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Des widerspanstigen Zaehmung

Titel: Des widerspanstigen Zaehmung
Autoren: Jillian Hunter
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daran, dass dem Anschein nach niemand sonst diese Rolle übernehmen wollte.
    „Wenn der Schurke tatsächlich seine Zelte abgebrochen hat und nicht tot in irgendeiner Gosse liegt, dann ist das eine Familienangelegenheit, und so soll es auch bleiben."
    „Ja", stimmte Heath ihm zu. „Also schweigen wir zumindest soweit wir es noch können, wenn man bedenkt, dass halb London bereits weiß, was er getan hat."
    Grayson kniff die Augen zusammen. Er hatte für die Engstirnigkeit der Gesellschaft noch nie Verständnis aufbringen können. Sie weckte in ihm das Verlangen, sich von seiner schockierendsten Seite zu zeigen, nur um zu betonen, dass es ihn in keiner Weise kümmerte. Das Problem bestand jedoch darin, dass er nicht länger der verlorene Sohn war, der sich benehmen konnte, wie er wollte.
    „Mit Klatsch geht man am besten um", sagte er schließlich, „wenn man ihn ignoriert. Seine Eltern sind am Boden zerstört, von der Braut ganz zu schweigen. Ich schätze, es ist an mir, für die Familie die Wogen zu glätten."
    „Gray, du als Friedensstifter? Das kommt ja wie aus heiterem Himmel. Aber ich glaube, es gefällt mir."
    Keinem der sechs Geschwister war es bislang möglich gewesen, sich tatsächlich an die drastische Veränderung in der Boscastle-Hierarchie zu gewöhnen, die das letzte Jahr mit sich gebracht hatte. Bis zwei Monate vor seinem Tod war ihr Vater in einer so guten gesundheitlichen Verfassung gewesen, dass jeder geglaubt hatte, der alte Tyrann würde noch Jahrzehnte leben.
    Doch so unglaublich wie sein Tod war auch die Nachricht gewesen, dass der jüngste Bruder Brandon umgekommen war, als er britische Interessen in Nepal zu verteidigen versuchte. Es erschien ihnen allen ein Ding der Unmöglichkeit, einen so gesunden, kräftigen jungen Mann niemals wieder zusehen.
    Die Familie hatte sich von diesen beiden schrecklichen Todesfällen noch nicht erholt. Die Verantwortung war Grayson förmlich in den Schoß gefallen, ehe er so ganz verstanden hatte, wie ihm geschah. Genau genommen war er auf dem Weg nach China gewesen, als ihn die Nachricht vom vorzeitigen Tod des Vaters erreichte.
    Praktisch über Nacht war er gezwungen gewesen, seine privaten Interessen hintanzustellen und all seine Energie auf die Verwaltung der großen Anwesen zu verwenden. Das Boxen und das Trinken, die Jagdrennen und die Geschäftsreisen in exotische Länder würden warten müssen, stattdessen verbrachte er seine Zeit mit den Finanzen, den Angelegenheiten der Familie, kümmerte sich um die
    Pensionen für seine kränklichen Tanten und um die zahllosen wohltätigen Einrichtungen, die von seinen Eltern unterstützt worden waren.
    Dazu kam noch der Boscastle-Clan: drei Brüder, die keine Mäßigung kannten, eine Schwester, die es ihren Brüdern nur zu gern gleichgetan hätte, eine weitere in Schottland, die die Familie praktisch verleugnete. Außerdem waren da noch etliche Cousinen und Cousins, zu denen der verschwundene Nigel zählte - wobei auch die anderen nichts von Schicklichkeit zu halten schienen. Ein Boscastle zu sein, hieß für sie offenbar, sich über alle Grenzen und Konventionen hinwegsetzen zu können.
    Hätte jemand vor einem Jahr zu Grayson gesagt, er werde bald die Welt aus der Sicht seines Vaters betrachten, nicht aber mit seiner üblichen Unbeschwertheit, die nur den jeweiligen Augenblick kannte, wäre er in schallendes Gelächter ausgebrochen.
    Jetzt hing das Überleben dieser Familie ganz allein von ihm ab. In den letzten Wochen war er zudem durch langes und schmerzhaftes Nachdenken zu der Erkenntnis gelangt, dass seine jämmerliche Familie ihm doch recht viel bedeutete. Der Verlust eines Bruders und des Vaters innerhalb kurzer Zeit hatte ihn zu dieser erschreckenden Einsicht gebracht. All diese Erkenntnisse änderten aber nichts daran, dass Verantwortung auf einen Lebemann immer wie ein Schock wirkt.
    „Und was machen wir nun?", fragte Heath und lächelte flüchtig einer attraktiven jungen Frau zu.
    Grayson lehnte sich amüsiert zurück. „Kannst du dich lange genug von den Frauen fernhalten, um mir eine Hilfe zu sein?"
    „Ich? Und das sagt mir ausgerechnet der Mann, der darauf wartet, dass seine beiden letzten Verflossenen über ihn herfallen. Aber im Ernst: Ich werde dir helfen." Heath war ernst geworden und sah Grayson eindringlich an.
    Grayson nickte. Nur wenige wussten von Heaths Arbeit für den britischen Geheimdienst während des Krieges. Nicht mal Grayson kannte Details, aber er würde seinen Bruder auch
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