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Deserteure (Orion 04)

Deserteure (Orion 04)

Titel: Deserteure (Orion 04)
Autoren: Hans Kneifel
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McLane und hob sein Glas, um mit ihr anzustoßen. »Sie sitzen hier und liefern Stoff für die Träume junger Offiziere.«
    »Und Sie?«
    »Zustände wie an Bord der ORION!« sagte Cliff gutgelaunt. »Ich hatte eine sehr dienstliche Unterhaltung mit dem General, wenn Sie es genau wissen wollen.«
    Tamara war ziemlich fassungslos.
    »Ja. So kann man das natürlich auch bezeichnen«, stellte sie fest. »Sie haben hier glücklicherweise keinerlei Befehlsgewalt, Major, und aus diesem Grund kann es Ihnen sehr gleichgültig sein, mit wem, wie lange, wo und warum ich hier sitze. Und wieviel ich trinke.«
    McLane sah ihr starr ins Gesicht.
    Das alte Problem, dachte er. Etwas an dieser Frau zog ihn an, gleichzeitig versuchte er, Distanz zu gewinnen. Das Ganze war eine seltsam verschlungene und undurchschaubare Mischung zwischen Anerkennung, Skepsis, Träumen und brutaler Wirklichkeit. Es stand für ihn allerdings fest, daß Tamara eine der ungewöhnlichen Mädchen war, die seinen Weg bisher gekreuzt hatten.
    »Es geht mich allerdings etwas an«, bemerkte er.
    »So?«
    »Ja. Persönlich. Ich bin Commander der ORION VIII, und Sie fliegen mit mir. Das nächstemal morgen um fünfzehn Uhr. Und ich muß auf Sie gewissermaßen aufpassen.«
    »Was fällt Ihnen ein, Major – Sie werden doch nicht menschliche Regungen entwickelt haben?«
    Jetzt grinste McLane niederträchtig und sagte leise:
    »Im Vertrauen: Wenn ich Sie verlieren sollte, muß ich sicher nicht nur zehn, sondern fünfzig Verlustanzeigen unterschreiben. Das fürchte ich. Aber regen Sie sich nicht auf. Vermutlich haben wir in einigen Tagen ohnehin alle einen Raumkoller von planetoiden Ausmaßen.«
    »Wieso einen Raumkoller?«
    McLane überlegte kurz und sagte dann:
    »Das kann man sich in der Gegend um Station Destroy II holen. Mein Kollege Alonzo Pietro war dort draußen ... in Zehn/Ost 359 bis 362 ... gerade berichtete es mir General van Dyke. Ich glaube nicht, daß unser Schiff eine Ausnahme machen wird. Ich befürchte ernste Schwierigkeiten.«
    Tamara schüttelte energisch den Kopf.
    »Auf Station Destroy II ist niemand mehr, der überschnappen könnte. Ihr General ist nicht auf dem letzten Stand der Dinge. Seit knapp zwei Monaten tun dort nur noch Roboter Dienst.«
    McLane hob ungläubig den Kopf.
    »Roboter auf Destroy II?« fragte er entgeistert.
    »Jawohl. Sehr teure Spezialmodelle.«
    »Das hat mir gerade noch gefehlt!« sagte Cliff. »Sie wissen, daß wir morgen mittag nach Destroy II starten werden?«
    »Ja. Ich weiß es«, sagte Tamara. »Die Verwendung von Robots war geheime GSD-Sache.«
    Cliff dachte einen Augenblick lang an den sechzigjährigen kleinen Henryk Villa.
    »Da steckt Ihr Chef dahinter«, sagte er langsam und mit deutlicher Betonung. »Warum kümmert sich der Galaktische Sicherheitsdienst eigentlich nicht um näherliegende Dinge?«
    Tamara hob unschlüssig die Schultern.
    »Hat der Sicherheitsdienst denn keine anderen Sorgen?« fragte McLane voller Zorn.
    »Doch!« versicherte ihm Tamara Jagellovsk mit verstecktem Lächeln.
    »Was?«
    »Ihre Gesundheit, Major.«
    »Sie scherzen!« sagte McLane und blickte sie vorwurfsvoll an.
    »Keineswegs. Wegen des Falles von Weltraumkoller, den man festgestellt haben will, wird man uns morgen nachmittag einen Arzt an Bord schicken, einen Psychodynamiker. GSD-Order.«
    McLane stellte voller Bitterkeit fest:
    »Alles geschieht über meinen Kopf hinweg. Jeder weiß es, nur ich nicht.«
    »Ich hatte Auftrag«, sagte Tamara, »Sie heute abend davon in Kenntnis zu setzen, Commander.«
    McLane stand auf und winkte seinerseits dem Kellner.
    »Langsam reicht es mir«, sagte er und zahlte. »Wenn das so weitergeht, dann nehme ich meinen Abschied. Sie werden brotlos, und Hasso kann endlich seine Tauchversuche machen oder Austern züchten.«
    Auch Tamara stand auf.
    »Sie gestatten mir eine schüchterne Anfrage«, sagte McLane und faßte Tamara vorsichtig am Ellenbogen.
    »Ja.«
    »Ich werde mir erlauben, Sie in die Nähe Ihres entzückenden kleinen Wohnhauses zu bringen. Ich habe meine Wasserski ganz in der Nähe abgestellt.«
    »Sie dürfen«, sagte Tamara. »Morgen beginnt ja wieder der Dienst!«
    »Richtig«, bestätigte McLane und grinste. »Da können Sie wieder schön aus sich herausgehen, Tamara.«
    Sie ahnten beide nicht, daß diese scherzhaften Bemerkungen furchtbare Wirklichkeit werden konnten.

 
4
     
    Fünfzehn Uhr drei Minuten, dreißig Sekunden ...
    Der silberschimmernde Diskus der ORION VIII stieg
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