antik. Zweifellos sündhaft teuer, wie der Rest des Mobiliars. Ich durchquerte den Raum. Im Flur, der die Dimensionen einer Empfangshalle hatte, sah ich mich um. Zu meiner Rechten war eine Tür einen Spaltbreit geöffnet.
    „Professor Beekmann?“
    Ich stieß die Tür auf und erstarrte. Draußen vor dem Haus quietschten Reifen. Ich beachtete es nicht. Die Szenerie in Beekmanns Arbeitszimmer kam mir seltsam vertraut vor. Die bizarre Ästhetik des Körpers. Der penetrante Geruch. Das viele Blut überall. Hinter mir hallten Schritte durch den Flur. Ich starrte den Toten an. Der perlmuttbesetzte Griff eines Brieföffners ragte wie ein Pflock aus der Brust. Ich trat einige Schritte an den Schreibtisch und beugte mich über die Leiche. Nach den Rissen in Beekmanns Hemd zu schließen, hatte man mindestens ein Dutzend Mal auf ihn eingestochen.
    „Gehen Sie da weg, Kramer“, rief eine Stimme in meinem Rücken. „Sofort!“

Karneval der körperlosen Fratzen
     
    Ich musterte die Striemen an meinen tauben Handgelenken. Auf dem ganzen Weg von Beekmanns Haus ins Polizeipräsidium waren meine Hände mit einer Art Kabelbinder hinter dem Rücken stranguliert gewesen. Was war nur aus den guten alten Handschellen geworden?
    Die Tür wurde aufgerissen. Hauptkommissar Rensing trat
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