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Des widerspanstigen Zaehmung

Titel: Des widerspanstigen Zaehmung
Autoren: Jillian Hunter
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Doch vor ihr stand nun eine Gefahr, die weitaus tückischer war, als sie es sich hätte vorstellen können. Ihr Plan, der sie hatte retten sollen, hatte sie womöglich geradewegs vor die Pforten der Hölle geführt ... , wo der Teufel persönlich darauf wartete, ihre Seele für sich zu beanspruchen,

2. KAPITEL
    Weed, dem Rang nach erster Diener in Sedgecrofts Londoner Residenz, meldete sich nicht ganz eine Stunde später bei seinem Herrn in der großen Empfangshalle. Hier in diesem Raum mit der kuppelförmigen Decke wurde das Hochzeitsfrühstück serviert, das mit funkelndem Kristall, teurem Porzellan und silbernem Besteck auf strahlend weißen Damasttischdecken aufwartete. Nach kurzem, verlegenem Zögern waren die Gäste schließlich über den Hummersalat und den Champagner hergefallen, als sei alles in bester Ordnung.
    Und als böten die leeren Chippendale-Stühle, die für das Brautpaar reserviert waren, keinen traurigen Anblick.
    Und als wohne der verschlossene Gastgeber der Feier nicht auf die gleiche Weise bei wie ein mittelalterlicher Kriegsherr, der seinen Vasallen befohlen hatte, sich die Zeit zu vertreiben, während er Rachepläne schmiedete.
    „Ich habe getan, worum Sie mich baten", sagte Weed leise zu seinem Herrn, während er sich so vorbeugte, als wolle er lediglich Graysons Champagnerglas auffüllen. „Unser Vogel ist ausgeflogen."
    Graysons Miene versteinerte sich gefährlich. Er hatte kein Verständnis für einen Mann, dem es am Mut fehlte, ein Versprechen einzuhalten, selbst wenn er es anschließend für einen Fehler hielt. Erst recht galt das, wenn dieser Mann auch noch ein Verwandter war, der Graysons Kapelle dazu missbrauchte, um seine schändliche Tat zu begehen. „Sind Sie sich ganz sicher?"
    „Schrank und Schubladen sind alle leer geräumt, mein Lord. Die Dienerschaft behauptet, von seinen Plänen nichts zu wissen. Sein Kammerdiener berichtete, das Bett sei unbenutzt gewesen, als er ihm heute Morgen das Wasser für seine Rasur bringen wollte. Da Sir Nigels Kutsche noch auf dem Anwesen war, nahmen alle an, er würde einen Morgenspaziergang unternehmen, um seine Nerven zu beruhigen."
    „Und von diesem Spaziergang ist er nie zurückgekehrt", fügte Grayson voll er Verachtung an. Seine Achtung für seinen Cousin sank mit jeder Minute, die verstrich. Es wäre wirklich besser gewesen, hätte eine Droschke Nigel überfahren, damit es wenigstens irgendeine alberne Entschuldigung dafür gab, dass die junge Braut vor dem Altar stehen gelassen worden war.
    „Es besteht wohl immer noch die Möglichkeit, dass sich ein Verbrechen zugetragen hat", sagte Weed, klang allerdings von seinen eigenen Worten nicht so recht überzeugt.
    Graysons Bruder Heath kam langsam auf sie zugeschlendert. „Was ist geschehen?", fragte er leise, während er die Gäste anlächelte, die ihn beobachteten. Die anwesenden Mütter deuteten auf ihn als einen möglichen Kandidaten für ihre ledigen Töchter, da sie annahmen, sein Herz müsse sich früher oder später einfangen lassen, so sehr es sich dagegen auch zur Wehr setzte. Der Marquess stand natürlich ganz oben auf ihrer Liste, doch keiner zu ihm passenden jungen Frau war es je gelungen, sein Interesse auf sich zu lenken, selbst wenn sich viele von ihnen alle erdenkliche Mühe gegeben hatten.
    Den Boscastle-Clan zu bändigen und anschließend in den Hafen der Ehe zu lenken, war für viele Damen der Gesellschaft eine Herausforderung, die sie nur zu gern annahmen. All der Reichtum, das blendende Aussehen, die Großzügigkeit gegenüber den wenigen Menschen, die den
    Boscastles wirklich wichtig waren ...
    „Nigel ist verschwunden", antwortete Grayson.
    „Verschwunden?" Heath lachte zynisch. „Mitten in London an seinem Hochzeitstag? Das kann ich mir nicht vorstellen."
    Grayson zog eine Augenbraue hoch. „Ich auch nicht. Tatsache ist aber, dass er unauffindbar ist. Die Frage lautet: Warum?"
    „Wir werden Hilfe von offizieller Seite benötigen", meinte Heath, der die Arme vor der Brust verschränkte.
    „Nein." Grayson fühlte sich hin und her gerissen zwischen seiner Loyalität gegenüber der Familie und dieser seltsamen Verantwortung, die er wegen dieser unglücklichen Angelegenheit verspürte. Hätte Belshires Tochter einen Wutanfall bekommen oder hemmungslos geweint, wäre ihm Nigels Verrat vielleicht nicht so nahe gegangen. Doch ihre gefasste Haltung forderte ihn geradezu heraus, sie zu beschützen. Wieso dem so war, vermochte er nicht zu sagen. Vielleicht lag es
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